Borneo

"So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
Den Fortschritt
der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
Bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
Noch immer die alten Affen"

- Erich Kästner -

- Ausschnitt aus einem Reisetagebuch -

18. April 2018

Wetter: Bewölkt mit teilweise tropischen Regengüssen

Ich und meine Kollegen, Ms. Ramseier und Mr. Heldman, befinden uns auf einer kurzen Reise in den Dschungel im Reich des Sultans Hassanal Bolkiah. Wir kamen kurz nach Mitternacht mit einer A320 Maschine aus Manila in Bandar Seri Begawan an. Mit dem Auto ging`s über leere, bis zu dreispurige Strassen ins Hotel. Wir waren alle Müde und freuten uns auf den Schlaf. Die Vorbereitungen für den frühen Morgen waren bereits alle getroffen und so konnten wir uns zügig schlafen legen. Die 5-6 Mittbewohner der Gattung Blattodea störten uns dabei nur gering. 
Um exakt 8:45 Uhr morgens stiegen wir in unseren Minibus und fuhren Richtung Hafen. Unser Schnellboot wartete bereits auf uns. Innerhalb von ca. 40min fuhren wir Flussabwärts und aufs offene Meer hinaus. Hinaus auch aus dem Sultanat, durch die föderale, parlamentarische Wahlmonarchie von König Muhammad V, nur um wieder ins Sultanat zu gelangen. Wir fuhren den Temburong hoch bis nach Bangar. Von dort brauchten wir ca. 15min bis zur Anlegestelle unseres Langbootes, welches bereits auf uns wartete. Die weitere Fahrt verlief wieder auf dem Temburong bis nach Ulu Ulu, was in der Sprache der Lokalbevölkerung "weit, weit weg" heisst. 
Ulu Ulu befindet sich in mitten eines der unzugänglichsten und naturbelassensten Regenwälder Gaias. Erst kürzlich wurden hier noch unbekannte Vogelarten und Amphibien beschrieben. Die Reise hierher verlief bei oben erwähntem Wetter nicht ganz trocken, aber unsere Taschen hielten Reisegepäck und Ausrüstung trocken. Eine erste, kurze Forschungsreise auf Schwimmutensilien aus gummi arabicum um unser Lager wurde durch einsetzenden, heftigen Regenfall unterbrochen. Die Tour auf dem Kanu musste sogar gänzlich abgesagt werden. Wir hoffen nun auf eine Wetteränderung, denn unsere Zeit hier ist begrenz. So steht bereits heute Abend ein nächtlicher Ausflug in den Dschungel an und noch vor Sonnenaufgang in die luftigen Höhen des Canopy Walks. 

 

Fotos Brunei:

https://www.icloud.com/sharedalbum/#B0cGDdyTvJpBEOX 

22. April 2018

Wetter: Aufklärender Morgenhimmel nach Regenfällen nachts

Nach unserem Aufenthalt im Dschungel des Sultans geht es nun weiter in den Dschungel des Königs.
Wir entdeckten allerlei Insekten, von Gottesanbeterinnen über Taranteln bis hin zu bis dato völlig unbekanntem Kriechgetiere, eine Vielfalt von Amphibien und Reptilien sowie diverse Vögel. Selbstverständlich haben wir alle Fotodokumentiert und ein paar Exemplare werden wir der Öffentlichkeit auf unsere Page zugänglich machen. Dem Betrachter sei Bewusst, dass die Arbeiten unter erschwerten Bedingungen durchgeführt werden mussten, denn das Wetter war leider nicht auf unserer Seite. Es regnete zeitweise fast sintflutartig. Ansonsten nieselte es praktisch durchgehend. Dies liess die Wasserspiegel der Flüsse ansteigen und machte den Waldboden wie auch die hölzernen Treppen sehr rutschig, trotz gutem Schuhwerk. Zudem findet im Dschungel ja nur wenig Verdunstung statt, so dass nasse Kleider nass blieben und wir permanent schwitzten. Aber für die Forschung nahmen wir das gerne in Kauf.
Nach getaner Arbeit gönnten wir uns noch eine kleine Reinigung durch Fische an einem Wasserfall. Eine entsprechende Videodokumentation wird eventuell ebenfalls hochgeladen.
Ein, zwei Tage nach dem Dschungelaufenthalt verbrachten wir noch bei seiner Majestät, dem Sultan Hassanal Bolkiah. Er selbst war gerade ausserlande, genauer gesagt bei Queen Elizabeth of England, welche zum Commonwealth Meeting geladen hatte. Dies machte uns wenig aus, denn es fehlte uns an nichts. Wir konnten uns erholen uns unsere Ausrüstung auf das neue Abenteuer vorbereiten. Denn wie gesagt bin ich, während ich diesen Text schreibe, bereits zusammen mit Ms Ramseier und Mr Heldman auf dem Weg in den Dschungel des Königs Muhammad V. Dieses Mal gilt unser Augenmerk den Waldmenschen, oder in der Sprach der Einheimischen, den Orang Utan.

 

23. April 2018

Wetter: Tropisch Feuchtwarm mit gelegentlichen, kurzen Regenschauer

Mr. Heldman, Ms Mirjam und Ich verbrachten den vorigen sowie den heutigen Tag mit Entdeckungsreisen per kleinem Motorboot auf dem Sungai Kinabatangan. Genauer gesagt in dessen Überschwemmungsgebiet am Unterlauf des mäandrierend verlaufenden Flusses. Er ist mit einer Länge von 560 km und einem Einzugsgebiet von 16800km^2 der grösste Fluss Shabas.
Unser Augenmerk galt einem unseren nächsten Verwandten, welcher zu 96.4% unser Erbgut teilt. Gemeint ist natürlich Pongo pygmaeus aus der Gattung Hominoidae, dem Orang-utan. Schätzungsweise 11000 leben von ihnen noch auf Borneo, mit fallenden Zahlen. Grund dafür erkennen wir in der Fragmentierung und Abnahme des Habitates (durch Palmölplantagen). Aber auch durch Krankheiten, die besonders den Nachwuchs befallen. Dies geht auf die verminderte, genetische Durchmischung bei immer weniger Männchen zurück.
Wir sahen 5 wilde Individuen, davon ein ausgewachsenes, ca. 95kg schweres Alphatier. Es war sehr beeindruckend, wie sich das Geäste, ja gar der ganze Baum unter seinem Gewicht zu neigen begann. Ein, zwei unserer Dokumentationsfotos werden wir natürlich auf unsere Homepage hochladen.
Wir durften uns glücklich schätzen auch andere, sehr seltene Tiere zu sehen. Darunter Ciconia Stormi, eine Storchenart die Weltweit auf unter 500 Individuen begrenzt ist. Zudem Paradoxurus hermaphroditus, eine Schleichkatze (Mitproduzent der Luwak-Kaffeebohne), Nasalis larvatus, ein nur auf Borneo vorkommender Meerkatzenaffe, der durch eine grosse Nase die Aufmerksamkeit der Weibchen auf sich zieht. Dann weitere Affen, darunter Macaca fascicularis und Presbytis rubicunda, aber auch allerlei Amphibien, Reptilien und Vögel, wobei Anthracoceros malayanus einer der beeindruckensten war.
Nachdem wir unsere Arbeit hier am Kinabatangan beendet haben, geht es nun per Boot und MiniVan weiter ins Landesinnere, weiter in den Dschungel hinein. Dabei werden wir leider auch Kilometer über Kilometer in einer der langweiligsten Umgebungen der Welt unterwegs sein. Gemeint sind natürlich Palmenplantagen. Eine Schande für Borneo, eine Schande für uns Menschen.


Fotos Malaysia:

https://www.icloud.com/sharedalbum/#B0c5fk75vD93Rv

 

Videolink:

https://vimeo.com/266885811

(PW: dschungelbuch)