Südamerika

Buenos Aires

 

Hallo zusammen. Wir sind nach Auckland weiter nach Südamerika gereist, genauer gesagt, nach Buenos Aires, der Hauptstadt Argentiniens. Hier würden wir 4 Nächte verbringen, bevor es weiter nach Bolivien geht. Warum Buenos Aires? Nun ja, einerseits war der Flug von Neuseeland her der billigste und zweitens wussten wir bei der Planung unserer Reise noch nicht genau, was wir in Südamerika erleben wollten. Dies wissen wir jetzt und der Schwerpunkt unseres Trips wird Bolivien und Peru bilden. Buenos Aires war also wie Auckland eine Übergangsstation zur weiteren Planung. Eine Übergangsstation mit viel Charme jedoch. Klar, es war nicht, wie man es sich von Touristenkatalogen her vorstellte. Ich meine, es war ja auch Winter. Es war kühl bis kalt und es regnete andauernd. Das öffentliche Leben war entsprechend reduziert und man vermisste die Latino- oder Tangomusik, welche sonst an allen Ecken läuft. Trotzdem lernten wir tolle Leute kennen, unter anderem eine Amerikanerin, welche zusammen mit ihrem bolivianischen Freund ein Hostel unterhielt. Von ihr lernten wir viel über die Stadt kennen und wir wurden mit guten Tipps für unsere weitere Reise in Peru versorgt. Denn wie wir war Caroline (so ihr Name) eine Surferin, die auf ihrem Weg nach Buenos Aires Peru und Equador mit dem Surfbrett bereiste. Zudem stiegen wir mal wieder, wie oben erwähnt, in Hostels ab, und da lernt man Leute von überall her kennen. Einige waren lustig, andere eher lästig. Im Vergleich zu früheren Zeiten muss man sich im Zeitalter von Laptops und Smartphones aber längst nicht mehr mit Menschen unterhalten, die einem nerven. Einfach Natel rausgezogen und Kopfhörer rein und man ist in seiner eigenen Welt, die keine nationalen Grenzen mehr kennt. Die Welt wird kleiner, so denken wir zumindest.

In Buenos Aires bewegten wir uns vornämlich zu Fuss oder mit der U-Bahn. Alleine oder auf geführten Touren sahen wir die prunkvollen Paläste der Oligarchen zu Anfang des letzten Jahrhunderts (die aussahen wie französische Paläste von vor 400 Jahren), Parkanlagen, moderne architektonische Bauten oder das Grab von Eva Peron, genannt Evita. Unser Führer war ein argentinischer Student, der mit viel Fachwissen aber auch intimen Geschichten der einzelnen Personen oder Gebäuden auftrumpfen konnte. Er war in Buenos Aires aufgewachsen und kannte sich entsprechend gut aus. Auch über die aktuelle, politische und ökonomische Situation kannte er sich bestens aus. Und diese ist ja alles andere als Langweilig. Man beachte z.B. nur mal den fast freien Fall des argentinischen Pesos und der steigenden Inflation seit Anfang dieses Jahres.
Die Tage waren also alles in allem kurzweilig und wir hatten unseren Spass. Auch die argentinische Küche verwöhnte unsere Gaumen mit leckeren Fleischgerichten. Einen Abend führte mich Mirjam ins "la cabrera" aus, einem DER klassischen Fleischtempel in der Stadt aus. 

Trotzdem setzte uns das Wetter zu und wir waren nicht sehr traurig, als wir schliesslich wieder einmal das Flugzeug bestiegen (zum wievielten Mal es wohl war? Ich weiss es nicht) und weiter nach La Paz flogen. Argentinien ist definitiv ein Land, dass wir wieder besuchen werden. Dann aber im Sommer und mit mehr Zeit im Gepäck.

 

Fotos:

https://www.icloud.com/sharedalbum/#B0cG0ehgLSvUZw

Video Buenos Aires:

https://vimeo.com/280854880

(PW: buenos)


Bolivien

 

La Paz

Aus Buenos Aires kommend kamen wir spät abends am internationalen Flughafen von La Paz, genannt El Alto, an. El Alto ist gleichzeitig ein eigenständiger Teil von La Paz. Er bindet sich im Gegensatz zur Stadt auf einem Hochplateau, etwas über 4000 Metern über Meer. Es war bereits spät am Abend und wir hatten noch mit Mirjams Eltern an der Hotelbar abgemacht. Also machten wir uns auf zu den Telefonanbietern am Flughafen, wie wir das immer machen, um uns eine lokale Simcard zu besorgen. Leider werden diese nur zu Bürozeiten verkauft, obwohl der Laden des Telefonanbieters offen hatte.

Also gingen wir ohne Simcard im Sack zu den Geldautomaten. Diese liefen zum Glück auch ausserhalb der Bürozeiten und wir konnten uns Bares besorgen. Mit unseren Dineros besorgten wir uns ein Taxi, dass uns von El Alto nach Calacoto bringen sollte. Wir wussten, dass der Preis ca. 100 Bolivianos (ca. 14 CHF) kosten sollte. Ungewöhnlicherweise versuchte der Taxifahrer erst gar nicht, uns über den Tisch zu ziehen. Und als er dann auch selbstständig unsere Surfboards im Auto verstaute ohne Murren oder Extrakosten, guckten wir nicht schlecht. Ganz anders als das, was wir in Asien erlabt hatten. Und sehr im positiven Sinne. Wir machten uns also durch das nächtliche El Alto. Die Strassen waren leer. Nur ein paar Hunde rissen sich um ein paar übriggebliebene Reste. Nach ca. 10 Minuten erreichten wir die Strasse, die etwa 500 Höhenmeter in die Tiefe nach La Paz führte. Es war ein fantastischer Anblick! Im Dunkeln konnte man anhand der Lichter nur erahnen, wie sich die Stadt an die Hänge der Hügel und Berge schmiedet. Uns entfuhr ein spontanes "Wau". Stolz fuhr unser Taxifahrer an den Strassenrand und bot uns Gelegenheit, ein paar Fotos zu knipsen, bevor es weiterging. Hier ein paar schnelle Daten von La Paz. Eine Stadt, die ca. 800'000 Leute beherbergt (ohne El Alto, wo etwa 1 Million Menschen leben), und der höchstgelegene Regierungssitz der Welt ist. Dir Stadt befindet sich in einem Tal des Rio Chokeyapu, welcher die Hochebene des Altiplano durchfliesst. Unten herrscht ein angenehmeres Klima als oben bei El Alto, so dass die Wohlhabenderen Bürger eher in tieferen Lagen wohnen als die Ärmeren. Zum Stadtbild gehört auch der über 6000 Meter hohe Illimani. Der Schneebahangene Hausberg der Stadt, den man bei gutem Wetter fast von überall her sieht.
Die Fahrt dauerte etwa eine Stunde, bis wir unser Hotel erreichten. Wir legten unser Gepäck zur Seite, machten uns kurz frisch und waren dann bereits auf dem Weg zum nahegelegenen Hotel von Fränzi und Philipp. Der Weg führte uns zwei Häuserblocks den Weg hinauf und wir bemerkten schnell, dass einem die Luft auf 3500 M.ü.M. halt schnell ausgeht und wir begannen schwerer zu Atmen. Auf halben Weg kam uns Philipp entgegen um uns in Empfang zu nehmen. Das Zusammentreffen war herzlich und Mirjam konnte ihre Freude kaum verbergen. Noch herzlicher wurde es schliesslich an der Bar, als wir auf Fränzi stiessen. Ich hatte ja aufgrund meiner Prüfungen die beiden vor gut einem Monat in der Schweiz gesehen. Aber für Mirjam waren es jetzt etwas mehr als 6 Monate, als sie ihre Eltern zum letzten Mal sah. Und ich denke, sie hatte sie doch ein wenig vermisst. Bereits seit Auckland begann sie sich sehr auf diesen Moment zu Freuen. Und nun war er da. Wir unterhielten uns ausgiebig und das eine oder andere Alkoholika wurde konsumiert, so dass wir erst sehr spät zu Bett gingen.
Morgens ging es zeitig vor die Tür. Da La Paz wie gesagt grosse Höhenunterschiede aufweist, wurden unter Evo Morales mehrere, zusammenhängende Gondelbahnen gebaut, die über die Häuser der Stadt hinwegschweben und so in kurzer Zeit die Höhenunterschiede überbrücken können. Gebaut wurden diese von einer schweizer (Gondeln) und einer österreichischen Firma (Masten). Die Kosten für eine Fahrt berechnen sich nach Länge der Fahrt, sind aber im Vergleich zu Österreich und der Schweiz verschwindend gering. Und so kann man für wenig Geld durch die Stadt gondeln und sieht allerlei Sehenswürdigkeit. Manchmal erwischt man auch ganz 
Intime Einblicke in die Privatsphäre der Bewohnet der Stadt, wenn sie die Vorhänge nicht geschlossen haben oder Arbeiten im Garten oder auf dem Dach verrichten. Man gondelt auch über unzählige Fussballfelder, die bis tief in die Nacht stets besetzt sind. Überall wird zu jeder Uhrzeit Fussball gespielt. Zudem sieht man die Allgegenwärtigkeit von Mr. Morales. Überall prangt sein Konterfei von unzähligen Postern. Viele Leute in Bolivien unterstützen ihn. 2020 sind erneut Wahlen in Bolivien. Eigentlich dürfte der amtierende Präsident nach zwei Legislaturen nicht mehr antreten. Mr. Morales versucht jedoch, die Verfassung zu ändern, um noch weitere Male antreten zu können, was irgendwie an die greisen Langzeitherrscher Afrikas erinnert und einen fahlen Nachgeschmack hinterlässt.
Jedenfalls endete unsere Fahrt im Zentrum der Stadt. Am Hauptplatz befindet sich der grosse Markt sowie die Kirche. Auf dem Weg dahin passiert man die Statue von Simon Bolivar auf einem Ross, dem grossen Unabhängigkeitskämpfer Südamerikas. Wir streiften durch die kleinen Läden am Hang und durch den Hexenmarkt. Neben den klassischen Touri-Artikeln kann man hier Kleider aus Lamawolle, Panflöten, Stoffe, Essen Kräuter sowie diverse Hexenutensilien Kaufen. Darunter Lama- und Alpakaföten. Wir hatten uns noch nicht ganz an die Höhe gewöhnt, weswegen wir uns nur langsam und unter Anstrengung fortbewegten. Dabei bemerkten wir zwei Sachen. Erstens, Bolivianer und Bolivianerinnen sind sehr freundlich und reden gerne englisch mit einem, wenn sie es können. So wurde z.B. Philipp von einem etwa gleichaltrigen Herren auf Englisch angesprochen. Dieser wollte wissen, wieso Philipp so gross sei:). Und zweitens, dass Frauen die gleichen, unter anderem körperlich fordernde, Arbeiten verrichten. So arbeiten diese z.B. gerad so häufig auf dem Bau wie die Männer. Gerade zu den Frauen gilt es joch zu sagen, dass diese sehr oft in traditionellen Kleidern herumschritten. Die Cholitas genannten Frauen tragen dabei den Pollera, einen Überrock mit ca. 10 Unterröcken, was ihnen einen rundliches, gar übergewichtiges Antliz verleiht. Dazu gehört ein Schultertuch und ein melonenartiger Hut. Dieser ist ein langanhaltender Trend, der von einem kreativen Italiener gestartet wurde. Dieser Importierte solche Hüte zu Hauf und versuchte, diese in Bolivien an den Mann zu bringen. Leider kamen die Hüte bei den Herren überhaupt nicht an und er blieb auf seiner Ware sitzen. In der Not begann er der Damenwelt zu erzählen, dass diese Hüte der neuste Trend in Europa seien, und so fand er in der Frauenwelt einen neuen Absatzmarkt und kreierte so einen neuen, bis heute anhaltenden Trend.
Wieder zurück am Hauptplatz angekommen ging es durch das grosse Marktgebäude in Richtung des Regierungssitzes. Diese ist eine Mischung aus klassischem Baustil und einem angebauten Hochhaus für den Regierungssitz. Das Eine ganz schön, das Andere eher hässlich. Ganz oben auf dem Hochhaus befindet sich ganz offensichtlich ein Helikopterlandeplatz. Denn der dazugehörige Helikopter war verantwortlich für den Lärm am Himmel dieses frühen Morgens. Langsam begann es einzudunkeln und mit der Dunkelheit kam die Kälte. Wir suchten Unterschlupf in einem Café. In dem an der Wand hängenden Fernsehgerät lief Wrestling und wir tranken Cappuccino, Bier und Kaffee mit Rum. Dies wärmte uns so weit auf, dass wir es wieder nach draussen wagten. Wir suchten ein geheiztes Restaurant, um uns zu verköstigen, und so landeten wir schliesslich bei einem Belgier mit einer winzigen, aber kompetenten Bedienung. Das Essen schmeckte nicht schlecht, das Bier war lecker und Fränzi wechselte ein paar Worte mit dem Manager auf holländisch, was ihr offensichtlich Freude bereitete. Mit vollen Wänsten machten wir uns mit der Gondel wieder in Richtung Hotel, in welchem wir die zweite Nacht in La Paz verbrachten. 
Am nächsten Tag machten wir uns früh morgens mit unserem Fahrer in Richtung Copacabana, aber dies erzähle ich im nächsten Bericht.

Titicacasee

5 Minuten zu früh erreichten Mirjam und ich das Hotel ihrer Eltern. Am Vortag hatten wir aufgrund eines eher langsamen Koches leichte Verspätung gehabt, weswegen uns Philipp Scherzens halber ermahnte, heute pünktlich zu sein. Sonst würden sie ohne uns abfahren. Sergio, der etwas übergewichtige Fahrer war bereits vor Ort und das Gepäck konnte schnell verstaut werden. Mirjam, Fränzi und ich sassen hinten, Sergio und Philipp vorne. Bis nach El Alto brauchten wir 30-40 Minuten und durch El Alto selbst über eine Stunde. Es war faszinierend anzusehen, wie schnell diese Stadt in den letzten Jahren gewachsen sein muss. Ganze Strassenzüge waren erst halbfertig gebaut und ohne Strom oder Wasser. Trotzdem wurden die halb fertigen Häuser bereits bewohnt. Auf dem Altiplano und ausserhalb El Altos wurde die Gegend von mehr Tieren als Menschen bewohnt. Die Strasse verlief stets gerade aus, was vor allem Sergio zu schaffen machte. Ihm begannen nämlich die Augen zu zufallen, was für einen Autofahrer nicht gerade das Beste ist. Ganz zu schweigen über den Eindruck, den er auf die Passagiere hinterliess. Wir machten also eine längere Pinkelpause und kauften ihm eine Cola. Diese hielt an und nach einiger Zeit wurde die Strasse wieder kurviger und diverse Baustellen forderten Sergios Aufmerksamkeit, so dass seine Augen offen blieben. Das Wetter war zudem nicht gerade gut. Es regnete zwar nicht, wir konnten den Titicacasee aber lange nicht sehen aufgrund der Wolken. Erst, als wir zur Überquerung des Sees kamen, um zur gegenüberliegenden Peninsula zu gelangen, erblickten wir ihn. Die Überquerung selbst war ein kleines Abenteuer für sich. Eine Brücke gibt es an diesem Ort nicht. Man nimmt eines der unzähligen Boote. Diese sind Rechteckig, haben eine Ladefläche aus Holz (man kann durch die Ritzen das Wasser sehen) und es haben zwei Autos oder einen Bus darauf Platz. Unser Fährmann war ein älterer Herr und hatte keine Zähne mehr. Er sah jedoch sehr zufrieden aus, als wir seinen Kahn bestiegen und er uns übersetzten durfte. 
Auf der anderen Seite nahm die Strasse einen kurvigen Verlauf durch die Hügel und es begann langsam zu schneien. Zum Glück, kann man fast sagen, denn bei Sergio begannen schon wieder die Augen schwer zu werden. Überall sah man nun Autos am Strassenrand und Familien begannen, Schneemänner und Schneelamas zu schaufeln. Später erfuhren wir, dass trotz der grossen Höhe von ca. 4000MüM, hier nur selten Schnee fällt.
Viele der Autos am Strassenrand waren kunstvoll geschmückt. Sergio klärte uns darüber auf, dass es sich bei Copacabana um einen bedeutenden Wallfahrtsort handelt. Es gibt da eine heilige Puppe, die Virgen de Copacabana. Dieser Puppe werden zahlreiche Wunder und Heilungen zugeschrieben, weswegen sie als Schutzgöttin des Sees gilt und Leute zu Fuss von La Paz zu ihr nach Copacabana pilgern. Zudem kann man da sein Auto segnen lassen, damit es gut und unfallfrei fährt. Er selbst sei auch schon zu Fuss gepilgert und sein Auto sei ebenfalls gesegnet. Dies interessierte uns sehr und wir nahmen uns vor, einer solchen Autosegnung beizuwohnen.
In der Ferne konnte man nun die "Stadt" sehen und wir fuhren über den Hauptplatz in Richtung Hotel, welches nahe am See lag. Auf dem Platz standen bereits die Autos für die Segnung bereit. Wir verschoben die Besichtigung aber auf morgen, denn Segnungen werden täglich abgehalten. Das Hotel war gut und die Zimmer sauber, nur ein wenig kalt. Wir steckten den mobilen Radiator ein und heizten während des gesamten Aufenthaltes voll durch. So ging es recht gut mit der Wärme. 
Mirjam und ich blieben im Zimmer, während Philipp und Fränzi das Dorf erkunden gingen. Wir mussten noch unsere weitere Reise klarmachen. Ich und Mirjam wollten nach Copacabana in die Salar de Uyuni reisen. Ihre Eltern waren bereits da und würden die nächsten Tage in den Regenwald von Rurrenabaque gehen. Wir hatten bereits genug Regenwald auf unserer Reise gehabt, weswegen wir lieber nach Uyuni fuhren. Leider war das Internet so schlecht, dass es mit dem Buchen nicht vor sich gehen wollte. Nach über einer Stunde waren Mirjams Eltern zurück und wir hatten noch nichts gebucht oder organisiert. Zum Glück hatten sie einen Apéro (Whiskey) dabei, womit wir unseren Frust runterspülen konnten. Philipp liess uns sogar an seinem Hotspot teilhaben, womit die Buchung trotzdem noch klappte. Danach gingen Philipp, Mirjam und ich noch ins Dorf einen heben. Fränzi fühlte sich nicht ganz so wohl und blieb im Hotel zurück. Wir Anderen fanden wie gesagt in einer Beiz im Dorf Unterschlupf, welche fast gänzlich aus Schilf und Stroh bestand. Es hatte eine Feuerstelle und Literflaschen Bier. Es wurde ein lustiger Abend und als wir nach Hause kamen, hatte der kleine Radiator in unserem Zimmer für eine warme Ankunft gesorgt. Trotz der Höhe schliefen wir gut.
Am nächsten Morgen ging es als erstes ans Ufer des Titicacasees. Wir beobachteten hier das eher gemütlich Treiben der Einheimischen sowie des Inlandtourismus. Ausländer hatte es auch ein paar, aber nicht viele. Nachdem wir uns satt gesehen hatten, ging es einer der gepflasterten Strassen den Hügel hoch auf den Dorfplatz. Dort begann es langsam hektisch her zu gehen, denn angeblich sollte der Pfaffe bald für die Autosegnungen erscheinen. Ganze Busse standen bereit, Neufahrzeuge und sogar ein deutsches Pärchen war bereit, ihr Auto segnen zu lassen. Natürlich alle schön verziert mit vorbereiteten Champagner- und Bierflaschen, sowohl für Fahrzeug als auch für den Fahrer. Wir gesellten uns erst zum Reisebus aus Potosi und anschliessend zum Schwabenpärchen (eigentlich waren die ja aus München, aber grosser Kanton ist grosser Kanton. Tüütschi halt äbä;)) Die waren nun seit fast 2 Jahren unterwegs, planten aber an Weihnachten wieder zu Hause zu sein. Wen's interessiert kann sich ihren Blog anschauen (
www.wir-sind-dann-mal-weg.com). Bis der Pater endlich erschien dauerte es zwei lokale Drinks (Eiweiss mit Bier) und Frauenfürze, welche man hier kaufen kann. Dann war es endlich soweit und der Pfarrer erschien. Er ging von Auto zu Auto und bespritze dieses und die dazugehörigen Menschen mit Weihwasser, murmelte etwas vor sich hin, sackte dafür ein wenig Cash ein und ging zur nächsten Karren. Fränzi und ich standen etwas nah beim Auto der Deutschen, weswegen er uns mit segnete. Halleluja. Danach hatten wir genug Segnungen und auch nicht mehr allzu viel Zeit, denn wir wollten vor unserem Nachmittagsprogramm noch schnell was Essen. Leider war die Küche und die Bedienung eher das Gegenteil von Schnell und unsere kostbare Zeit strich sinnlos dahin. Dies machte besonders Philipp nervös, der Angst hatte, die Tour zu verpassen. Seine Nervosität färbte auf Franzi ab und die zwischenmenschliche Atmosphäre verschlechterte sich. Kurz vor dem Eklat kam dann aber doch noch unser Essen. Philipp war als erster fertig und machte sich auf, unseren Guide über unsere Verspätung zu informieren. Wir anderen trafen 5 Minuten später ein und die Zeit reichte schliesslich aus. Man konnte sogar noch auf die Toilette gehen. So fuhren wir gesättigt und mit leeren Blasen zur Isla del Sol, um eine kleine Wanderung zu machen und uns Inkaruinen anzusehen. Die schönsten Ruinen kann man zurzeit jedoch nicht besichtigen, denn es herrschen Unstimmigkeiten zwischen den Menschen im Norden der Insel und denen im Süden. Primär geht es um Geldeinnahmen der Touristen. Angeblich übernachteten die meisten Touris im Norden, da man da näher an den Ruinen ist. Also bauten die im Süden neue Herbergen noch näher an die Inkarelikte, worauf die Nordleute diese sprengten (Jup, Dynamit kann man hier relativ gut erhalten). Zeitweise musste die Insel sogar komplett für den Tourismus gesperrt werden und die bolivianische Marine musste eingreifen (Trotz fehlendem Meeranschluss unterhält Bolivien auf dem Titicacasee und ein paar tieferen Grenzflüssen eine Marine). 
Die Ruinen waren nett, aber viel stand nicht mehr. Angeblich seien die Inka von hier aus nach Cusco gewandert, hätten dort ihre Kultur aufgebaut und seien dann erneut zum Titicacasee gekommen. 
Nach unserer Rückkehr ins Hotel bearbeiteten Philipp und Mirjam ihre Fotos und Fränzi und ich spielten Yazzi und Tschausepp und tranken Wein dazu. Als die anderen beiden endlich fertig waren und wir uns auf den Weg zum Essen machten, waren Fränzi und ich bereits leicht angesäuselt. Der zusätzliche Wein und das Bier machten uns gänzlich lustig und es wurde ein toller Abend. Nicht mal die schlechte Musik der fahrenden Neo-hippies konnte unsere Stimmung trüben. 
Am nächsten Morgen wurden wir gegen Mittag von Sergio abgeholt und wieder zurück nach La Paz gebracht. Diese mal fielen ihm die Augen nur einmal fast zu. Glück gehabt.

Salar de Uyuni

Unser dritter Stopp in Bolivien führte uns nach Uyuni, einer Stadt im Südwesten des Landes. Uyuni selbst ist eine Wüstenstadt auf 3971M.ü.M. und an sich keinen Besuch wert. Die Leute verdienen sich hier ihr Geld mit der Lamazucht und den daraus resultierenden Produkten, dem Fleisch und den Fellen. Oder eben mit dem Tourismus, dem eigentlichen Hauptwirtschaftszweig, weswegen wir auch hier sind. Den Uyuni ist das Tor zur Salar de Uyuni, der grössten Salzwüste unserer Erde. Entstanden durch das Austrocken des Paläosees Tauca vor 10'000 Jahren, bietet sich hier eine surreale Welt, wie man sie sonst nur aus Büchern oder albernen Fotos auf Instagram/ Facebook kennt. Also ein Muss auf jeder Bolivienreise. Mirjams Eltern waren bereits da, weswegen wir uns entschieden, in die Wüste zu gehen, während Philipp und Fränzi nach Rurenabaque und den Madidi-Nationalpark besuchen würden. Regenwälder hatten wir auf unserer Reise nun schon einige gesehen, Wüsten hingegen noch nicht. Wir verglichen also die Angebote einiger Anbieter im Internet und wurden mehr oder weniger schnell fündig. Die Sehenswürdigkeiten, zu denen man fährt, waren alle in etwa gleich und so entschieden wir uns für einen spanischen Anbieter, bei welchem die Hotels ein privates Doppelzimmer anboten, der Tourguide ohne Aufzahlung ein wenig Englisch sprechen könne und im Vergleich zu anderen Anbietern einen deutlich besseren Preis hatte. Die Frage war nun nur, wie man nach Uyuni kommt. Einerseits gibt es da drei Busanbieter, die im Internet nicht gerade auf die besten Rückmeldungen stiessen. 2012 mussten alle ziemlich schlimm gewesen sein. Keine Heizung, nicht der Bus, der angeboten wurde, unfreundliche Fahrer, die trotz angekündeter Direktfahrt ihr Extrageld mit Passagieren zwischen einzelnen Orten verdienten, schlechte Strassen, ect. 2015 wurden dann die Buse besser, das Problem mit den Fahrern blieb aber und es kamen ab und zu Kameras und Geld über Nacht weg. Die neusten Rückmeldungen auf Tripadvisor oder Facebook versprachen eine weitere Besserung, jedoch keine erholsame Nacht und so entschieden wir uns für das teurere Flugzeug. Diese braucht statt einer ganzen Nacht Busfahrt lediglich eine Stunde.
Wir teilten dies unserer Agentur mit, welche uns einen Abholdienst versprach. Alles tip-top also. Wir buchten für unsere einzige Nacht in La Paz eine billige Bleibe in El Alto, der eben nicht ganz so sicheren Gegend in La Paz. Wir wurden auf dem Rückweg von Copacabana von unserem Fahrer direkt hier abgeladen, im Herzen El Altos. Auf den Strassen war unglaublich viel Los und die unterschiedlichsten Menschen gingen den unterschiedlichsten Gewerben nach. Das Hotel selbst war genau das, was es versprach. Eine billige Absteige, um am nächsten Tag schnell am Flughafen zu sein. Das Taxi für den folgenden Morgen war schnell organisiert und wir erledigten noch ein paar Dinge im Zimmer, bevor es für umgerechnet 2 CHF mit dem Minibus und der Gondelbahn ins Stadtzentrum zum Abendessen mit Philipp und Fränzi ging. Wir assen alle Spagetti Pesto und einen sehr leckeren Avocado-Quinoa-Salat. Zurück ging es wieder mit der Gondelbahn bis nach El Alto, da es aber bereits dunkel war und wir den Überblick über die über 200 Minibus-Linien noch nicht hatten, mit dem Taxi zurück ins Hotel. Wir waren beide müde uns so schliefen wir schnell ein. 
Am Morgen klappte das mit dem Taxi wunderbar und wir waren fast zwei Stunden vor Abflug am Flughafen. Auch das Check-in und die Kontrollen waren innert Kürze abgewickelt, so dass wir viel zu viel Zeit hatten. Wir gönnten uns also ein Frühstück in einem der drei Essmöglichkeiten. Ich hatte einen kleinen Thuna-Sub und Mirjam ein Schinken-Käse-Croissant und einen Cappuccino. Danach ging es ans Gate und wir verbrachten unsere Zeit mit Internet-Surfen und rumhocken. Irgendwie kamen die Flieger auf der Anzeigetafel einfach nicht über das Pre-Boarden hinweg. Selbst 10 Minuten nachdem unser Flieger den Boden hätte verlassen müssen, sassen wir noch warten da, ohne Informationen vom Flughafen- oder dem Airline-Personal bekommen zu haben. Wir informierten also unseren Operator über die Verspätung und warteten geduldig weiter, bis endlich eine Durchsage auf für Aufklärung sorgte. Leider war die nur in Spanisch und ich verstand lediglich, dass der Flughafen La Paz geschlossen war, es jetzt aber losgehen würde mit borden. Vor uns kam erst noch ein anderes Flugzeug zum Zug, und so konnten wir noch Abschied von Mirjams Eltern nehmen, die eben an den Gates eintrafen. Das Boarding ging dann schnell vonstatten und bald waren alle Passagiere an Bord. Leider warteten wir dann eine weitere Ewigkeit, bis wir endlich in Richtung Startbahn zu rollen begannen. Leider warteten wir da erneut eine kleine Ewigkeit, nur um dann wieder ans Gate zurück zu rollen. Informationen gab es keine. Die Tür wurde wieder geöffnet und verschieden Leute mit orangen Arbeiterwesten kamen und gingen ins Cockpit. Wir wurde langsam genervt und verlangten nach Informationen, die wir nicht bekamen. Mit über einer Stunde Verspätung hoben wir endlich ab, nur um den ruckeligsten Flug auf unserer Reise erleben zu dürfen. Besonders ich war gottenfroh, endlich wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Je älter ich werde, desto weniger gerne fliege ich. Aber was soll's, wir waren ja angekommen. Das Gepäck wurde von den Angestellten in die Ankunftshalle (oder besser Ankunftsraum) einzeln reingetragen, denn ein Fliessband existierte nicht. Man holte sich dann seine Tasche und am Ausgang stand einer, der auf den Tickets kontrollierte, dass jeder auch nur sein Gepäck vom Flughafen mitnahm. Draussen wurden wir von unserem Abholdienst bereits in Empfang genommen und in Windeseile zu unserem Turenanbieter gebracht. Die Fahrt durch Uyuni war nichts Spezielles. Ein Wüstendorf. Einige Denkmäler zeugten noch vom Trubel der Paris-Dakar-Tour 2016, die hier durchfuhr, ansonsten eben wie gesagt, nichts Spezielles. Am Ziel angekommen herrschte bereits ein reges Treiben und 4x4 Landcruiser wurden eifrig beladen. Unsere Kontaktperson nahm uns herzlich in Empfang und erklärte uns sofort die nächsten Schritte. Leider war aufgrund des Schneefalls der letzte Teil der Tour gesperrt, aber es sei bereits ein Alternativprogramm aufgestellt worden, so dass die Tour nach wie vor 3T/2N dauern würde. Wir zahlten also den Rest des Gesamtbetrages und wurden zu unserem Fahrzeug gebracht. Unsere Reisegruppe bestand aus 4 Spanierinnen und uns zweien inkl. eines Fahrers. Unsere spanische Reisegesellschaft war zwischen 27 und 42 Jahre alt, und wie man sich Spanierinnen halt so vorstellt. Klein, laut und logorrhoeisch. Im weiteren Verlauf der Reise stellte sich heraus, dass sie sich seit 18 Jahren kennen. Kennengelernt haben sie sich bei der Arbeit. Sie alle arbeiten bei Michelin in der Produktion in Katalonien. Ausser Spanisch verstanden sie nur Bahnhof und uns gegenüber gaben sie sich zwar Mühe, hätten aber niemals die Sprachgeschwindigkeit angepasst, so dass Mirjam oder ich mal die Chance gehabt hätten, etwas zu verstehen, was diese Damen in endlosen Lautströmen von sich gaben. Halt typische Spanierinnen;)
Verpflegung war inbegriffen und ich kaufte lediglich einen kleinen Snack und Wasser und schon ging die Reise los. Bereits nach wenigen Kilometern sahen wir die ersten Lamas und Pekuñias am Strassenrand. Es wurden schnell ein paar Fotos geknipst und weiter ging es. Der erste Stopp lag nur knapp ausserhalb von Uyuni, dem Zugfriedhof. Hier rosten alte Dampflokomotiven und Zugwaggons vor sich hin. Stille Zeugen aus der Zeit, als hier noch der Salzabbau noch von Bedeutung war. Den Gründerjahren Uyunis. Von hier aus wurde das Salz dann ans Meer gebracht (im heutigen Chile) und per Schiff nach Europa transportiert. Die Gleise ins Unendliche sind noch gut erhalten und es gibt sogar noch einen Zug, der einmal die Woche diese Gleise benutzt. Wir machten unsere Fotos, kletterten auf den Metallruinen herum und beobachteten die anderen Touristen, wie sie ihre Selfies machten. Danach fuhren wir etwa 20 Minuten bis zum Rand der grossen Salzwüste. Dort befand sich ein Dorf, wo noch immer Salz gewonnen und verarbeitet wird. Schon längst nicht mehr für den Export. Dafür ist Salz heute viel zu billig. Auch hier sind die Zeiten, in denen Salz mit Gold aufgewogen wurde, längst vorbei. Jedenfalls konnten wir hier nebst hunderten, sinnlosen Touriartikeln die einzelnen Schritte der Salzgewinnung beobachten. Das Geschürfte Salz wird dabei als erstes auf einem Haufen gelagert und an der Sonne getrocknet. Danach wird es zerkleinert und Verunreinigungen herausgelöst. Danach wir das Salz mit der Hilfe einer uralten Maschine mit Jod angereichert und anschliessend in Plastikbeutel abgepackt und versiegelt. Viele Menschen gehen jedoch dieser Arbeit nicht mehr nach. Es leben nur noch wenige Hundert Menschen in diesem Dorf. Und die Meisten verdienen ihr Geld mit dem täglichen Strom von Touristen. Danach ging es weiter und nach nur wenigen Minuten
erreichten wir die grosse Salzwüste. Es war von Beginn weg ein unglaublicher Anblick. Eine schier unendliche, weisse Ebene, die, je mehr man sie anschaute, in den Augen zu schmerzen begann. Ohne Sonnenbrille wäre man hier ziemlich aufgeschmissen. Mit dem Auto taucht man einfach ein in diese unendlich weisse Weite und geniesst diese Surrealität, die einem hier geboten wird. Mal haben die sich die Kristalle plattenförmig angeordnet, mal in kleinen Haufen und dann sind sie wieder mit Wasser bedeckt, welches aus einem Riss in der Salzkruste hervorquillt oder die Überreste des gefallenen Schnees ist. Diese Wasserflächen sind so glatt und ruhig, dass sie wie ein Spiegel wirken. Und so vermischt sich Himmel und Erde in einem grossen blauweissen Bild, so dass es einem fast schwindlig werden kann. Es ist schwierig, diesem wundervollen Schauspiel der Natur mit Worten gerecht zu werden. Am besten, man reist selber hin oder schaut sich die Bilder in unserer Foto- und Videosektion an;). Nach einiger Zeit erreichten wir dann im Nirgendwo der Wüste ein grosses Rundhaus aus Salzsteinen, in welchem wir verköstigt wurden. Das Essen war lecker und stärkte uns für den weiteren Tagesverlauf. Schliesslich liegt die Wüste, wie bereits Uyuni, auf 3653 M.ü.M. und unser weiterer Weg würde uns noch höher führen. Nach dem Essen fuhren wir weiter durch das end- und horizontlose Weiss der Salzwüste, bis wir auf eine Insel aus Stein stiessen. Sie ragte aus dem Weiss hervor wie eine Insel im Meer aus dem Blauen ragt. Dort machten wir halt und bestiegen die Insel, welche gesäumt war mit meterhohen, jahrtausend alter Kakteen. Incahuasi hiess dieser Ort, was soviel wie "Haus der Inca" auf Quechua heisst. Von dort ging es weiter bis an den Rand der Wüste um den Sonnenuntergang zu geniessen, welcher in dieser Weite ein wahres Schauspiel bot. Mit dem Einbruch der Nacht kam schnell die Kälte. Schnell fuhren wir in unsere Unterkunft für die Nacht. Ein Hotel gebaut aus Salzsteinen. Mirjam und ich hatten ein Privatzimmer mit eigenem Bad. Obwohl....nach Duschen war uns nicht zumute. Die Spanierinnen wurden in ein Viererzimmer einquartiert und man traf sich später zum gemeinsamen Abendmahl. Dort fanden die ersten Kommunikationsversuche in unserer Gruppe statt, die zum grossen Teil auf unserem Aufwand beruhten. Vor dem Schlafengehen gingen Mirjam und ich noch die gemachten Fotos durch und löschten die Unscharfen. Bereits nach 2-3 Fotos begannen mir die Augen zu zufallen. Selbstverständlich gab ich der Höhe dafür die Schuld, denn wer mich kennt weiss, dass ich meine Schlachten gegen den Sandmann stets unverwundet überstehe! Und an die, die mich nicht so gut kennen; es ist alles gelogen. Der Schlaf ist mein bester Freund und grösster Feind zugleich, und er gewinnt IMMER:D.
Die Nacht war dank zwei Wolldecken sehr angenehm und wir schliefen gut. 
Morgens waren die Spanierinnen bereits beim Frühstück, als wir uns dazu gesellten. Im Gegensatz zu uns steckte ihnen die Kälte der Nacht noch deutlich in den Gliedern. Trotzdem war das erste nach dem Frühstück, was sie machten, eine Zigarette zu rauchen. Medizinisch kundige wissen, dass dies zu einer Verengung der peripheren Gefässe führt und dadurch gefühlte Kälte noch verstärkt. Jedenfalls schlotterte die ganze Truppe auch im Auto noch, während Mirjam und ich nach dem Schalenprinzip bereits unsere äussersten Schichten abzulegen begannen. Doch bevor es losging entdeckten Mirjam und ich noch ein steinernes Gehege mit einer Gruppe Lamas, die wir bestaunen und fotografieren konnten.
Unser Weg führte uns anschliessend als erstes weiter hinauf in die Höhe des Altiplan an die Grenze zu Chile. Wir stiessen dabei wieder auf die einsam verlaufenden Gleise, welche aus der Ferne Boliviens kamen und in der Ferne Chiles wieder verschwanden. Überall hatten sich bereits Schneefelder gebildet und unser Fahrer manövrierte das Auto geschickt um sie herum bis wir nach einiger Zeit bei einem noch aktiven Vulkan ankamen. Deutlich konnte man seinen schwefelig-rauchenden Atem an der Spitze austeigen sehen. Vor 150 Millionen Jahren, als die Anden entstanden sind, muss es hier wohl rau und heiss zu und her gegangen sein.
Sehr beeindruckt hatte uns auch ein lokaler Bolivianer, der hier seinen Einkaufsladen/ Grill/ Einfamilienhaus hatte, und seine war mit lauter Musik und einem Mikrophon anpries. Welch eine Geschäftstüchtigkeit in dieser Höhe und bei dieser Kälte. Respekt. Ich kaufte dennoch nichts, sondern gab mein Geld für die Toilette aus. Diese kostete 5 Bilovianos, umgerechnet 71 Rappen, was das 5-fache des Preises von den Preisen in La Paz ist. Touristenabzocke in Bolivien;). Nach einer weiteren Fahrt mit dem Auto durch die einzigartige Natur der Anden erreichten wir die erste der Lagunen, in denen sich die Flamingos aufhalten. Trotz eisiger Kälte machten wir begeistert die ersten Fotos dieser pinken Kreaturen in der sonst so grauweissen Umgebung. Direkt an der Lagune hatte es Steintische und wir bekamen Schnitzel zum Mittagessen. Diese waren mehr lau als warm, schmeckten aber trotzdem lecker. Unsere weitere Reise führte uns zu weiteren Lagunen mit immer mehr Flamingos, zu welchen man auch immer näher herangelassen wurde. Die Fotos summierten sich also und Mirjam fürchtete sich bei den vielen tollen Fotos bereits vor dem Aufwand und der Qual des Aussortierens. Das Endresultat könnt ihr euch gerne in der Fotosektion anschauen. Zwischendurch durften wir neben Flamingos auch tolle Gesteinsformationen beobachten, welche noch von den vulkanischen Aktivitäten, resp. deren Lavaströmen, zeugten. Aber das Highlight des Tages war definitiv die letzte Sehenswürdigkeit, die Laguna Roja, ein roter Bergsee. Die Farbe stammt von rötlichen Mikroorganismen, welche im See leben. Selbstverständlich tummelten sich erneut hunderte Flamingos im See. Da es bereits eindunkelte, konnten wir nicht lange vor Ort bleiben und wir machten uns auf den Weg zu unserer Unterkunft, die nicht weit von der Lagune lag. Mirjam und ich hatten wieder unser Einzelzimmer und die Chicas ihr Viererschlag. Wir waren aber in einem anderen Teil des Hauses untergebracht, welcher Heizpilze besass. Entsprechend war unsere Unterkunft angenehm warm und die der Spanierinnen nicht. Entsprechend war deren Stimmung beim gemeinsamen Abendessen eher getrübt. Aber Mirjam und ich gaben uns erneut Mühe, eine Konversation zu führen. Wir schafften es sogar, die Stimmung wieder zu heben. Später gesellten wir uns dann jedoch doch in unseren Abschnitt des Hauses, der gewärmt war. Wir trafen auf ein paar Belgier und Engländer und es wurde ein ganz witziger Abend, bevor wir uns in die Federn begaben. Die Nacht war trotz der grossen Höhe einigermassen erholsam. Die Dusche musste aufgrund von fehlendem Wasser erneut hintenanstehen.
Am nächsten Tag wiederholte sich beim Frühstück das Spiel vom Warmhaben und dem Durchgefroren sein bei uns und den Chicas. Unsere Reise führte uns erneut zur roten Lagune, die im Morgenlicht und spiegelglatter Oberfläche nicht um einiges toller aussah als am Abend zuvor. Eigentlich sollte es anschliessend weiter zur smaragdgrünen Lagune, den Geiayren und zu den heissen Quellen gehen. Leider war dieser Teil des Parkes aufgrund des Schneefalls der vergangenen Tage geschlossen. Und so wurde für den dritten und letzten Tag der Reise ein Alternativprogramm zusammengestellt. So bekamen wir weitere Lagunen und Gesteinsformationen zu sehen. Alles ganz nett anzusehen, aber leider halt auch nicht mehr. Zudem war die Richtung der Fahrt wieder zurück nach Uyuni, wo unsere Reise am späten Nachmittag endete. Mit vielen Fotos und unvergesslichen Eindrücken machten wir uns nach einem netten Abendessen auf den Weg an den Flughafen. Dieses Mal klappte alles gut und wir hoben 15 Minuten zu früh ab und kamen sogar 30 Minuten vor geplanter Ankunft in La Paz an. Auch das Taxi war schnell besorgt und er verlangte sogar noch weniger als letztes Mal. Echt krass, hier leben die ehrlichsten Taxifahrer der Welt;) Auf der Fahrt nach Calacoto wurden wir Zeugen eines Bolivianischen Fussballspiels im Radio. Wie im Bilderbuch dauerte die Moderation eines Tors fast eine Minute. Gooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaal Bolivaaaaaaarrrr!! Sonst verstand man wenig, da der Moderator locker 100 Wörter ohne Luft zu holen innert kürzester Zeit hinschmettern konnte. Beim einem Tor des Teams, welches von unserem Taxifahrer angefeuert wurde, untermahlte er die Moderation mit einem kleinen Hupkonzert und Jubelgesängen. So erreichten wir ohne Zeitverlust unser Hotel und es reichte gerade noch fürs Umpacken, endlich Duschen und einen Gutenacht-Drink mit Philipp und Fränzi an derer Hotelbar, bevor es wieder in die Heia ging. Denn für den kommenden Morgen sollten wir bereits wieder an den Flughafen fahren, aber dies ist eine andere Geschichte;)

Santa Cruz

Der Flug nach Santa Cruz war alles andere als der nach Uyuni. Pünktlich, angenehm und gefüllt mit mehr Locals als mit Neo-Hippies. Zudem waren Mirjams Eltern dieses Mal auf dem gleichen Flieger wie wir, mit dem selben Reiseziel. Nach der Ankunft am Flughafen spürten wir bereits beim Verlassen des Flugzeuges die angenehme Temperatur auf unserer Haut. Wir freuten uns sehr darüber. Wir mieteten uns ein Auto, dass uns auf unserer kleinen Rundreise begleiten sollte, denn unser Ziel war es, die umliegenden, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten, die Jesuitenmissionen der Chiquitos anzuschauen. Wir wollten einen Wagen mittlerer Grösse, den es leider nicht gab. So erhielten wir zum gleichen Preis einen Pick-up von Toyota. Ein nicht gerade kleines Auto also, mit 4x4 und allem, was dazu gehört. Koffer, Taschen und Surfboards waren schnell verstaut (wenn auch unter ungewollter Hilfe der Vermietung) und schon waren wir auf dem Weg nach San José de Chiquitos. Leider war das Navi auf "kürzester" statt "schnellster" Weg eingestellt, weswegen wir zuerst 180° in die falsche Richtung fuhren. Dies kostete uns 30 Minuten, die Philipp auf unserem weiteren Weg jedoch locker wieder rausfuhr. Die Landschaft sah so ganz anders aus als das, was wir bis anhin von Bolivien zu Gesicht bekommen hatten. Anstatt Hochebene, Berge oder Dschungel sieht die Umgebung im Flachland von Santa Cruz eher aus wie die Savannen Afrikas. Rote Erde, gleisende Sonne, Kakteen und Buschgewächse. Lediglich die Palmen schienen nicht so ganz ins Bild zu passen. Und alles war staub trocken. Es hatte den Anschein, als warte die ganze Natur nur auf den Regen, der erst in ein paar Monaten kommen würde. Die ersten paar hundert Kilometer fuhren wir durch weite Ebenen, die gesäumt waren mit riesigen Quinoa-Felder, seltener Mais oder Weizen. Ab und zu traf man dann auf riesige Silo-Anlagen und ein paar Häuschen und Farmen, aber sonst war da nicht viel. Die meisten der 11 Millionen Bolivianer und Bolivianerinnen leben in den grossen Städten wie La Paz oder Santa Cruz. Auf dem Land scheint es deutlich ruhiger her zu gehen.
Erst kurz vor unserem Ziel begannen sich einzelne Hügel am Horizont abzuzeichnen. Als wir mit dem Sonnenuntergang an unserem Hotel eintrafen, zeigte sich die Sonne als glühender, tiefroter Feuerball in einer grossen Dunstwolke in der Ferne und es roch leicht verbrannt. Wir erfuhren, dass gerade ein Waldbrand hinter und auf dem nächsten Hügel wütete. Aber vorerst kümmerte uns das eher wenig, denn die Meisten von uns waren eher müde von den Strapazen der Reise. Wir gingen nach dem Check-in also auf unsere Zimmer, welche sauber und grossräumig waren. Nur, im Zimmer von Mirjam und mir wimmelte es nur so von Mücken. Es waren mehr als in Bahir Dar, also eine ganze Armee. Bereits in den ersten paar Minuten brach der Krieg zwischen uns und diesen Viechern aus und wir erlegten an die 15 Tiere nur schon beim Auspacken. Für sie ging es um eine Blutmahlzeit, für uns um die Ruhe der Nacht. Denn ich wusste, wenn auch nur eine dieser summenden Insekten überlebt, dann würde Mirjam (und folglich ich) nicht schlafen können. Wir killten also so viele Mücken, wie wir gerade zu Gesicht bekamen und hinterliessen Schuhabdrücke und zerquetschte Moskitos an den Wänden. Nach weiteren 15-20 Tieren sah es erst mal ruhig aus und wir entschieden uns, die Schlacht nach ein paar kühlen Getränken an der Hotelbar weiterzuführen. Dann wie gesagt, nach der langen Reise waren wir müde und eben auch durstig. Mirjam brachte noch den Laptop mit, so dass wir ein paar Bilder unserer Reise zeigen konnten, bevor wir, durch den Schlaf getrieben, zu Bett gingen. Dies jedoch nicht, ohne die übrig gebliebenen Mücken zu erlegen. Zu guter Letzt hatten wir sie tatsächlich alle erwischt und konnten die Nacht störungsfrei durchschlafen. Zudem bemerkte ich beim Duschen noch einen Gecko, der uns zusätzliche Sicherheit bot (auch wenn er sehr klein war). 
Am nächsten Tag war Sightseeing angesagt. Es war keine Wolke am Himmel und die Sonne brannte noch unerbittlicher als am Vortag. Als erstes ging es zum Gründungsort von Santa Cruz. Die Stadt wurde nämlich von den Spaniern hier gegründet, musste dann aber aufgrund von Unstimmigkeiten mit der indigenen Bevölkerung aufgegeben und verlegt werden. Leider war die Ausgrabungsstätte am Morgen noch geschlossen, weswegen wir mit weiter den Hügel zum Aussichtspunkt und einer kleinen Kapelle hochführen. Dieser war spektakulär und man sah nun die Dunstwolke deutlicher als am Vortag. Ein Einheimischer, der hier ein Schild bemalen sollte, führte uns zum Vergnügen ein wenig rum und erklärte so dies und dass, bevor er, ohne das Schild fertig bemalt zu haben, wieder in Richtung San José fuhr. Wir fuhren noch etwas weiter der Strasse entlang und sahen bereits verbrannte Erde, die zum Teil sogar noch leicht Rauchte. Wir entschieden uns, ebenfalls umzukehren und zur Mission zu fahren, dem eigentlichen Grund unserer Reise. Diese befand sich im Stadtzentrum und war leider geschlossen. Wir assen also erst einmal zu Mittag und warteten ein wenig ab, aber die Mission öffnete nicht. Der Besitzer des Restaurants, ein älterer Herr, wollte uns durch die Hintertüre reinbringen. Er kenne eben den Pfarrer, also sei dies kein Problem. Die verschlossenen Türen brachte aber auch er nicht auf, weswegen wir entschieden, erst einmal zum Hotel zurück zu fahren und uns ein wenig aus zu ruhen. Mirjam fühlte sich nicht so gut und schlief prompt innert Minuten ein. Sie blieb auch im Hotel, als Philipp, Fränzi und ich uns die Gründungsstätte und eben die Mission anschauten. Diese war eine wirklich schöne Kirche. Das Grundgerüst und das Hauptschiff waren fast gänzlich aus Holz und an die Kirche war ein kleines Museum angeschlossen, dass Erklärungen zur Mission und der Besiedlung lieferten. Ebenso zeigte es Bilder, auf denen man eine Prozession mit maskierten Männern und Frauen sehen konnte. Eine Vermischung aus indigenen und katholischen Traditionen. Sehr spannend. Da sich Mirjam am Abend noch nicht sehr viel besser fühlte, dinierten wir erneut im Hotel, bevor wir uns schlafen legten.
Am nächsten Tag ging es früh los, denn wir wollte uns die umliegenden Missionen noch ansehen. Wir starteten mit etwas Verspätung, denn das Hotel hatte meine, in Neuseeland neu gekauften, Pullover zu heiss gewaschen oder in den Trockner gesteckt. Jedenfalls sind die nun verzogen und kleiner geworden. Mist. Dafür ging das Packen des Gepäckes diese mal schneller, denn die eben nicht so toll helfenden Hände der Autovermietung waren nicht zugegen. Und so bretterten wir in Richtung Norden nach Santa Anna, um uns eine weiter Mission anzusehen. Diese war nun gänzlich aus Holz und wunderschön. Ohne barrocken Schnickschnack, wie wir es aus unseren Kirchen kennen. Zudem übte das lokale Jugendorchester (etwa 10 Menschen) in der Kirche ihre Stücke, was dem Ganzen eine besondere Atmosphäre gab. Ansonsten bietet Santa Anna nicht viel. Ein Minidorf mit vielleicht 3 Strassen und 200 Einwohnern.
Von da aus ging es weiter nach San Ignacio de Velasco, unserem geplanten Mittagsstopp. Es gab eine Nord-und eine Südroute. Beides waren gemässe Karte ungesicherte, nicht asphaltierte Nebenstrassen. Unser Navi führte uns auf die Nordroute und von da an waren wir froh, dass wir einen grossen, 4x4 betriebenen Pick-up hatten. Denn anders hätte ich mir nicht vorstellen können, wie wir diese "Strasse" hätten bewältigen können. Es ging rauf und runter, hatte tonnenweise Schlaglöcher, war Einspurig (zum Glück kam uns während den ganzen 63km kein einziges Fahrzeug entgegen) und der Sand drang durch jede Ritze ins Auto. Wir versuchten diese mit mehr oder weniger Erfolg zu stopfen, waren dann aber froh, endlich in der Stadt angekommen zu sein. Wir waren alle hungrig und hielten an der erst besten Stelle, die wie ein Restaurant aussah. Es hatte Tische und zwei, drei etwas rundliche Damen sassen auf der Veranda. Wir hielten auf der gegenüberliegenden Seite, stiegen aus und wollten gerade Platz nehmen, als wir bemerkten, dass wir im Dorf-Puff gelandet waren. Die Damen machten uns dann auch höflichst darauf aufmerksam, dass es hier nichts zum Essen im herkömmlichen Sinnen gebe und das wir doch weiter in Richtung Zentrum begeben möchten. Und so assen wir unser Mittagessen schliesslich auf dem Zentralplatz, direkt gegenüber der Mission. Ich und Philipp hatten Ente, Mirjam ein Stück Fleisch milanese und Fränzi eine Art Siedfleisch. Es schmeckte gut, die Ente war aber ungemein fettig.
Da uns der Weg über die unbefestigte, nicht asphaltierte Nebenstrasse Zeit gekostet hatte, machten wir uns nach dem Essen direkt auf den Weg nach San Xavier, unserem Tagesziel. Die Fahrt war angenehm und führte uns bei nach wie vor bestem Wetter durch die hügelige Landschaft. Wir hatten unser Hotel bereits vorreserviert und staunten deswegen nicht schlecht, als wir nach langer Fahrt bei selbigen vor verschlossenen Türen standen. Wir riefen und versuchten, das Hotel telefonisch zu erreichen. Aber abgesehen von ein paar Hunden war niemand anzutreffen. Die Reservation erfolgte über 
booking.com und dies war das erste Mal überhaupt, dass so was passierte. Wir versuchten ein zweites Hotel von der Webpage, welches aber nicht mehr existent war. Wir fuhren daher zum Dorfplatz, wo sich das Tourist Informationsbüro befand. Diese zuckte über unsere Story nur verwundert mit den Achseln und händigte uns eine Liste mit Hotels aus. Uns stach das Grand Hotel Le Guerrero in die Augen. Diese befand sich gleich um die Ecke. Beim Blick durch die Tore in den Garten machte es einen ganz ansehnlichen Eindruck. Fränzi und Philipp schauten sich die Zimmer an und befanden diese für ok, so dass wir zusagten. Doch bereits beim Abladen des Gepäckes gestand Fränzi, dass das Hotel seine besten Jahre wohl gezählt hatte und die Zimmer muffelig seien. Ich schickte also Mirjam vor, sich das Zimmer nochmals anzuschauen. Sie bestätigte den zweiten Eindruck und fand sich bestätigt, in das von ihr vorgeschlagene Hotel zu gehen. Da wir aber bereits zugesagt hatten, bezogen wir die Zimmer. Diese waren, wie die Besitzerin des Hotels, deutlich in die Jahre gekommen. Wir wollten also möglichst wenig Zeit hier verbringen und streifend anschliessend durchs Dorf auf der Suche nach etwas Essbarem und nach Wifi (um die Situation mit dem eigentlich reservierten Hotel auf booking.com zu klären). Bei ersterem wurden wir fündig, bei zweitem leider nicht. Nach ein paar Flaschen Bier begann sich die Stimmung wieder zu heben und schlussendlich konnten alle wieder lachen. Ganz nebenbei haben wir schlussendlich alle vier sehr gut geschlafen in diesen "netten" Zimmern.
Am nächsten Tag ging es dann zurück nach Santa Cruz. Wir hatten in diesen paar Tagen etwa 1000 Kilometer zurückgelegt. In Santa Cruz angekommen hatten wir uns dieses mal ein schönes Restaurant direkt im Stadtzentrum besorgt. Hier funktionierte auch das Wifi, wenn auch mit Startschwierigkeiten, gut. Die Sache mit 
booking.com konnte schnell und schadlos geklärt werden.
Santa Cruz selber gefiel mir persönlich am wenigsten von Bolivien. Irgendwie wirkte die Stadt etwas schmuddelig und egal, wo man hinkam, die Leute machten nicht gerade einen glücklichen und vor allem keinen motivierten Eindruck. Aber vielleicht lag es auch daran, dass die Tage von Philipp und Fränzi bald gezählt waren und sie wieder zurück in die Heimat fliegen würden. Wir sahen uns also die Innenstadt, die Kirche und den botanischen Garten der Stadt mit seinen Affen und Faultieren an, was eigentlich ganz ok war. Die Zeit zog aber wie im Flug vorbei und ehe wir uns versahen verabschiedeten wir uns von Mirjams Eltern, welche den Heimweg und wir einen Tag später die Weiterreise antraten.


Peru

 

Cusco/Rainbow Montains

Unser nächster Stopp sollte also Cusco, die Hauptstadt des antiken Inkareiches werden. Über unsere gesammelten Meilen könnten wir bei dem Star Alliance Partner Avianca zwei Tickets in der Businessclass buchen und wir freuten uns über das nun mögliche Mitführen von jeweils 2 Gepäckstücken (also kein Problem mit dem Surfgepäck), das Nutzen der Businesslounge sowie dem Speedboarding. Wir machten uns also völlig entspannt einen Tag nach der Abreise von Mirjams Eltern auf den Weg an den Flughafen. Es war früh morgens und die Strassen waren leer. Entsprechend gut und schnell kamen wir vorwärts. Ganz im Gegensatz dazu präsentierte sich der Flughafen. Dort herrschte nämlich bereits reger Verkehr und es wimmelte von Leuten. Selbst in der Businessline musste man anstehen. Endlich am Schalter angelangt trafen wir auf eine äusserst gestresste Stewardess, die nebst uns offensichtlich auch die Schalter neben ihr überwachte und überall einzugreifen schien. Entsprechend schleppend kam unser Check-in voran und zum Schluss teilte sie uns mit, dass wir für unseren Surfbag 100$ zu entledigen hätten. Wie erklärten ihr, dass dies nicht nötig sei, da wir doch 2 Gepäckstücke mitführen dürften und wir weit weg von der Gewichtsgrenze seien. Darauf erklärte sie uns, dass es sich hier aber um Sportgepäck handle, und deswegen die üblichen Regeln nicht gelten, worauf wir ihr wiederum erklärten, dass dies ja nicht sein könne. Wir seien treue Kunden der Star Alliance und Sportequipment bis 6 Fuss 2 sei nicht als solches zu werten. Unseres habe aber 6 Fuss 3 und eben deswegen als solches zu werten, sie könne da nichts machen. Angepisst und mich beschwerend warf ich ihr also einen Benjamin hin und verlangte eine Quittung, da sonst das ganze Theater in Lima, unserem Umsteigeort, wieder passieren würde. Denn ganz nebenbei teilte die Dame uns noch mit, dass sie das Gepäck nicht durchchecken könne, sondern dass wir es in Lima abholen und wieder aufgeben müssten. Und das ganze bei einer Umsteigezeit von 1.5 Stunden. Ob ich denn wirklich eine Quittung brauche, fragte sie mich, denn die könne sie jetzt hier nicht drucken, da sie an einem anderen System angeschlossen sei. Das mit dem Wiederaufgeben würde sicher funktionieren. Ich erläuterte ihr, dass das sicher NICHT funktionieren würde und dass ich eine Quittung wolle. Überhaupt nervte sie uns gewaltig. Im Vergleich zu Asien sind Angestellte in Bolivien (und wie sich später noch herausstellte in Peru auch) nicht fähig, eigene Entscheidungen zu treffen oder sich für ihre Kunden einzusetzen. Generell herrscht hier ein "eigentlich-habe-ich-keinen-Bock-zu-Arbeiten" Klima und wenn dann ein Kunde kommt steht ihnen der Anschiss ins Gesicht geschrieben. Aber egal. Sie versprach mir meine Quittung am Gate. Wir machten uns also auf in Richtung der Business Lounge von Avianca, nur um zu erfahren, dass es an diesem Flughafen keine Gäbe. Na toll, dachten wir uns, und hockten uns mit einem Kaffee ans Gate. Als das Boarding begann, erkannte ich unverzüglich die Dame vom Check-in wieder und verlangte Meine Quittung. Diese hatte sie selbstverständlich noch nicht und sie würde sie mir ins Flugzeug bringen, sobald das Boarding abgeschlossen sei. Nach einigen Wiederreden stieg ich also ein und schrieb innerlich die Quittung bereits ab, was meiner Laune nicht gerade wohltat. Aber, oh Wunder, als alle Leute im Flugzeug sassen kam tatsächlich ein Angestellter mit einem Briefumschlag, der meine Quittung enthielt. So verabschiedeten wir uns von Bolivien, es war eine tolle Zeit, und starteten relativ pünktlich in Richtung Lima. Der Flug selbst war angenehm und wir konnten beide noch ein wenig schlafen, bevor wir in Lima landeten.
Lima sah vom Flugzeug aus alles andere als einladend aus und wir waren froh, gleich weiterfliegen zu können. Als wir bei der Gepäckaufnahme ankamen war unseres bereits vor Ort und wir wollten die Zeit nutzen, uns Simkarten zu kaufen. Es gab einen Schalter der die Dinger für fast 50$ verkaufen wollte. Da ein solcher Preis selbst für Touristen lächerlich war liessen wir es bleiben und nahmen uns vor, erst in Cusco mit ein paar Leuten zu sprechen, damit wir ein gutes Angebot bekommen würden. Wir nahmen das Gepäck und mussten damit in ein anderes Gebäude wechseln, um es, wie gesagt, wieder einchecken zu können. Ich verstand denn Sinn dahinter immer noch nicht. In den USA, OK, aber in Peru?!? Bei der Gepäckaufgabe wollten sie natürlich für die Surfbretter nochmals abkassieren. Ich gab ihnen die Quittung, die gleich von drei Angestellten geprüft wurde. Mirjam und ich sassen bereits in den Startlöchern, um bei einer Ablehnung der Quittung auf die Barrikaden zu gehen. Diese wurde am Ende jedoch wiederwillig angenommen und die Surfboards verschwanden in den Eingeweiden der Gepäckmaschinerie. Anschliessend stressten wir zu unserem Gate, denn die Zeit war bereits knapp geworden. Dort angekommen konnte man bereits erahnen, dass mit Verspätung gerechnet werden musste, denn es fand gerade das Boarding des Fluges vor unserem Flug statt. Wir wollten es uns also in der Lounge bequem machen. Doch auf Anfrage stellte sich heraus, dass es an diesem Flughafen nur bei den internationalen Flügen eine gebe, und nicht hier bei den Inlandflügen. So warteten wir also erneut am Gate, bis das Boarding mit 1.5 Stunden Verspätung endlich begann. Wir entschieden uns, auf unserer weiteren Reise Avianca zu meiden.
Der Flug mach Cusco war ebenfalls sehr angenehm und die Aussicht sehr hübsch. Auch Cusco war um ein Vielfaches attraktiver als Lima. Alte, aber restaurierte Bauten mit Pflastersteinstrassen auf einer Höhe von über 3000 m.ü.M. Hier gefiel es uns deutlich besser. In unserer Unterkunft angelangt trafen wir auf freundliche und kommunikative Mitarbeiter denen der Unwille zur Arbeit nicht gerade ins Gesicht geschrieben stand. Das Zimmer war einfach, klein und laut aber sauber. Man durfte es als "nett" bezeichnen. Für uns war das kein Problem, denn wir wollten am nächsten Tag sowieso gleich in die Regenbogenberge. Unser Hostel hatte da Möglichkeiten, aber wir wollten noch einige andere Offerten einholen und uns Simkarten beschaffen gehen, die es hier für 3 Soles gab, als für 1 CHF. Diese konnte man dann für 40 Soles für 2 Wochen aufladen. Soviel zum Abzockerpreis am Flughafen Lima. Generell war es lustig, sich die Karten zu kaufen. Denn wir hatten noch niemals so viel administrativen Aufwand dafür betreiben sehen. Unzählige Formulare, die alle mit Unterschrift und Fingerabdruck unterzeichnet wurden, verschiedenen Schaltern zum Zahlen, Kartenabholen, Karteneinbau, ect.,ect. Das alles dauerte ca. 15 Minuten und eigentlich verstand man nicht alles, was man da unterzeichnete, aber am Schluss stand man da mit einer funktionierenden Karte und einem Stapel unterzeichneter Blätter. Wir assen eine Kleinigkeit, bevor wir uns um die Angebote für die Berge kümmerten. Es gab Cevice und anschliessend Steinofen-Pizza, lecker. 
Es stellte sich heraus, dass die Preise überall gleich waren. Man musste nur schauen, ob man einen englisch sprechenden Guide bekam und wie gross der Bus sein würde, der einem in die Berge fuhr. Die Fahrt selbst dauerte ca. 5-6 Stunden, weswegen dies eigentlich der wichtigste Faktor war. Am Schluss erhielten wir das beste Angebot in unserer Unterkunft. Zum Abendbrot gab es, auf Empfehlung von Andrea Bost, Crepe. Ein kleiner Laden in der Nähe der Altstadt sollte angeblich die Besten servieren und so machten wir uns am Abend auf den Weg, um diese zu kosten. Der Weg dorthin führte über den wunderschönen, nächtlich beleuchteten placa centrale, an der Kirche vorbei und den Hügel hinauf. Dies brachte uns, trotz Akklimatisation in Bolivien schnell ausser Puste und wir waren froh, als wir das Schild der Creperia in einer Nebenstrasse erblickten. Das Essen war auch ausgesprochen lecker und sättigend. Dies lies besonders Mirjam in einer guten Stimmung zurück, so dass sie von sich aus vorschlug, schnell noch einen Rundgang durch das Museum zur Entstehung der Inkakultur zu machen. Diese Gelegenheit liess ich mir selbstverständlich nicht entgehen. Das Museum war nicht gross, aber die Ausstellung schön, informativ und übersichtlich gestaltet. Danach ging es früh zu Bett. Schlaf fanden wir allerdings nicht sofort, denn das ganze Haus war äusserst hellhörig und draussen offensichtlich eine Party in Gange. Trotz alledem standen wir pünktlich zusammen mit einem US-Amerikaner und einer Holländerin um 10 nach 4 Uhr in der Früh vor unserer Jugi. Man hatte uns am Vortag eingebläut, unbedingt pünktlich zu sein. Es war kalt und deswegen nicht gerade erfreulich, als wir 30 weitere Minuten warten mussten, bis endlich jemand kam, um uns mitzunehmen. Dieser jemand führte uns erneut zum placa centrale, von wo aus wir dann den Bus nahmen. Leider dauerte es erneut über 30 Minuten, bis sich dieser in Bewegung setzte. Und es gibt nur wenig Sachen im Leben, die beschissener sind, als pünktlich früh aufzustehen, nur um dann über eine Stunde warten zu dürfen, bis es losgeht. Zudem wirkt es extrem unprofessionell. 
Wir fuhren 4 Stunden bis zu unserem Frühstücksort, die Mirjam und ich beide schlafend verbrachten. Das Essen bestand aus Kaffee/ Mate de Coca und Brot mit Aufstrich. Es gab uns auch Zeit, unsere Mitreisenden kennen zu lernen. Zum einen waren da eben der Ami und die Holländerin, die beide ganz sympathisch waren. Der Ami arbeitet in einem Hotel der amerikanischen Armee in Österreich. Dort können nur Angehörige der US-Streitkräfte absteigen. Da es von diesen im neutralen Österreich nicht viele gibt, hatte er nicht allzu viel zu tun, und er verbrachte seine Zeit damit in der Weltgeschichte herumzureisen. Entsprechend waren die Konversationen mit ihn sehr anregend, und nicht wie sonst oft üblich, USA zentriert. Die Holländerin war auch ganz nett. Sehr trocken von ihrer Art her und eher Wortkarg, was aber zusammen mit dem eher logorrhoeischen Ami sehr gut rüberkam. Dann waren da noch diverse, spanischsprechende Gruppen, teils aus Peru selbst, teils aus Chile oder Argentinien. Es gab auch Brasilianer. Alle sprachen sie jedoch kein einziges Wort Englisch, weswegen wir nur wenig mit ihnen kommunizierten. Und zu guter Letzt gab es noch zwei deutsche Mädels, die ganz witzig waren. Beide waren sie Studenten und verbrachten ihre Semesterferien in Peru. Wie ihr sehen könnt, wir waren also eine durchmischte, illustre Gruppe.
Nach dem Frühstück fuhren wir zwei weitere Stunden den Berg hinauf auf weit über 4000 m.ü.M. die Strassen waren nicht asphaltiert, eng und u gesichert. Meistens ging es nebenan nahezu senkrecht mehrere 100 Meter "S'Loch durab", auf schön Schweizerdeutsch, so dass ich mich wunderte, dass es angeblich noch nie einen Unfall oder Tote auf diesen Strassen gab. Nur in Nepal waren die Strassen bis jetzt krasser und angsteinflössender als hier. Ich war froh, als wir endlich oben waren. Unser Führer instruierte uns, dass wir noch gute 400-500 Höhenmeter zu Fuss zurückzulegen hätten, bevor wir beim Rainbowmountain seien. Dieser würde ca. 1.5 Stunden in Anspruch nehmen. Und so machten sich all, bis auf uns, in ziemlichem Tempo auf den Weg. Mich und Mirjam wunderte dies, denn das Ziel lag ja auf über 5000 m.ü.M! Auf unserer Reise waren wir bis jetzt nur auf dem Kili und auf dem Thorang la Pass so hoch und beide Male war es kein Zuckerschlecken. Wir nahmen also unser "pole-pole"-Tempo ein und waren ziemlich schnell die letzten unserer Gruppe. Doch bereits nach wenigen Minuten begannen sich die ersten offensichtlich unwohl zu fühlen. Zum Glück gab es die Lokalbevölkerung, die gegen ein gewisses Entgeld ein Pferd anboten, dass einem fast bis ganz nach oben brachte. Diese Männer und Frauen (im gleichen Masse vertreten) rannten dann förmlich den Berg hinauf, dass einem vom Zusehen fast schwindlig wurde. Mirjam und ich behielten unser Tempo bei und tranken oft kleine Schlucke ("zippi-zippi") Wasser. In der Hälfte des Weges hatten wir bereits fast alle wieder ein- und überholt, falls sie nicht ein Pferd brauchten, um überhaupt weiter zu machen. Am Schluss brauchten wir 2 Stunden um hoch zu laufen. Nur die deutschen Mädels und wir brauchten keine Pferde. Wir waren auch die Einzigen, die kein Unwohlsein verspürten. Oben war es sehr windig und kalt, der Ausblick und die Farben aber wunderschön und in ihrer Form einzigartig.
Lange verweilten wir jedoch nicht oben, denn wir wussten aus Erfahrung, dass man schnell auskühlt und, je länger man oben ist, je eher einem die Höhenkrankheit zusetzt. So machten wir noch ein paar Fotos und machten uns an den Abstieg. Dieser ging etwas mehr als eine Stunde. Ich war froh, endlich unten zu sein, denn das Wetter schlug um und die letzten 500 Meter wurden wir von einem Hagelsturm heimgesucht. Dieser ansich beunruhigte mich nur wenig, aber er weichte die Schotterstrassen auf, was ich bei den beschriebenen, tollen Strassen nicht sehr erquickend fand. Die Fahrt ins Tal meisterte unser Fahrer jedoch bravurös und wir hielten für unser Mittag-/ Abendessen am selben Ort, an dem wir bereits das Frühstück zu uns nahmen. Das Geschirr stand dann auch noch auf den Tischen, so dass das jetzige Essen auf neuen, extra herangeschafften Tischen serviert wurde. Wieso einfach, wenn es auch kompliziert geht? Zum Glück kam dann noch die Sonne wieder zum Vorschein und erwärmte zusätzlich zur warmen Mahlzeit unsere Glieder. Nach dem Essen und den Strapazen des Tages waren wir alle sehr erschöpft und die Meisten fanden noch ein, zwei Stunden Schlaf, bevor wir weit nach Einbruch der Nacht wieder in Cusco ankamen. Wir verabschiedeten uns von allen und machten uns Auf den Weg zurück in unser Hotel. Wir mussten noch umpacken, denn die nächste Nacht würden wir in Aguas Calientes verbringen, gelegen am Rio Urubamba und am Fusse Machu Picchus. Es würde also nicht viel Ruhe geben. Zudem war erneut Party in der Strasse unseres Hotels. Die Anstrengungen des Tages sowie das frühe Aufstehen halfen aber dabei, trotzdem schnell einzuschlafen.

Machu Picchu

Ok, jeder hat schon davon gehört, der legendären Stadt de Inkas. Erbaut an den steilen Hängen eines Berges inmitten eines unzugänglichen, immer feuchten Bergregenwaldes vor über einem halben Jahrhundert. Verlassen, ohne je von den spanischen Konquistadores je erblickt worden zu sein. Wiederentdeckt in unglaublich gutem Zustand am Anfang des letzten Jahrhunderts von Hiram Bingham, dem Vorbild für Steven Spielbergs Indiana Jones. Eines, der "neuen" sieben Weltwunder. Machu Picchu. Viele Geschichten ranken sich um diesen legendären Ort. Einer wollen wir deswegen auf den Zahn fühlen. Ist es Wert, sich diesen Ort in der heutigen Zeit mit den Massen an Touristen anzusehen? Denn Machu Picchu ist die meist besuchte Touristenattraktion Südamerikas und es soll ja noch andere, ebenso schöne Ruinenstädte geben. Als erstes soll gesagt sein, wer Machu Picchu besuchen will, soll sich je nach dem ca. ein Jahr im Voraus damit befassen. Denn so weit ist z.B. der Inkatrail, dem 5 tägigen Weg zu Fuss, den bereits die Inkas benutzten, bereits ausgebucht. Es gibt andere Trails, die man nicht so weit im Voraus buchen muss, aber mindestens ein halbes Jahr. Mirjam und ich sind auf unserer Reise bereits genug gewandert, weswegen wir gerne auf einen Hike verzichteten. Wir spürten noch die Rainbow Mountains in unseren Knochen. Zudem planten wir Machu Picchu viel zu kurzfristig, um einen Trail begehen zu können. Als Alternative zum Wandern bietet sich daher die Reise mit dem Zug an, entweder von Cusco oder dann von Ollantaytambo aus. Am billigsten ist die Variante mit Bus und zwei Stunden zu Fuss. Hierfür fährt man von der anderen Seite her bis zum Elektrizitätswerk des Rio Urumbamba und von da aus zu Fuss nach Agua Calientes, dem Ausgangspunkt für Machu Picchu Besuche. Wir entschieden uns für den Zug von Cusco aus. Die Tickets können kurzfristig erstanden werden. Es gibt verschieden Züge, vom Panoramazug über den First-Class-Zug und den Wisdomzug zum hunzgewöhnlichen Zug, den vor Allem die Einheimischen benutzen. Die Tickets bucht man am besten direkt auf der Homepage von Perurail, um unnötige Gebühren zu vermeiden. Die Page gibt's nur auf Spanisch und ist nicht ganz einfach zum Durchklicken, aber mit Hilfe in Form von Tutorials im Internet geht's ganz gut. Gepäck ist nur bis 8.5kg erlaubt, weswegen es gut ist, sein Hauptgepäck irgendwo einzubunkern. Wir haben das in Cusco gemacht, bevor wir uns per Taxi auf den Weg ins Nachbardorf Poroy machten. Den der Bahnhof befindet sich nicht direkt in Cusco. Das Bahnhofsgebäude ist gepflegt mit den schönsten Toiletten Perus und einer kleinen Bar, die guten Kaffee und allerlei Getränke ausschenkt sowie Snacks verkauft. Den Pass sollte man stets auf sich tragen, denn ohne den passiert gar nichts. Alle Tickets sind nur mit Pass gültig. Der Bahnhof hat zudem super Wifi, ebenfalls eine Seltenheit in Peru. Wir hatten den Wisdomzug gebucht. Dieser hat ebenfalls Panoramafenster, die sich je nach Lichteinfall verdunkeln oder aufhellen. Zudem erhält man während der Fahrt informative Auskünfte über Flora und Fauna sowie historischen Hintergrund über Orte, die man passiert. Eine Mahlzeit und Tee/ Kaffee sind inbegriffen. Der Zug ist sehr angenehm und edel ausgestattet, der Service zackig und professionell. Die Maximalgeschwindigkeit ist relativ gering, so dass man die ganze Fahrt geniessen kann. Wir fuhren erst durch Dörfer mit Ackerfläche für Kartoffeln, Mais und Bohnen mit gelegentlichen Ruinen. Von der Hochwüste Cuscos geht es in tiefere Lagen bis man schliesslich nach etwas mehr als 4 Stunden das im Bergregenwald gelegene Agua Calientes erreicht. Die meisten Besucher machen sich dann sofort auf den Weg hoch nach Machu Picchu (M.P.), da sie am Abend wieder diesen herrlichen Zug besteigen und zu ihren Ausgangsorten zurückfahren. Alternativ bietet sich eine Übernachtung in Agua Caliente an, denn dann hat man die Chance ca. eine Stunde vor dem Eintreffen des ersten Zuges hoch nach M.P. Die ersten, die M.P. morgens erreichen sind die Trailer, die via Sonnenpforte die legändere Stadt erreichen. Als zweites, fast zeitgleich, lässt man die Besucher der Belmond Sanctuary Lodge rein. Es ist das einzige Hotel oben auf dem Berg, also direkt am Eingang der archeologischen Städte. Die ist aber ebenfalls weit im Vorfeld ausgebucht und kostet auch ordentlich. Dann kommen die Leute aus Agua Caliente. Entweder läuft man hoch oder per Bus. Läuft man zackig ist man vor den Busen oben aber glaubt mir, man muss gut im Schuss sein um da hoch zu laufen. Speziell, wenn man danach noch hoch nach Huayna Picchu oder auf den Mount Picchu läuft. Tickets für diese beiden Gipfel muss man übrigens auch Monate im Vorfeld organisieren, denn die täglichen Besucherzahlen sind auf 500 limitiert. Dies kann man mitsamt dem Eintrittsticket für Machu Picchu ebenfall online abwickeln. 
Als Mirjam und ich in Aguas Calientes ankamen hatten wir uns bereits über 
booking.com eine Unterkunft besorgt. Als es nun darum ging, das Hotel zu finden, bemerkten wir, dass wir eine Reservation in Aguas Calientes, Bolivien, hatten. Das war insofern witzig, da wir zuvor mehrfachen Email-Verkehr mit dem Besitzer der Unterkunft hatten, und wir alle nicht bemerkten, dass wir jeweils von völlig verschiedenen Sachen sprachen. Wir liessen die Mails jeweils sogar von Philipp übersetzten. Z.B. war die Stornierung noch gebührenfrei und eine neue Unterkunft wurde schnell gefunden. Sie war preiswert und sauber, leider stand die Haustür permanent offen, so dass der Aufenthaltsraum, der direkten Anschluss an den Eingang hatte, sehr kalt war. Am Nachmittag streiften wir durch Agua Caliente und wir besorgten uns noch Tickets, um mit dem Bus hochzufahren. Für den Weg hinab entschieden wir uns zu laufen. Ansonsten ist Agua ein einziges Touristendorf. Die Bewohner selbst leben am Hang hinter dem Fussballfeld, welches nicht nur zum Fussballspielen benutzt wird, sondern auch für Picknicks, zum Drachensteigen oder um mit Puppen zu spielen. Die restlichen Gebäude sind Bodegas, Souveniershops, Ho(s)tels oder Restaurants. Wir guckten uns extra noch die Bushaltestelle an, damit wir früh morgens auch direkt am richtigen Ort landen würden. Abendessen kochten wir uns selbst, es gab Pasta. Zudem rüsteten wir unseren Rucksack mit Wasser und Snacks für den morgigen Tag und luden die Akkus für die Kamera. Und dann war es soweit. Wir kamen 20 Minuten vor dem ersten Bus an der Haltestelle an und staunten nicht schlecht, da bereits eine Warteschlange von mehreren hundert Metern bestand! Man beginnt sich über die vielen Leute aufzuregen. Wir hatten Tickets für den Mount Machu Picchu hatten, die aber nur in einem einstündigen Zeitfenster gültig sind. Zum Glück sass eine grössere Reisegruppe ziemlich weit vorne neben der Warteschlange, während zwei bis drei von ihnen in der Linie die Position hielten. Mirjam und ich setzten uns also ganz unauffällig zu ihnen. Als es nach ca. einer Stunde dann losging, folgten wir ihnen einfach zurück in die Warteschlange. Niemandem schien es aufgefallen zu sein oder wenn doch, so getraute dieser sich nicht, was zu sagen. Und so waren wir doch noch ziemlich schnell in einem Bus, der hoch nach MP fuhr. Diese Fahrt war sehr schön. Die Strasse ist ziemlich kurvig und man kommt schnell den Berg hoch. Nebenan sieht man runter zum Rio Urubamba, von wo aus sich der Dunst von Fluss und Wald seinen Weg in luftige Höhen macht. Generell sind die mit dichtem Grün bewachsenen, spitzigen Hügel ein traumhafter Anblick. Aus dieser Idylle wird man bei der Ankunft abrupt wieder herausgerissen, denn bereits am Eingang wimmelt es wieder von Menschen. Die ankommenden Gäste vermischen sich nun mit den verschwitzten Trailern und Hikern. Ein leckeres Düftlein beleidigt einem von Zeit zu Zeit die Nase und man fragt sich erneut, wieso man auch noch Geld dafür bezahlt. Aber wenn man dann MP sieht, ist dies schon ein einmaliger Anblick. Es war grösser als ich erwartet hatte, gut gepflegt und das Wetter passte auch. Wir machten uns sodann auf den Weg den Berg hoch. Hier musste man, nachdem am Eingang bereits vorgezeigt, erneut den Pass zücken und sein Ticket vorweisen. Und dann ging es los. Eine nicht enden zu wollende Steintreppe, die sich ihren Weg durch den Dschungel in die Höhe bahnte. Am Anfang war es ja ganz cool und man hatte jeweils gute Ausblicke auf MP. Aber je weiter man hochkam, desto steiler und anstrengender wurde die Treppe und MP immer kleiner, so dass es sich am Schluss nicht einmal mehr lohnte Fotos zu machen, denn die von weiter unten waren sowohl vom Licht wie auch von der Einstellung her deutlich besser. Kurz vor dem Ende (nach ca. 1.5-2 Stunden gelatsche), wurde der Weg noch enger und steiler. Er führte ungesichert im Fels an einer Felswand entlang, wofür man schon schwindelfrei sein musste und keine Höhenangst haben durfte. Wir Pfiffen also auf die letzten Meter und machten uns wieder an den Abstieg. Unten angekommen liefen wir noch einige Meter in Richtung Sonnentor, von wo aus man den besten Blick hatte. Unsere Empfehlung lautet also, spart euch das Geld für einen der zwei Berge. Der Ausblick lohnt sich nicht wirklich. Geht lieber hoch zum Sonnentor. Ist viel schöner, weniger anstrengend und gratis noch dazu. Danach flowten wir durch die Ruinen, was mir eigentlich sehr gut gefiel. Leider nerven die Touristenmassen und die heutige Selfiekultur dermassen, dass man froh ist, wenn man den Rundlauf absolviert hat.  Ich war mir am Ende nicht sicher, ob sich 50% der Besucher an irgendetwas erfreuten ausser an ihren Mobiltelefonen und ihren 10'000 schlecht geknipsten Fotos, auf denen man nichts sieht, ausser deren hässlichen Fratzen in lächerlichen Posen. Ok, ich verstehe, dass nicht jeder eine private Fotografin dabeihaben kann wie ich, aber hey, guckt mal mehr mit den Augen als mit der Handylinse! Der Abstieg war ebenfalls eine Steintreppe, die ich um keinen Preis der Erde hochlatschen wollte. Also auch hier mein Tipp, leistet euch den Bus um hoch und auch wieder runter zu fahren.
Unten in Aguas waren wir ziemlich erschöpft. Wir gingen zurück ins Hostel, machten uns noch eine Kleinigkeit zum Essen sowie Tee, bevor wir in Richtung Bahnhof gingen. Wir bestiegen erneut den Wisdomezug und wurde neben neuen Informationen auch mit einem traditionellen Tanz und einer Modeschau überrascht. Der Zug war die Reise also total wert.
Zusammenfassend lässt sich also sagen: Machu Picchu anschauen, wenn man schon Mal hier ist, ja, warum nicht, es ist sicher sehr eindrücklich. Aber egal, wie ihr es macht, um die Menschenmassen kommt man nicht rum. Ich würde den Zug nehmen. Der Trail kann ich nicht wirklich beurteilen. Ich kann mir aber vorstellen, dass wenn das Wetter gut ist (es regnet halt oft im Dschungel) der Hike besser ist als MP selbst. Denn nach Tagen der Anstrengung MP mit den Massen an Touris anschauen ist sicher frustrierend. Übernachten in Agua muss man ebenfalls eigentlich nicht. Es gibt keinen Vorteil im Vergleich zu denen, die am selben Tag mit dem Zug ankommen. Einen der Berge würde ich nicht besteigen, sondern eher hoch zum Sonnentor gehen. Sollten in Zukunft andere, ebenso tolle Ruinen zugänglich werden, würde ich mein Glück definitiv dort versuchen. Wir waren froh, oben gewesen zu sein, aber nochmals würden wir nun sicher nicht mehr nach Machu Picchu, der legendären Stadt der Inkas gehen.

Huacachina

Von Cusco aus sollte es nun so schnell wie möglich ans Meer gehen, um unsere letzten Wochen noch mit Surfen zuzubringen, denn die Schweiz grenzt ja bekanntlich als Binnenstaat nicht ans Meer, und man muss 8 Stunden mit dem Auto fahren oder 1.5 Stunden fliegen, um eine gute Welle zu surfen (ja, Genua habe ich bewusst ausgelassen, denn ich habe gute Welle gesagt). Nur, um von Cusco preiswert wegzukommen, muss man den Bus nehmen. Fliegen ist leider im Vergleich zu Asien hier viel zu teuer und mit Avianca (Meilen) wollten wir nicht mehr fliegen. Also muss man sich für einen der vielen Buse entscheiden, die jeweils 16 Stunden unterwegs sind, um in eine der nächsten Städten an der Küste zu gelangen. In 20 Stunden ist Lima erreichbar. Auf eine so lange Fahrt hatten wir aber keine Lust, weswegen wir uns für einen Zwischenstopp entschieden. Da es in Cusco im Winter und auf der Höhe nicht gerade warm ist, entschieden wir uns für eine kleine Oase in einer Sandwüste, Huacachina. Um dahin zu gelangen, muss man auch eine Nacht lang mit dem Bus fahren, kommt aber am Morgen in Ica an, von wo aus es mit dem Taxi nicht mehr weit ist. Die Bustickets besorgten wir uns via Internet. Es gibt eine Hülle und Fülle von Busanbietern bereits online. Am Busterminal gibt es dann noch wesentlich mehr, die meisten davon sind aber ziemlich schäbig. Wir hatten uns für einen mit Halbliegesitzen (140°) entschieden. Dieser war auch ganz komfortabel, nur dass der Film über Lautsprecher im Bus lief, was unseren Ohren nicht gerade ein Vergnügen war. Aber so weit sind wir gar noch nicht. Erst mussten wir am Busbahnhof zum Schalter unserer Buskompanie gehen, um unsere Voucher gegen Tickets einzutauschen. Dabei bemerkten wir, dass wir, obwohl im Internet so eingegeben, nicht nebeneinander sassen. Ob man tauschen könne, wollte ich wissen, wurde aber mit einem kühlen und subtilen "no" zur Seite geschoben. Anschliessend mussten wir unsere Tickets gegen andere Tickets an einem anderen Schalter eintauschen, um durch die Sicherheitskontrollen zu gelangen. Um dann schliesslich in den Bus zu kommen, musste man erneut Ticket zusammen mit dem Pass vorzeigen, einen Fingerabdruck hinterlassen und sich von einem Typen mit Metalldetektor mehr schlecht als recht untersuchen lassen. Ein völlig unnötiges, schlecht durchgeführtes Prozedere, welches bei unseren zukünftigen Busfahrten auch immer mal wieder anders war. Pünktlich fuhr der Bus auch nicht ab, war uns aber egal, denn je später, je eher würden wir schlaf finden. Die Ankunft verlief dann ohne grössere Genervtheiten und wir fanden auch ein günstiges, rostiges Taxi, dass uns anstandslos nach Huacachina brachte. Dort war es wirklich sehr nett. Die Sonne lachte, es war warm, die Unterkunft war gut und belebt und die wenigen Häuser um die Oase hatten ihren Charme. Alles war halt ziemlich touristisch. Überall fuhren Sandbuggis herum und machten Lärm. Wir hatten zwei Aktivitäten zugute, welche im Preis der Unterkunft enthalten waren. Wir entschieden uns am Ankunftstag für das abendliche BBQ und am Folgetag fürs Sandboarden. Wir schlenderten, nachdem wir uns in unserem wie immer hellhörigen Zimmer eingerichtet hatten, durch Huacachina. Es war schön warm und wir kauften uns eine Flasche Rosé, bevor wir uns an Aufstieg zur nächstgelegenen Düne machten. Der Muskelkater in den Waden, den Machu Picchu bei uns hinterlassen hatte, machte die eher schwerfälligen Schritte im Sand nicht immer ganz einfach. Aber wir liessen uns Zeit und trafen dabei auf die ersten Sandboarder. Diese stellten sich nicht gerade geschickt an und es amüsierte uns, wie sie sich in den Sand fallen liessen, sobald sie etwas an Tempo gewonnen hatten. Dabei musste der Sand wohl so ziemlich überall hin und unter die Kleider gelangt sein, denn wenn sie sich ausschüttelten, blieb meist eine Staubwolke zurück. Wir kamen etwa eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang oben an und begannen genussvoll den Rosé zu verschlingen. Dabei alberten wir mit der Videokamera des Handys und Mirjams Nikon herum. Es kamen noch ein paar andere Touris nach oben aber die Stimmung war bei allen ausgelassen und lustig, so dass wir alles zusammen den Sonnenuntergang geniessen konnten. Wieder in der Jugi angekommen gönnten wir uns noch ein Bier, bevor das BBQ losging. Für mich gab es Fleisch mit Pommes und Gemüse während Mirjam anstatt des Beefs einen Quinoaburger bekam. Es war sehr lecker und auch genug für alle da. Wir spielten noch ein, zwei Partien Yatzi, bevor wir uns schlafen legten. Am Morgen schliefen wir erst einmal so lange, dass es gerade noch für unser gratis Frühstück reichte. Dieses war auch nicht mehr wert als gratis, es gab nicht mal Eier dazu, was es sonst überall gibt. Anschliessend nutzten wir die wenigen Stunden am Morgen, in denen das Internet noch nicht von allen genutzt wird, um unsere weitere Reise zu planen, bevor es dann ans Sandboarden ging. Ich und die meisten Anderen bekamen ein grösseres Skateboard mit Straps drauf, während Mirjam und noch ein Typ denn kleinen Aufpreis für ein richtiges Snowboard bezahlten. Dann wurden die Buggies bestiegen. Wir landeten irgendwie auf einem, auf welchem noch eine israelsich-französische Familie (4 Kinder) mitfuhren. Diese konnte sich nicht in normalem Tonfall miteinander unterhalten und Worte wie merde oder putain wurden auffällig oft gebraucht und die Kinder schienen zu machen, was sie wollen. Zudem kam eine Gruppe österreichischer Jungs mit, von denen jeweils einer bei uns mitfuhr, da sie zu viele für ein Fahrzeig waren. Schnell fand der jeweilige die laute Familie auch ziemlich nervig und wir machten uns ein gemeinsames Fest auf kosten dieser Schreihälse. Zuerst fuhren wir mit dem Buggi weit in die Wüste hinaus, um uns dann an einem kleinen Hang zum ersten Mal an den Brettern zu versuchen. Die Snowboarder mussten schnell feststellen, dass Sand nicht so smooth wie Schnee ist und entsprechend nicht so rund läuft. Man empfahl uns, die Bretter vor jeder Fahrt zu wachsen, was aber auch nicht viel half. Ich und die meisten anderen hatten zudem ja eh nicht ein richtiges Snowboard, sondern nur dieses übergrosse Skateboard. Damit konnte man, da es keine Kanten hatte, eh keine Kurven im Sand ziehen. Die meisten rutschten also auf dem Bauch oder auf ihrem Hintern den Hang hinunter. So bewegten wir uns von Düne zu Düne, meist rutschend, ab und an aber auch mit dem Buggi für weitere Distanzen. Die Hänge wurden immer grösser und steiler, so dass bald auch die Snowboarder gut in Schuss kamen. Wir waren eine tolle Gruppe und es machte viel Spass. Zwei, drei schmiss es richtig krass hin und man konnte froh sein, dass sich niemand ernsthaft verletzte. Danach führen wir noch ein wenig in der Wüste herum, bevor es wieder zurück ins Hotel ging. Das ganz dauerte fast einen halben Tag, so dass wir es dieses Mal gar nicht mehr zum Sonnenuntergang auf die Düne schafften, denn als wir beide aus der Dusche kamen, war die Sonne bereits untergegangen. Wir assen also das Abendbrot, tranken dazu und spielten Yatzi oder Karten. Huacachina war einer der schöneren, wenn auch touristischeren Orte in Peru. Aber nach zwei, max. drei Tagen hat man dann auch wieder genug und man ist froh, weiter zu ziehen. Unser nächster Stopp sollte nun Punta Hermosa sein. Endlich zurück am Meer und endlich wieder Surfen. Hang Loose, baby!

Punta Hermosa

Auf unserem Weg in Richtung Norden und in Richtung Wärme (aus schweizer Sicht klingt das im Jahrhundertsommer vielleicht ironisch) machten wir einen zwei-Tage-Stopp in Punta Hermosa, dem eigentlichen Surfzentrum Perus. Punta Hermosa selbst ist ein im Süden des Stadtzentrums von Lima gelegener Distrikt, etwa eine Stunde Autofahrt entfernt.
Wir kamen in den frühen Morgenstunden in Lima an und nahmen die Stunde Autofahrt mit einem Taxi in Angriff. Sehr zu unserem Verdruss war das Wetter schlecht und die Temperaturen vergleichbar mit den bisherigen in Huacachina oder Cusco. Als wir in Punta Hermosa ankamen wurde unsere Stimmung nicht gerade besser, denn die ganze Stadt befand sich im Umbruch. Resp. die ganze Stadt war eine grosse Baustelle. Wir erfuhren später, dass zurzeit gerade die Wasserleitungen und die Kanalisation neu gebaut werden. Zudem ist die Stadt im Winter fast ausgestorben. Wo sich im Sommer die Leute aus Downtown Lima in der Sonne bräunen findet man nun Hunde und Wasservögel wie Pelikane. Leben findet sich eigentlich nur an der Hauptstrasse oder im Wasser, denn die einzigen Menschen, die es zu dieser Jahreszeit hierhin zu ziehen scheint, sind Surfer. Der erste Eindruck war also nicht gerade bewegend. Er wurde auch nicht besser, als wir vor unserem Hostel hielten und das Gepäck ausluden. Die Bude hatte eindeutig ihre beste Zeit hinter sich und wirkte etwas schmuddelig. Vor dem Eingang lag neben einem Hund eine verdreckte Fussmatte. Ein freundlicher Typ mit Schnauzer und langen Haaren öffnete uns die Tür und liess uns rein. Er stellte sich als Manu vor und er sei ein Volontier, der hier für Kost und Logie arbeite, er selbst stamme aus Buenos Aires. Als wir eintraten kam ein weiterer Hund und eine Katze auf uns zu um uns zu begutachten. Auch von innen sah alles etwas schmuddelig und vergilbt aus. Doch bevor wir uns genauer damit auseinandersetzten konnten, kam Abraham hinzu, unser Vermieter. Er hatte Dreadlocks und wirkte etwas verpennt/ stowned. Er führte uns flüchtig durch die Küche, den Wohnraum und in den Zweiten Stock, wo sich unser Zimmer befand. Auf den ersten Blick wirkte es wie der Rest des Hauses, aber einigermassen sauber. Erst im Verlaufe unseres Aufenthaltes bemerkten wir den Schimmel auf Kissen und Decke (im Bett roch es, wie wenn man sich auf eine Mooswiese legte. Ein Hoch auf unsere Innenschlafsäcke) und die Dusche gab ziemlich üble Elektroschocks, weswegen ich 3 Tage nicht duschte. Aber wie gesagt, dass alles bemerkten wir erst im Verlaufe unseres Aufenthaltes. Jetzt machten wir uns erst einmal auf in den Wohnraum um die anderen Bewohner der Unterkunft kennen zu lernen. Da war zum einen eine 19 Jahre alte Österreicherin, die in London Bioingeneering studiert und gerade in den Semesterferien Peru bereist. Sie wollte in Punta Hermosa ein bisschen Surfen, bevor es weiter nach Cusco und Machu Picchu gehen sollte. Alles in allem eine sehr liebe und angenehme Person. Dann war da eben Manu, der gerade versuchte, ein paar Regale in der Küche zu säubern. Die waren in so üblem Zustand, dass er den Dreck mit dem Spachtel zu entfernen versuchte, was ihm nicht so übel gelang. Als er fertig war, stachen die beiden Regale durch ihren Glanz deutlich vom Rest der Küche heraus. Zudem gab es einen zweiten Volontier dessen Name ich nicht mehr weiss. Mit ihm hatten wir nur wenig zu tun, denn er sprach nur spärlich Englisch und war mehr am Surfen als am Arbeiten. Dann gab es da noch die Partnerin von Abraham, die komischste Person von allen. Wir stellten uns bei ihr vor, aber sie nahm es lediglich zur Kenntnis, ohne uns ihren Namen zu nennen. Sie sprach Englisch und Spanisch, sowie eine slavische Sprache, die ich nicht genau identifizieren konnte. Sie war eine von der Sorte, die den Charm eines Pflockes versprühte. Nur, dass ein Pflock einem weniger auf die Nerven geht. Der Besitzer, Abraham, war ein recht angenehmer Typ, der einem half, wenn man ihn konkret um was bittete. Z.B. reparierte er mein Surfboard ganz ordentlich für weniger als 10 CHF. Zudem kam er meistens mit surfen, so dass man die Spots nicht selbst erkunden musste, sondern jemand dabei war, der einem die Feinheiten vorab erklären konnte. Gegen Abend kam dann noch Collin an, ein US-Amerikaner aus Portland, der aufgrund seiner Masterarbeit (Umweltingineur) in Peru weilte und noch die letzte Woche vor der Heimreise mit Surfen zubringen wollte. Wir waren also eine ganz illustre Truppe. Zum Surfen reichte es am ersten Tag leider nicht mehr, weswegen wir zu Fuss den Strand erkundeten und uns Abendessen und Frühstück besorgten. Es gab Spagetti mit einer Gemüsesauce. Nach den Essen verbrachten wir nur noch wenig Zeit bei den Anderen, denn wir waren müde und zogen uns in unser Zimmer zurück. Diese war dann auch der Moment, als wir den Waldgeruch aka. den Schimmel bemerkten. Aber wie gesagt, zum Glück gibt es Innenschlafsäcke.
Am nächsten Morgen standen wir zeitig auf und wollten gerade Frühstück machen, als der "Pfosten" völlig gestresst und genervt die Küche betrat. Sie brauche jetzt Platz, um das Frühstück für die Anderen zubereiten zu können. Auf genaueres Nachfragen, wieviel Platz sie denn brauche, gab sie mit ihren rudimentären Lauten "einfach Platz" zur Antwort. Wir zogen uns also ein wenig zurück und liessen sie in der Küche rumwerkeln, bis sie endlich einen Tee und Kaffee aufgesetzt hatte, Rühreier und Fruchtsaft gemacht hatte und Brot mit Butter und Marmelade auf den Tisch gestellt hatte. Sie braucht dafür ca. 15 Minuten und seufzte dabei an die 30-mal.
Danach durften wir wieder in die Küche. Wir bereiteten also unser Frühstück vor und vertilgten selbiges, bevor die Anderen zu Tisch kamen. Kalte Eier, lecker. Danach gingen wir surfen. Ist schon erstaunlich, wie schwer einem das Paddeln fällt, nach nur 4 Wochen Pause. Die Wellen waren ziemlich gross, aber nicht sehr schnell oder hohl, weswegen Mirjam und ich beide eine gute Welle erwischten, bevor wir nach einiger Zeit ziemlich entkräftet wieder zurück an den Strand gingen. Für die Nachmittagssession waren wir ebenfalls zu müde und so verbrachten wir die Zeit bei einem Spaziergang am der Strandpromenade entlang. Das Wetter war zwar kalt und die Sonne sollte sich während des gesamten Aufenthaltes nicht zeigen, aber wir trafen auf eine Schule von Delphinen, die in der Bucht ihre Nahrung suchte. Wir beobachteten diese grazilen Tiere über eine Stunde. Unterbrochen wurden wir dabei nur von vorbeifliegenden Pelikanen, die aufgrund ihrer Grösse nur schwer zu ignorieren sind. Es war wunderschön. Abendbrot gab es dann in Form von Sushi. Wir fanden einen kleinen Laden, der ziemlich gut aussah (was man ja nicht von allem in Punta Hermosa behaupten konnte). Das Sushi war dann auch unglaublich lecker und wir stopften uns unsere Wänste damit voll. Danach ging es glücklich zurück ins Waldfest zum Pennen. Mirjam erwachte früh morgens durch das Geräusch von zwei sich liebenden Menschen. Abraham schien gerade seinen Stock am Pflock zu wetzen. Zum Glück hatte ich nichts gehört. Denn mit dem Waldgeruch wäre das zu viel des Holzes für meine Sinne gewesen. Jedenfalls war die Laune des Pfostens diesen Morgen unglaublich gut. So gut, dass es einem fast schon Angst machte, man müsste mit ihr irgendwelche Kontakte (FB oder so) austauschen. Dies war aber Gott sei Dank nicht der Fall. Die schlechte Nachricht kam von der Österreicherin, die krank wurde. Sie tat mir leid, musste sie doch in wenigen Tagen noch Machu Picchu hochkraxeln, die Arme. Mit Surfen war an diesem Tag auch nichts, da der Swell weiter zunahm und heute, am Samstag, viel zu viele Menschen im Line-up waren. Wir beobachteten die über 30 Leute vom Strand aus, wie sie zu viert in die Welle paddelten, dabei auch mal über einen weiteren Surfer hinwegfuhren, nur das der jeweilige dann vom nächsten Surfer gedropped wurde. Darauf hatten wir keinen Bock, und so wandten wir uns wieder den Delphinen zu, die immer noch da waren, nun in noch grössere Zahl. Als es Abend wurde, waren wir beide froh, dass es nun weiter in Richtung Norden ging. Wir saugten uns noch ein, zwei Filme und Serien für den Bus runter, bevor wir an den Busterminal in Lima gefahren wurden. Zum Glück hatten wir genug Zeit einberechnet, denn der Terminal befand sich neben dem nationalen Fussballstadion, in welchem am selben Abend gespielt wurde. Die Strassen waren unglaublich verstopft, aber wir schafften es noch rechtzeitig. Tschüss Punta Hermosa!

 

Chicama

Auf unserem Weg in Richtung Norden nach Los Organos machten wir noch einen kurzen Halt in Puerto Malabrigo, besser bekannt unter dem Namen Chicama, der längsten (oder zweitlängste, who cares?), linksbrechenden Welle der Welt. Zudem sollte da das Wetter im Vergleich zu Punta Hermosa deutlich besser sein, wenn auch die Wassertemperatur immer noch von den südlichen Kaltwasserströmungen dominiert wird. Leider fahren keine Busse direkt dahin, sondern nur bis Troujillo, einer schönen Kolonialstadt etwas weiter südlich. Dort befindet sich auch Chan Chan, eine der grossen, prähispanischen Städte Perus. Dies interessierte uns jedoch eher wenig. Wir sind mittlerweile eher kulturfaul geworden und wollten nur noch surfen. Also nahmen wir direkt nach der Ankunft in Troujillo ein Taxi, welches uns zum 40 Minuten entfernten Puerto Malabrigo brachte. Das Dorf selbst ist sehr klein. Es lebt entweder vom Fischfang und der dort ansässigen Fischindustrie, oder aber direkt vom Surftourismus. Unser Hotel war einfach aber sauber. Es fehlte lediglich an anderen, sympathischen Gästen und einer Chill-lounge, um diese kennen zu lernen. Auch die Besitzerin lernten wir nie direkt kennen, sondern kommunizierten mit ihr entweder via WhatsApp oder via der zwei Damen des Personals, die uns Frühstück zubereiteten und das Hotel bis zum Nachmittag führten, bevor ein kurliger Typ namens Chris die Rezeption übernahm. Dieser lebte ansonsten in einem vor sich hin rostenden Van am Ende des Dorfes, wo sich auch unser Hotel befand. Hier endete die Strandpromenade und man hatte den besten Blick auf die Welle, welche auch gerade perfekt am Laufen war, so dass die verschiedenen Sektionen sich zu einer Welle verbanden. Kurz nachdem wir das Taxi verliessen kam auch bereits ein Freund des Taxifahrers auf uns zu, um uns als Kunden anzuwerben. Er erklärte uns, dass man für eine Welle jeweils den Strand hochlaufen könne, oder für 50 Soles mit ihm 3 Stunden jeweils mit dem Boot in die Welle gebracht zu werden. Wir vertrösteten ihn aufs erste, denn solche Sofortdeals die durch Taxifahrer eingefädelt werden kommen uns immer suspekt vor. Wir richteten uns also erst ein wenig im Hotel ein, konnten aber noch nicht in unser Zimmer, da dieses erst noch geputzt wurde. Und so gingen wir erst einmal surfen. Wir gingen zu Fuss, was auch kein Problem ist. Im Gegenteil, man kann sich die einzelnen Sektionen vom Strand aus anschauen und sehen, wo man sich wie positionieren muss. Der erste Surf war ganz ok. Aber es hatte eine ziemlich starke Strömung, gegen die es sich nicht lohnte anzupaddeln. Vielleicht wäre ein Boot doch eine Option. Zudem war die Welle headhigh, schnell und brach ziemlich hohl, also nicht ganz einfach zum Reiten. Hinzu kam, dass wir von der Reise ziemlich entkräftet waren, weswegen wir nach einer Stunde bereits wieder an Land waren. Nun konnten wir auch unser Zimmer beziehen. Die Nachmittagsession verlief ähnlich. Wir hatten ein, zwei gute Wellen, aber die ganze Welle so zu surfen, dass einem die Oberschenkel zu schmerzen beginnen, weil sie so lang ist, gelang uns nicht. Am nächsten Tag sollte der Swell ein bisschen kleiner werden, bevor er am Folgetag wieder anziehen sollte. Zum Abendbrot wollten wir selbst kochen, denn für 5 Soles sollte man eigentlich die Küche benutzen können. Nur hatte Chris leider keinen Schlüssel, so dass wir nur eine Gabel, ein Messer und einen alten Kochtopf zur Verfügung hatten. War aber ok, gab es halt mal wieder Pasta. Am nächsten Tag war die Welle tatsächlich ein wenig kleiner und weniger schnell, also perfekt für uns. Nur leider verbrachte Mirjam keine gute Nacht. Irgendetwas hatte ihr auf den Magen geschlagen, so dass sie in regelmässigen, kurzen Abständen Stuhlgang (Bristol 7) hatte, so dass nicht daran zu denken war, ins Wasser zu gehen. Als guten Freund sorgt man sich natürlich um seine Geliebte, so dass ich mit ihr ein paar geladene Filme schaute, ihr Gesellschaft leistete, kochte und meinen fehlenden Schlaf nachholte. So ging der zweite Tag zu Ende und es wurde der dritte, letzte Tag in Chicama. Wie es der Wetterbericht angekündigt hatte, war die Welle wieder grösser und schneller als am Vortag, sogar noch ein wenig grösser als am ersten Tag. Entsprechend war die Strömung ebenfalls etwas stärker. Das Surfen gelang uns ein wenig besser als am ersten Tag und brachte mir und Mirjam viel Freude, aber die ganze Welle in einem zu reiten gelang uns auch dieses Mal nicht. Zudem fühlte sich Mirjam immer noch ziemlich schlapp vom Vortag. Wir hatten Weiterreise und Unterkunft in Los Organos bereits vor Tagen gebucht, weswegen wir dann auch am Abend pünktlich weiter reisten in Richtung Norden. In Chicama hatten wir zumindest bereits unsere Portion Sonne abbekommen, aber das Wasser war uns immer noch zu kalt. Die wärmeren Nordströmungen kommen erst bei Cabo Blanco zusammen, unterhalb von Los Organos. Eigentlich war es schade, bereits nach drei Tagen Chicama und diese weltklassige Welle zu verlassen, aber wir wussten, weiter oben auf der Karte gibt es weiter Weltklassewellen wir Lobitos, Picinas oder Panic Point. Und das, wie gesagt, in deutlich wärmerem Wasser. Chicama ist aber definitiv eine Welle, die wir irgendwann wieder besuchen wollen. Dann verbringen wir mehr Zeit hier. Aber bis dahin, adios.

Los Organos/Mancora

Nach Chicama ging es nun erneut mit dem Nachtbus weiter in Richtung Norden nach Los Organos. Genauer gesagt, nach Mancora. Diese etwas grössere Stadt liegt noch etwas weiter nördlich. Der Bus konnte oder wollte uns nicht eher rauslassen, so dass wir mit dem Taxi erst einmal wieder zurückfahren mussten. Zum Glück war die Fahrt nur etwa 10 Minuten und kostete nicht all zu viel. Die im Vorfeld organisierte Unterkunft wurde uns von Lauti und Caroline in Buenos Aires empfohlen und wir hatten bereits über Facebook mit dem Besitzer, Jose, Kontakt aufgenommen. Dieser schien unkompliziert und locker drauf zu sein. Als wir um kurz nach 5 Uhr morgens ankamen, war er jedenfalls noch am Schlafen. Zum Glück stand das Haus, welches etwas ausserhalb von Los Organos gelegen war, offen, so dass wir uns selbst Zutritt verschafften. Dadurch wachte auch Jose auf und nahm uns in Empfang. Er selbst war 26 Jahre alt, hatte lange, von der Sonne gebleichte Locken und einen sonnengebrannten Hautteint. Er wirkte noch ein wenig verpeilt, da er gerade aus dem Bett kam. Er handelte jedoch schnell und machte ein Zimmer für uns klar, indem er das Doppelbett mit einem Duvet, dass für ein einfaches Bett gedacht war, mit etwas mehr Gewalt über sie Matratze streifte. Für uns aber war das genug und wir legten uns nochmals ein paar Stunden aufs Ohr, was auch Jose tat. Am Morgen hatte er bereits das Haus verlassen als wir aufstanden. Dafür trafen wir auf die am Vortag eingetroffenen, beiden Volunteers. Paula und Miguel aus Salta, Argentinien. Beides Vollhippies wie man sie sich vorstellt. Ältere, zerzauste Kleidung, Dreadlocks mit Perlen in den Haaren und schmutzigen Füssen. Paula sprach Englisch, Miguel nicht ein Wort. Für etwas Arbeit würde Jose sie hier gratis übernachten lassen, aber ohne Kost inbegriffen. Eigentlich Versprach uns Jose ein Frühstück, aber wie gesagt, er war bereits nicht mehr da, weswegen Mirjam und ich uns selbst um unser Frühstück kümmern mussten. Wir machten uns also zu Fuss ins ca. 20 Minuten entfernte Los Organos. Die Sonne schien, der Himmel war blau und die Temperaturen sehr angenehm. Der Wind begann langsam einzusetzen, denn es war bereits kurz vor Mittag. Das Dorf selbst machte einen ziemlich ausgestorbenen Eindruck. Wir fanden eine Pizzeria und freuten uns, endlich mal wieder italienisch zu essen. Doch leider servierten sie keine Pizzas, weswegen es einen peruanischen Tischgrill mit Reis gab. War bis auf die Wurst auch ganz lecker und füllte unsere hungrigen Mägen. Danach checkten wir den lokalen Surfspott aus. Es war eine am Ende des Dorfes gelegene, nach links brechende Welle. Es hatte ein paar Surfer im Wasser, aber die Welle war nicht besonders gross und vom Winde ziemlich verblasen. Wir konzentrierten uns daher auf unseren Einkauf, was aber gar nicht so einfach war. Einen anständigen Einkaufsladen gab es nämlich nicht und im ganzen Dorf nur zwei Geldautomaten, die erst einmal gefunden werden mussten. Danach machten wir unsere Besorgungen in verschiedensten Läden und auf dem Markt. Wir waren aber anscheinend bereits spät dran, denn das Angebot war nicht mehr all zu gross. Wir fanden aber, was wir brauchten und machten uns, nun per Mototaxi (Tuk-Tuk), zurück auf den Weg in unsere Unterkunft, dem Tiki Surf House. Hier noch zu erwähnen; Tikis sind Holzstatuen, die mehrere Gesichter abbilden. Typischerweise sieht man sie in der Südsee. Jose machte solche Tikis selbst sehr geschickt mit Meisel und vor allem der Kettensäge. Auch Jose war in der Zwischenzeit wieder zurückgekehrt. Er war surfen im 40 Minuten entfernten Lobitos. Auch wir hatten nun Lust zum Surfen und so machten wir uns erneut per Mototaxi auf den Weg zum lokalen Spot. Es war bereits Abend und der Wind hatte nachgelassen, so dass wir noch einen schönen Sonnenuntergangsurf erleben durften. Im Lineup war ausnahmsweise mal gute Stimmung (was man sonst in Peru nicht unbedingt behaupten kann. Gesprochen wird selten und Regeln gibt es keine. Dem stärksten gehört die Welle, egal ob gesneeked oder gedroped!), das Wasser war endlich einigermassen war und die Welle nett, wenn auch nicht besonders gross. Als wir zurückkamen, war Jose bereits wieder verschwunden. Anstatt seiner sassen nun die beiden Volunteers in der Küche mit zwei ihrer Hippiefreunden, spielten Gitarre und sangen spanische Lieder. Mirjam und ich bereiteten für uns Abendessen zu, tranken Wein und spielten Spiele, bevor wir nach einer kalten Dusche zu Bett gingen. Am nächsten Tag erwachten wir aufgrund der gewohnten Hellhörigkeit früh morgens auf. Miguel und Paula waren bereits bei der Arbeit, obwohl, Arbeit heisst nicht Arbeit in unserem Verständnis. Miguel braucht über eine Stunde, um 10 Quadratmeter Staub und Sand zu wischen. Während dieser Zeit putzte Paula eine Toilette. Danach schienen beide erschöpft zu sein u d liessen die Arbeiten für den Rest des Tages ruhen. Paula spielte stattdessen wieder Gitarre und Miguel übte Jonglieren, indem er mit zwei Stöcken einen dritten Stock in der Luft hin und her schleuderte. Ab und zu rauchten sie ihre selbst gemachte Tabakmischung, bevor sie wieder ihrem Metier nachgingen. Da Jose nicht aufzufinden war, gingen Mirjam und ich halt unserem Metier nach und gingen Surfen. Die Welle war gleich klein wie am Vortag, dafür herrschte weniger Wind und es waren weniger Leute im Lineup, die aber genauso Wortkarg und frei von Regeln waren, wie wir es uns in Peru gewohnt waren. Als wir zurückkamen, hatte sich Paula in der Zwischenzeit vom Stuhl an den Tisch bewegt und mahlte mit farbigen Filzstiften Mandalas aus. Miguel war gemäss ihren Aussagen in Mancora und führte seine Kunststücke mit den Stäben auf, um etwas Geld zu verdienen. Später kamen dann erneut ihre Freunde und man spielte Gitarre und sang Lieder. Ihre Kollegen verdienten sich ihr Geld ebenfalls in Mancora mit dem Verkauf von selbstgemachten Ringen. Später kam dann auch Jose nach Hause. Er setzte sich zu uns und wir quatschten über Gott und die Welt, bevor auch er die Gitarre zückte und zu spielen begann. Hier gilt es noch zu sagen, dass zu den Bewohnern des Tiki Hauses noch zwei Hunde dazugehörten. Zum einen Nacho, eine etwas ältere Doge, und Seouls, ein sechs Monate alter, schneeweisser Mischling. Beide waren knuffig, aber nicht gerade das, was man unter wohlerzogen verstand. Auch machten sie in den kommenden Tagen früh morgens Lärm, womit man Ausschlafen vergessen konnte. Nach Stunden der Gitarrenmusik hatten wir dann mal genug und legten uns zu Bett. Morgen planten wir zusammen mit Jose nach Lobitos zu fahren, da hier der Swell nun kontinuierlich abzunehmen begann. Geplant war, früh aufzustehen um den Spot bei Ebbe und wenig Wind zu surfen. Also standen Mirjam und ich am nächsten Tag pünktlich auf der Matte. Jose war auch einigermassen pünktlich wach, von da an verzögerte sich aber alles immer und immer wieder. Jose ist ein Mensch, der sich keine 5 Minuten auf eine Sache konzentrieren kann. Immer wieder fängt er eine Sache an, an der er vorbeiläuft, aber ohne dabei irgendwie vorwärts zu kommen. Und so dauerte es über eine Stunde, bis wir endlich losfuhren. Zuvor bereitete Mirjam und ich das Auto vor, ansonsten wäre es noch viel später geworden. Die Fahrt dauerte aber nicht lange, denn Jose hatte ja noch kein Frühstück zu sich genommen, weswegen er an einem Stand in Los Organos noch "schnell" was in den Mund schob. Generell ernährte er sich primär an solchen Ständen. Kochen haben wir ihn während unserer Zeit im Tiki nur einmal gesehen. Am aller letzten Tag, als er noch unser versprochenes Frühstück servierte. Aber egal. Er war stets guter Laune und konnte mit seiner freudigen Natur jeden Anstecken, so dass man ihm seine Nachlässigkeiten schnell wieder verzeite. Auch die anschliessende Fahrt nach Lobitos dauerte länger als sonst. Einerseits lag das am Auto, dass bei einem Topspeed von knapp 80 km/h auf der Geraden fast auseinanderfiel. Es war ein kleiner Suzuki 4x4, wie ihn auch Domi in Äthiopien fährt. Nur dass dieser keine Rücksitze hatte, so dass ich zusammen mit Nacho auf ein paar hingelegten, sandigen Kissen Platz nehmen durfte. Auch waren die Fahrkünste von Jose nicht gerade von höchster Güte, denn meistens fuhr er völlig relaxed auf dem Mittelstreifen. Nichts desto trotz kamen wir heil an und die Welle sah wirklich um einiges besser aus als die in Los Organos. Eine schulter- bis kopfhohe, nach linksbrechende, hohle und schnelle Welle, deren Takeoff direkt neben einem grossen Stein lag. Es waren bereits ein paar Leute im Wasser, aber noch nicht all zu viele. Wir hatten viel Spass, bis sich die Leute zu mehren begannen. Dann herrschte wieder Gesetzlosigkeit, eine kompetitive Stimmungslage und jeder surfte nur für sich mit Dropen und Sneeken. Als dann noch der onshore Wind aufkam waren wir zum Glück alle genug ausgepowert und wir fuhren wieder nach Hause. Dort trafen wir wieder auf die zeichnende und Gitarre spielende Paula und ihren Freund, Miguel. Da der Swell weiter abnehmend war in den kommenden Tagen, planten wir einen weiteren Ausflug nach Lobitos, resp. Picinas, wie der Spot hiess. Und so machten wir uns am Folgetag erneut mit dem Schrottsuzuki auf nach Lobitos. Diese Mal surften wir erst einen anderen Spot, Batteria. Eine ebenfalls nach Links brechende Welle, die etwas länger war, etwas grösser, dafür nicht ganz so schnell und weniger Hohl. Sie war ein bisschen Vergleichbar mit Chicama, nur weniger Krass. Trotzdem herrschte auch hier eine ziemliche Strömung. Ich erwischte ein paar gute Wellen und wir hatten Spass. Da die Welle länger war und eben die Strömung vorherrschte, verteilte sich das Lineup ziemlich gut und man musste nicht um jede Welle kämpfen. Mit zunehmender Flut begann die Welle jedoch zu versiegen, so dass wir unseren zweiten Surf des Tages wie in Picina durchführten. Mirjam erwischte gerade zu Beginn ein paar echt gute Wellen, bevor sich das Lineup rasch füllte und die übliche, kompetitive Stimmung herrschte. Generell begann man eine Grundstimmung herauszulesen, die wir bereits auf unseren vorhergehenden Stopps bemerkten und die sich später in diversen Gesprächen noch bestätigte. Die Peruaner wirkten generell unzufrieden. Egal, mit wem wir sprachen, eigentlich ging es allen subjektiv schlecht und dem Umfeld desjenigen jeweils viel besser. Aber aufstehen, anpacken und etwas dagegen tun, dass wollte dann niemand. Lieber einfach so bekommen. Zudem fehlte die Freude und der Stolz, der z.B. in Afrika, der Südsee oder in Bolivien vorherrscht. Eigentlich äusserst schade. Denn Peru wäre ohne diese Attitüde ein so tolles Land.
Wir verliessen also das Wasser und assen noch eine Kleinigkeit im nahegelegenen Surfcamp, bevor wir uns auf den Heimweg machten. Es war bereits dunkel und Jose fuhr seine Klapperkiste stets mit Vollicht in Richtung Tiki Surfhaus. Zu Hause sah es aus wie am Vortag und das dreckige Geschirr vom Mittagessen stand nicht im Waschbecken und man fragte sich, für was die zwei Volunteers eigentlich da waren. Am nächsten Tag wollten wir alle zusammen ein BBQ veranstalten, denn Mirj und ich hatten langsam die Nase voll von dieser Welt des Gitarrenspielens und des ewigen Wartens auf Jose. Alle waren von der Idee begeistert, aber als es dann an die Umsetzung ging zeigte sich deutlich, wie unsere zeitweiligen Mitbewohner in ihrer Passivität gefangen waren. Jose musste man förmlich ins Auto setzten, um endlich einkaufen zu gehen. Und auch dann machte er an diversen Essensständen halt und knabberte vor sich hin, als einzukaufen. Und als wir zurück waren, und es ans vorbereiten ging, wussten die beiden Volunteers nicht, was sie nun machen sollten, und so begannen sie wieder mit ihren Stöcken und Gitarre zu spielen. Also bereitere ich das Meiste vor. Jose versicherte mir am Morgen, dass er Holz habe. Diese war aber noch in seiner Ursprungsform, nämlich in Form von zwei Büschen, noch mit den Blättern dran, die erst von mir mit der Machete zurechtgehauen werden mussten. Später, als dann das von mir gehauene Holz ausging, versuchten sie es mit dem Reinwerfen von Blättern aufrecht zu erhalten (was natürlich zum Scheitern verurteilt war). Zum Glück hatten wir da schon gegessen. Als ich dann auch noch in der Küche alles vorbereitet hatte kam Jose und wollte das Fleisch marinieren (ich sage jetzt nicht, wer die Marinade vorbereitete...). Nur leider wurde daraus noch nichts, denn Jose hatte in der Zwischenzeit das Fleisch tiefgefroren. Also setzte ich Wasser auf um das Fleisch wieder aufzutauten. Nach etwa einer Stunde konnten wir mit dem Grillen beginnen. Das essen war zu guter Letzt dann fertig und sehr lecker zum Verspeisen. Die Hunde assen mit uns mit und leckten jeweils die Finger von Jose und Miguel "sauber", bevor sie sich das nächst Stück griffen. Als wir alle gesättigt waren, griff man wieder zur Gitarre. Ich nutzte die Gelegenheit, um Paula ein wenig auszufragen. Es stellte sich heraus, dass sie eine Arbeit suchte, da sie in Argentinien keine Zukunft sehe. Ihre bisherigen Jobs als Barkeeperin oder Makeupartistin hätten ihr nicht einmal genug Geld eingebracht um selbstständig zu leben. Sie lebte bis zu ihrer Auswanderung stets bei ihren Eltern. Als nun mit dem Wertzerfall des Pesos auch ihr wenig Erspartes wegzufallen drohte, entschied sie sich, alles hinter sich zu lassen und irgendwo anders ihr Glück zu finden. In Cusco hätte es ihr ganz gut gefallen, aber ihr eigentlicher Traum sei Mexiko. Auch Miguel stieg in die Diskussion ein, so gut es ging. Die beiden leben ein völlig anderes Leben als wir in der Schweiz. Aber bei allem Mitgefühl, bei vielen ist das so und deren Arbeitsmoral und Pflichtbewusstsein übersteigt das von Paula und Miguel bei weitem. Trotzdem hoffe ich, die beiden werden ihr Glück finden.
Am nächsten Tag zogen wir dann wie geplant nach Mancora um. Wir fanden ein wunderbares, kleines Hotel, direkt am Strand und am lokalen Surfspott gelegen. Die Besitzerin war eine reizende Dame, die ihren Betrieb und das Personal im Griff hatte. Es war sauber, es gab endlich mal wieder warmes Wasser und das Frühstück war inbegriffen. Es gab sogar zum ersten Mal in Peru gutes Brot. Am ersten Tag machten wir nochmals einen letzten Surfausflug mit Jose. Danach waren die Wellen für mindestens einen Tag überall zu klein. Am zweiten Tag machten wir, was wir sonst noch nie gemacht hatten auf unserer Reise. Einen waschechten Strandtag. Mit Liegestuhl, Sonnenschirm, Buch und allem, was dazu gehörte. Aber nach einem Tag war dann auch schon wieder gut. Wir steiften abends durch Mancora. Dieses Dorf war deutlich grösser, belebter und auch touristischer als Los Organos. Es kostete alles ein wenig mehr, aber es gab internationale Küche, klein, brauchbare Einkaufsläden und abendliche Unterhaltung. Wir trafen auch auf viele Hippies, die hier, wie unsere Freunde aus dem Tiki, ihren selbstgemachten Schmuck verkauften oder irgendwelche Kunststücke präsentierten. Es war im Vergleich zum zeitlosen Raum, in dem wir uns im Tiki befanden, eine angenehme Abwechslung.
Am nächsten Tag mieteten wir uns Longboards und nahmen die mini-Welle vor unserem Hotel in Angriff. Am Anfang hatten wir recht viel Spass, bis dann die Surfschulen kamen. Nachdem wir mit diesen im Wasser waren, wussten wir, wieso es hier in den Lineups keine Regeln gab. Die Lehrer schoben ihre Zöglinge in jede Welle, egal, ob schon jemand drin war, und drängten diese manchmal sogar direkt in Richtung Steine. Auch ich wurde Opfer dieses Abdrängens und landete mit dem Knie auf den Steinen. Von da an mieden wir es, gleichzeitig mit den Schulen im Wasser zu sein. Gegen Ende unseres Aufenthaltes nahm zudem der Swell wieder zu und wir fuhren mit Ricardo noch zweimal nach Picina. Ricardo gehörte zur 70er Surfer Generation der bereits auf Bali, Hawaii und sonst in den USA surfte, bevor er mit Mitte Zwanzig einen schweren Autounfall hatte und nun auf einem Bein eine Teillähmung hatte. Dies hinderte ihn aber nicht daran, weiter mit dem Brett in die Wellen zu geh, nun halt seit 40 Jahren auf dem Bauch. Ricardo kannte jeden und jeder kannte Ricardo. Mit ihm war alles viel einfacher als mit Jose. Er war stets pünktlich, fuhr gut und vorsichtig Auto, war organisiert und konnte uns viel über die Geschichte des Surfens in Peru erzählen. So verbrachten wir unsere letzten Tage unserer Reise mit surfen, Sonnenschein und in guter Gesellschaft. Lediglich die Wellen hätten noch etwas grösser sein dürfen. Aber wenn man sich am jeweils am Abend ausgepowert, braungebrannt und mit ausgebleichten Haaren im Spiegel betrachtete, musste man sich eingestehen, dass das Leben gut ist.