NEPAL

„Was du für den Gipfel hältst, ist nur eine Stufe“

-Seneca, römischer Dichter und Philosoph-

Ankunft

 

Namaste liebe Freunde und Familie. Wir sind nach 2 Wochen relaxen und surfen in Nepals pulsierender Hauptstadt Kathmandu angekommen. Die Reise verlief ohne grosse Zwischenfälle mit flydubai von Colombo über Dubai nach Kathmandu. Wir haben unser Visa für 90 Tage bereits im Vorfeld gekauft, weswegen wir zügig durch die Passkontrolle kamen. Ab dann ging alles ganz im Nepali-Style. Gemächlich. Wir nahmen unsere Surfboards (die wir ja später auf der Reise noch ausgiebig brauchen werden und deswegen mitschleppen) zwischen Kisten voller Fische und anderen Kisten voller Küken entgegen und kontrollierten sie sofort auf Schäden. Natürlich hatte eines der Boards eine tiefe Kerbe, die wir reparieren werden müssen. Aber alles kein Problem, das passiert leider mehr als jedes zweite Mal. Wir haben also den Schaden standartmässig raportiert und werden das Gleiche wahrscheinlich auch bei unserem nächsten Flug so machen. Vielleicht kriegen wir dann ein wenig Dollars von einer der beiden Airlines, was wir aber nicht wirklich glauben. Der Shuttel-Dienst des Hotels klappte gut, nur dass das Auto viel zu klein war, so das erst ein grösseres angeschaft werden musste. Als das neue dann kam, war es nicht grösser, hatte aber einen Dachträger. Also alles kein Problem. Die Boards zogen sowieso viel Aufmerksamkeit aber auch Sympathie auf sich. Nicht viele gehen nach Nepal surfen;). 

Die Fahrt durch den hecktischen und unkontrollierten Verkehr Kathmandus war interessant, staubig und ein wenig gefährlich. So luden wir mit unserem Auto einen der vielen Rollerfahrer auf unsere Motorhaube auf. Zum Glück kommt man generell nich sehr schnell voran auf der Strasse, so dass niemand sich dabei verletzte und auch der Blechschaden sich in Grenzen hielt. 

Im Hotel angekommen (2 Stunden verspätet) wurden wir bereits mit  Bier und Musik von unseren neuen Reisepartnern in Empfang genommen. Nadja, Mirjams Schwester, und Kevin, ihr Freund. Namaste. Die Freude war gross und das Bier, Everest mit Name, schmeckte vorzüglich. So verbrachten wir den Abend auf der Rooftop-Terasse, tauschten Erfahrungen und in der Zwischenzeit Erlebtes aus, in voller Erwartung der kommenden Abenteuer.

Am nächsten Tag warfen wir uns ins hecktische Treiben Kathmandus um letzte Besorgungen für unseren geplanten Trip durch den Himalaya zu machen. Das hiess, handeln und feilschen bis zum letzten Rupi, was besonders Mirjam grossen Spass zu bereiten schien. Zwischenzeitlich organisierte unser Hotelmanager die nötigen Papiere für unseren geplanten Trek, den Anapurna circuit, aber dies wird Gegenstand des nächsten Eintrages sein. Am Ende des Tages waren wir sehr zufrieden mit unseren "Deals", aber schwerer beladen als erwartet. Aber auch das ist alles kein Problem, wir freuen uns auf den kommenden Tag.


Annapurna Circuit

- Tag 1 -
Der Tag fing gut, aber leicht hecktisch an. Wir erhielten die nötigen Papiere und Instruktionen beim Frühstück, bevor ich schnell noch den Wachs auf meinen Trekkinghosen einföhnen musste, was leider länger dauerte als angenommen, da der Föhn nur wenig hergab und ich wahrscheinlich viel zu viel Wachs aufgetragen hatte. Duschen wollte ich auch noch, denn man weiss ja nie, wann man im Himalaya das nächste Mal diesen Luxus geniessen darf. In der Zwischenzeit besorgten sich Mirjam und Kevin eine lokale Simcard für den Fall der Fälle. Dann waren wir bereit und es ging per Taxi los Richtung Busstation. Doch bereits nach ca. 3 Metern war die Reise erst einmal unterbrochen, denn der Fahrer übersah einen (offensichtlich) offenen Gulli und landete mit dem linken Hinterreifen direkt darin. Glücklicherweise sind die Leute hier sehr hilfsbereit und wir konnten unsere Reise schnell fortsetzten. Während der Fahrt versuchten wir in Fenster von Geschäften Kevins Rucksack auf dem Dach unseres Gefährtes zu beobachten. Dieser war nur mit einer kleinen Schnur an der Unterseite befestigt, was eigentlich nicht viel brachte. Wie durch ein Wunder fiel er jedoch bis zuletzt nicht runter und wir erreichten die Busstation ohne weitere Zwischenfälle. Dort nahm uns erneut unser Hotelmanager entgegen, der uns per Mopet gefolgt war. Er setzte uns in den Richtigen Bus nach Besisahar, einen Deluxe-Bus, und fragte uns noch nach unsere neuen Tel.-Nummer. Unseren Guide würden wir später treffen, was wir aber bereits wussten ,da wir ihn am Vortag leider verpassten, da wir ausgiebig Abendessen waren. Die Fahrt war geprägt von Verkehr, Stau, Smog und viel Lärm. Zudem konnten wir zwei vierstündige Nepali-Filme schauen, voller Gefühle und Emotionen, sowie mässig koordinierten Tanzszenen. Die erste von zwei Reifenpannen hatten wir noch bevor unser Guide zu uns stiess, die zweite kurz vor Besishahr. Alles in allem war es also eine sehr abenteuerliche Fahrt und der Fahrer mit seinen drei Assistenten waren ein sehr eingespieltes Team. Einmal klopfen hies fahren, zweimal stopp und mit verschiedenen Pfeifftönen wurden Kunden aquiriert oder der Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern mitgeteilt.
Gegen Mittag erreichten wir mit lediglich zwei Stunden Verspätung die Haltestelle, an der Bharat, unser Führer für die nächsten 12 Tage, zu uns stiess. Er machte einen guten Eindruck, war für eine hochalpine Tour entsprechend ausgerüstet und sprach fliessend englisch. Er war weder dünn noch dick, hatte schwarze, kurze Haare und war von der Statur her ein wenig grösser als Mirjam.
So fuhren wir bis nach Sonnenuntergang dahin bis wir nach 8 Stunden Fahrt unser Ziel erreichten. Das Hotel war einfach aber sauber, die Dusche warm und das WC ein Loch im Boden. Standart. Zum Abendbrot ass ich mein erstes Dahl Bhat, Kevin und Nadja ein Curryreis Gericht und Mirjam hatte MoMo's. Anschliessend verzog ich mich ins Zimmer während die Anderen sich mit einem Bier nach draussen setzten. Nach ca. 30 Minuten kamen sie jedoch, von der Sittenpolizei geschickt, ebenfalls ins Zimmer. Die Nachtruhe war der Grund und so legten wir uns Schlafen. Gute Nacht.
- Tag 2 -
Bereits gegen fünf Uhr morgens wurden Mirjam und ich unsanft aus dem Traumreich gerissen. Zwei andere Hotelbewohner machten sich nebenan frisch und dies nicht gerade leise. Die Leichthörigkeit der Wände leistete dabei ihren Beitrag. Ich konnte glücklicherweise nochmals entschwinden nach Lummerland, für Mirjam hingegen hiess es vorzeitig Aufstehen. Oder besser gesagt, sie aktualisierte ihr Facebook-profile, whatsapp-Status, ect., ect.. Um acht klingelte dann, aus Mirjams Sicht, endlich der Wecker. Also stand ich auch auf und wir begannen zu packen. Wir war ziemlich laut dabei, aber im Zimmer nebenan (im Zimmer von Nadja und Kevin) blieb es ruhig. Um halb neun, eigentlich unsere abgemachte Frühstückszeit, gingen wir mal schauen, was da los war. Beide lagen noch im Bett, denn sie hatten vergessen den Wecker zu stellen. Nadja war schnell auf den Beinen, Kevin hingegen blieb liegen. Er fühlte sich krank und hatte Kopfschmerzen. Also packte Nadja für zwei und wir fütterten Kevin mit Ponstan. So konnten wir ihn wenigstens auf die Beine stellen. Das Frühstück war lecker und in der Zwischenzeit besorgte Barath die nötigen Unterlagen. Danach erfolgte das Briefing. Geplant war der weitere Weg nach Danakyu mit dem Jeep auf einer Schotterpiste, für insgesammt sechs Stunden. Dort würden wir dann eine weitere Nacht verbringen, bevor es dann zu Fuss weiter gehen sollte. Geldautomaten würde es keine mehr geben bis Pokhara, weswegen wir uns noch in Besi Shahar mit Cash eindecken sollten. Also bestiegen wir den Jeep und unser Fahrer, ein junger Nepalese mit Vokuhila und Adiletten brachte uns von einem ATM zum Nächsten, bis endlich eine Maschine das nötige Kleingeld ausspuckte. Und dann ging es los. Bereits nach den ersten paar Kilometeren waren wir durchgeschüttelt wie ein Apfelbaum im Herbst. Und je weiter wir ins Hinterland vordrangen, desto schlechter wurde die Strasse. Sie führte über ungesicherte Pfade, an Klippen entlang, über Flüsse, durch Dörfer und Kuh-, Schafs- und Ziegenherden. Speziell die Klippenstrecken haben uns so sehr beeindruckt, dass wir uns vorgenommen haben auf Youtube die gefährlichsten Strassen der Welt anzuschauen, um uns zu vergewissern, dass es noch schlimmer geht.  Unser Adilettenmann und sein Assistent auf der Ladefläche machten ihren Job aber ausgezeichnet und nach etwas mehr als sechs Stunden erreichten wir Danagyu auf 2300 MüM. Danagyu ist ein kleines Dorf an der Strasse weiter nach Manang mit zwei bis drei Pensionen und vielleicht 10 Häuschen. Unsere Pension war dieses mal ein bisschen mehr als Standart, denn wir hatten eine "western" Toilette, also nicht nur ein Loch im Boden sondern ein echtes Klo. Zudem hatten wir eine warme Dusche, welche wir dieses mal alle benutzten. Abendbrot gab es im Gemeinschaftsraum direkt neben der Küche. Hier stand auch der einzige Ofen in der Mitte des Raumes, welcher mit Brennholz beheizt wurde. Definitiv the place to be! Von der Reise waren wir alle müde und nach ein paar Würfelspielrunden gingen wir zu Bett. Das Bett war einigermassen angenehm und die Decken warm. Alles ok also für eine gute Nacht.
- Tag 3 -
Guten Morgen Nepal. Wir alle haben gut geschlafen und Kevin fühlte sich bereits deutlich besser, nahm aber nochmals ein Ponstan ein. Ich hatte einen angenehmen Traum und durchlebte die Evolution des HipHop bei uns im Quartier in Hünenberg. Dieses mal haben auch alle den Wecker gehört, resp. gestellt, so dass wir pünktlich beim Frühstück erschienen sind. Ich hatte Tibetian bread, eine Art fritiertes Brot, mit Honig. Nadja hatte Apfelmüsli mit warmer Milch. Kevin und Mirjam einen riesen Pancake, ebenfalls mit Honig. Lecker. Alle waren hungrig und fokusiert auf das Essen, als ein lustig aussehender fröhlicher Hirte mit verlöcherten Kleidern seinen Weg in unsere Pension fand. Wir fanden seine Präsenz ziemlich beeindruckend, er unsere hingegen überhaupt nicht. Ich denke, er bemerkte uns nicht mal. Vielleicht hatte er einfach auch nur einen anderen Honig als wir zum Frühstück (die Annapurnaregion ist berühmt für seinen mad-honey. Wer nicht weiss was das ist, kann sich den Ausschnitt vom Duell um die Welt ansehen (https://www.prosieben.de/tv/joko-gegen-klaas/videos/51-joko-gegen-klaas-nepal-honig-ernten-essen-clip). Aber anyway. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns auf deutsch von unserer Gastgeberin, welche Jahre in Deutschland lebte, bevor sie und ihr deutscher Ehemann dieses Hotel in Danagyu eröffneten. Und dann ging es los. Nach der Fahrt von gesteren waren vor allem Kevin und ich froh endlich zu Fuss unterwegs zu sein. Der Weg führte uns initial für ein gutes Stück der Holperstrasse entlang. Verkehr gab es nur wenig, und wenn, dann waren es meistens Hunde oder Kühe, die unseren Weg kreuzten. Nur von Zeit zu Zeit fuhr ein Motorrad an uns vorbei. So zogen wir bei bestem Wetter dahin, dem Fluss das Tal aufwärts folgend, über Hänge- und Holzbrücken Richtung Chame, unserem Ziel. Nach etwa 2.5 Stunden verliessen wir die Strasse und folgtem einen steilen Bergpfad durch einen Pinienwald. Der Duft erinnerte uns an die Südwestküste Frankreichs. Zumindest die, die riechen konnten.  Denn zur selben Zeit ging es Kevin zunehmend schlechter. Zu den bereits vorhandenen Kopfschmerzen und der Erkältung kamen nun starke Rückenschmerzen hinzu, so dass wir es gerade noch so ins nächste Dorf schafften. Dort angekommen suchten wir uns ein nettes Restaurant für das Mittagessen mit Sofa für Kevin zum Hinlegen. Durch die nun zugeführten Kalorien, den Tee sowie die Pause erholte er sich zum Glück ziemlich zügig wieder. Ein weiteres Ponstan nahm auch noch die restlichen Schmerzen, so dass es nach ca. einer Stunde auch schon wieder weiter gehen konnte. Je weiter wir in Richtung Chame kamen, desto mehr bemerkten wir farbiges Puder auf dem Boden. Wir sprachen Bharat darauf an und er erklärte uns, dass heute "Holi" in Nepal gefeiert wird. Diese gehe auf eine alte Sage zurück, die von Holika handle, welche mit einem Dämonen gekämpft und diesen besiegt habe. Seither sei es Brauch seine Mitmenschen an diesem Tag mit Farbe zu beschmieren. Interessant. Auf unserem weiteren Weg trafen wir dann auch farbenfrohe Gesichter von jung bis alt an. Speziell die Kinder schienen besonders angetan von diesem Feiertag zu sein. Ein Kind, welches wir in Chame trafen, war von oben bis unten violett. Wir besorgten uns, in Chame angekommen, auch einen Beutel voll mit Farbe und nahme an diesem archaischen und lustigen Fest teil. Später wollten wir noch zu der heissen Quelle von Chame um uns aufzufrischen. Wir mussten aber feststellen, dass aufgrund von "Holi" die Quelle in einen Waschsalon umfunktioniert wurde, um die verfärbten Kleider zu waschen. Also gingen wir unverrichterer Dinge zurück ins Hotel und nahmen eine unserer letzten heissen Duschen (was wir zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht wussten). Das Abendessen schmeckte nicht schlecht und wir erlernten von Bharat ein neues Kartenspiel, Dumbal, mit welchem wir uns die Zeit bis zum Schlafengehen um die Ohren schlugen. Die Nacht war kalt und voller Schrecken, aber die zwei Decken halfen nicht schlecht.
- Tag 4 -
Ich habe die ganze Nacht durchgeschlafen und auch Mirjam hatte ihre Portion Schlaf abbekommen. Das Frühstück schmeckte nicht schlecht. Ich hatte tibetischen Tee und wieder tibetisches Brot. Mirjam und Nadja hatten ein Apfelmüsli mit heisser Milch und Kevin einen riesen Pancake mit Honig. Unser heutiges Etappenziel war Upper Pisang, ein kleines Dorf 3660 MüM, berühmt für seinen kleinen buddistischen Tempel. Die vorraussichtliche Wanderzeit betrug 5-6 Stunden bei einer Gehstrecke von ca. 14 km. Anfänglich dominierten steile Felswände zur Linken wie zur Rechten und wir konnten vereinzelt die Waben der wilden Bergbienen an überhängenden Stellen sehen. Die Honigerntezeit kommt aber erst im Frühling, denn der Rhododendron zur Nektargewinnung fing gerade erst zu blühen an. Kevin hatte immer noch leichte Kopfschmerzen und eine verstopfte Nase, weswegen er weiterhin Ponstan einnahm. Wir Anderen fühlten uns blendend. Von Viren, Bakterien oder Muskelkater keine Spur, weswegen wir gut vorwärts kamen. Nach ein paar Stunden wurde das enge Tal plötzlich weiter und es zeigte nun sich eine Hochebene mit kargen, unbepflanzten Anbauflächen, sowie Kuh-und Pferdeweiden. Die Kartoffelernte sei gerade vorbei und die Bauern würden die Felder nun auf die bevorstehende Weizenaussaat vorbereiten. Diese würde dann gegen Mitte der Regenzeit geerntet und anschliessend dann Reis gepflanzt werden. Tatsächlich sahen wir einige Bauern, die ihren Holzpflug von zwei Ochsen durch die grau-braune Erde ziehen liessen oder Kuhdung in Häufchen 1 x 1 x 2 Meteren in ca. 2-3 Metern Abstand auf den Feldern verteilten. Zwischen den Anbauflächen, welche durch Natursteinwände abgegrenzt waren, zog der Fluss seine Bahnen oder trotzen kleine Inseln von Pinienwäldern dem menschlichen Treiben. Hier heizen und kochen die Menschen ausschliesslich mit Holz, welches sie zu ca. 50% käuflich erwerben und es sich zu ca. 50% aus der Natur beschaffen. Gefällt dürfen aber nur bereits abgestorbene Bäume werden, keine noch lebenden. So zogen wir durch diese malerische Landschaft, am Fusse der ersten Sieben- und Achttausender die wir sahen mit klangvollen Namen wie Manaslu, Lamjung himal und Annapurna IV, bis wir schliesslich unser Ziel, dass am Hang gelegene upper Pisang erreichten. Von hier hatte man tollen Blick auf die eben erwähnten Berge sowie auf lower Pisang, den am Fluss gelegenen zweiten Teil des Dorfes. Die Unterkunft war gut, zwar ohne warme Dusche dafür mit western Toilettes, von welchen ich regen gebrauch machte, da mein Magen vom Mittags-Dahl Bhat etwas rumorte. Bevor wir uns definitiv zur Übernachtung einrichteten besuchten wir den kleinen buddistischen Tempel, der wirklich einen Besuch wert war. 
Bereits nach dem Abendessen ging es mir wieder deutlich besser und der Ofen wärmte unsere kalten Fusse, denn sobald hier die Sonne untergeht wird es ziemlich schnell kühl und man verlässt die mehr oder weniger gewärmte Essenshalle nur um ein paar tolle Nachtfotos von Annapurna II und IV zu machen in dieser wie gesagt kalten und sternenklaren Nacht in Upper Pisang.

 

 

- Tag 5 -
Ich hatte gut geschlafen und in meinem mit einer Decke eingepackten Seidenschlafsack war es angenehm warm. Im Zimmer jedoch wirklich kalt, was das Aufstehen nicht gerade zu einem Vergnügen machte. Aber unser Frühstück wird immer bereits am Vorabend bestellt und auf die gewünschte Zeit bereitgestellt. Ich schwang mich also aus meiner Wohlfühlzone und zog möglichst schnell meine leider kalten Kleider an, pimpte mein Sehorgan mit Kontaktlinsen und verliess das Zimmer um mich und meine Kleider in den ersten Sonnenstrahlen aufzuwärmen. Glücklicherweise war wieder bestes Wetter, so dass ich mich einfach so dastehend in der Energie dieses fantastischen, radioaktiven Gasballes sonnte und nicht glücklicher sein konnte. Bald darauf gesellte sich Mirjam hinzu um sich zu wärmen, dann Nadja und zum Schluss auch Kevin, so dass wir uns in den Speisesaal begaben um unser Frühstück zu uns zu nehmen. In der Halle war es noch ein wenig warm und der Ofen hatte noch ein wenig Glut. Eines der Kinder des Hauses, ein ca. vierjähriger Knabe, erwartete uns bereits. Wir hatten ihn bereits am Vortag kennengelernt und mit ihm gespielt und so begrüsste er uns mit einem kräftigen High-five, ausser Nadja, denn er wusste, dass er bei ihr sanft sein musste um der ansonsten folgenden Moralpredigt zu entgehen. Das Essen war lecker und wir fühlten uns gut. Kevins Erkältung schien sich allmählich weiter zu entwickeln, denn seine laufende Nase war nun komplett zu und produzierte zähflüssigen gelben Schleim. Wir nahmen uns vor, bei unserem nächsten Etappenziel Manang eine Apotheke aufzusuchen. Denn Manang war der letzte einigermassen grössere Ort, der noch mittels Auto oder Mofa erreichbar war. Von da an würde es nur zu Fuss oder per Hubschrauber möglich sein, weiter ins Hochland vorzudringen. Ausserdem zeigte uns 
maps.me an, dass es da eine Apotheke geben sollte und auch Bharat meinte, dass es so sein solle. Also machten wir uns kurze Zeit später auf den Weg. Die heutige Etappe dauerte wieder ungefähr 4-5 Stunden, jedoch mit nicht allzu vielen Höhenmetern. Der Weg führte uns weiter die Hochebene entlang, über Stock und Stein, durch Weideland und Pinienwälder, bis wir nach einiger Zeit Humde erreichten, einen "Vorort" von Manang. Hier lag auch der Flughafen von Manang. Eine kurze, nicht sehr breite, asphaltierte Landepiste, bei der wir uns nicht sicher waren, ob ein Durchstarten bei fehlgeschlagenem Landeanflug überhaupt möglich war, denn fast unmittelbar am Ende dieser Landebahn zweigte das Tal ein wenig nach links und eine Felsformation streckte sich in die Höhe, da, wo man eben weiterfliegen müsste beim Durchstarten. Wir hatten genug Zeit, uns die Landebahn anzuschauen (mehr war da nicht vom Flughafen), denn hier befand sich auch der nächste Checkpoint. Um hier im Anapurnagebiet wandern zu können braucht es eine Genehmigung, die man sich in Kathmandu auszustellen hat. Diese Genehmigung muss man dann an regelmässig wiederkehrenden Checkpoints vorweisen um weiter trekken zu können, und eben hier am Flughafen befand sich ein solcher Checkpoint. Die Papiere waren natürlich in Ordnung und wir durften passieren. Ca. 40 Minuten später erreichten wir Manang, am Fusse des 7455 Meter hohen Gangapurna, dessen Gletscherzunge fast bis zu uns runter reichte und neben dem Dorf einen Gletschersee bildete. Das Hotel war gross mit Bad und westlichem WC im Zimmer, leider ohne warmes Wasser, da gerade Stromausfall herrschte, resp. der Hotelbesitzer den Solarstrom spahren wollte. So bot er uns eine Gasdusche an, die "eine Stufe unter lauwarm" war, wie Mirjam es trefflich formulierte. Nachdem wir uns sauber gemacht hatten kam unsere Wäsche dran. Denn alles, was man mit sich führt, muss man selbst tragen (ausser man hat Träger), weswegen wir eben waschen mussten, denn wir waren nicht sehr scharf auf einen schweren Rucksack mit uns zu führen und nahmen nur das aller Nötigste an Kleidern mit. Nach verrichteter Arbeit verschwand auch schon die Sonne wieder und mit ihr die Wärme in unseren Körpern. Der Ofen im Speisesaal war zwar der Beste unserer gesamten Reise, leider waren die Zimmer eisig kalt, die Decken dünn und das Bett steinhart, so dass wir die Nacht durchfroren und immer wieder wegen Druckstellen aufwachten. Richtig beschissen.

 

- Tag 6 -
Die Scheissnacht ging nicht spurlos an uns vorbei. Kevins Nase war wieder zunehmend produktiv und nun fing auch Mirjam an sich kränklich resp. fiebrig zu fühlen. Die Kälte der Nacht steckte noch in unseren Gliedern und ich freute mich auf die Sonne, die bald aufgehen würde. Ich verliess also das Zimmer in freudiger Erwartung, welche aber ziemlich schnell grosser Enttäuschung weichen musste, denn der Himmel war wolkenbehangen und es hatte über die Nacht geschneit. Kacke! Denn heute würden wir auch nicht weiter trekken sondern in Manang bleiben. Zur Akklimatisierung an die Höhe. Auf dem Programm stand lediglich ein Akklimatisierungslauf von ca. 2 Stunden zum nahegelegenen Aussichtspunkt und zum Gletschersee. Meine Motivation hierfür näherte sich der herrschenden Aussentemperatur an, obwohl ich den Sinn dieser Aktion ja verstand. In der Hoffnung, so ein wenig Wärme in meinen Körper zu bringen, liess ich mich auf den Walk ein, obwohl der anfänglich beissend kalte Wind eher das Gegenteil bewirkte. Mirjam fühlte sich zunehmend Krank und behielt sich vor, jederzeit umzukehren, wenn es ihr zu schwerfallen würde. Sie nahm zudem vor dem Losgehen noch 1g Paracetamol ein, was aber nicht viel gegen die Kopf- und Gliederschmerzen half.
Je steiler der Weg zum Aussichtspunkt wurde, desto wärmer wurde uns und der Wind schien nach zu lassen. Leider war der frische Schnee bereits teilweise vereist, so dass ein Teil des Trails zur Rutschpartie wurde, was beim herrschenden Steilgrad des Weges nicht gerade toll war, speziell für leicht fiebrige Gemüter mit Höhenangst. Wir gelangten aber alle sicher und wohlbehalten oben an und die belohnende Aussicht machte vieles wieder gut. Wir konnten zum ersten Mal in der Ferne den verschneiten, 6144 MüM hohen Thorang Peak sehen, einer der zwei Bergspitzen, welche den dazugehörigen Thorang la Pass bilden, dessen Überquerung ja das eigentliche Ziel unserer Reise bildete. Zudem sahen wir zum ersten Mal wilde Bergziegen. Auch Mirjam fühlte sich nach ein paar richtig tollen Fotos im Kasten wieder ein bisschen besser und wir machten uns an den Abstieg in Richtung Gletschersee. Dieser war zu einem grossen Teil mit einer dicken Eisplatte bedeckt und wir alberten auf dem rutschigen Untergrund fast eine Stunde herum, bevor wir uns wieder auf den Heimweg begaben. Der Wind frischte wieder auf und mit ihm verflog auch wieder unsere eben erst aufgebaute gute Laune, so dass wir beschlossen, diese durch ein wenig Shopping wieder zu heben. Wir kauften Schokolade, Kuschelhosen, Steigeisen, Yakkäse und Yakwurst sowie Medikamente gegen die zunehmend grassierende Erkältung. Genauer gesagt waren die Medikamente alle gratis, sowohl für Touristen als auch für Einheimische. Als Bezahlung darf man eine Spende tätigen, muss aber nicht. Wir spendeten mehr als ein Einheimischer aber nur einen Bruchteil dessen, was wir in der Schweiz bezahlt hätten. Auf dem Weg zum Hotel kamen wir ausserdem noch an einer Bäckerei vorbei, die richtig leckere Sachen im Schaukasten hatten und so kauften wir zu der bereits erworbenen Schokolade noch Schokohörnchen und Schokobrötchen hinzu und assen diese begleitet von einem gut schmeckenden Cappuccino gleich vor Ort. Wieder im Hotel angekommen verkrochen wir uns alle dick angezogen in unsere Betten bis der Ofen im Speisesaal endlich eingeheizt wurde. Normalerweise passiert das gegen 5 Uhr um Holz zu sparen, heute brannte er glücklicherweise bereits um 4 Uhr, als wir von unseren Zimmern den Speisesaal pilgerten. Zum Abendbrot gab es Yakburger, welcher vorzüglich schmeckte. Und so lange der Ofen brannte sassen wir im Kreise angeordnet zu lokaler Schlagermusik um den Selbigen, zusammen mit einer Gruppe Malayen und ihren Trägern. Die Nacht war erneut kalt, aber besser als die Nacht zuvor, denn Mirjam hatte die geniale Idee unsere Trinkflaschen in Bettflaschen umzufunktionieren und so überlebten wir eine weiter Nacht in Manang.

 

- Tag 7 -
Unser heutiges Etappenziel war eigentlich Churi Ledar, ca. 4-5 Stunden entfernt von Manang. Aber bereits beim Aufstehen war klar, dass wir es nie bis dorthin schaffen würden, denn Mirjam fühlte sich miserabel, kraftlos und sah auch deutlich fiebrig aus. Bleiben wollten wir hier aufgrund der kalten Zimmer mit den harten Betten und den dünnen Decken aber auch nicht und so pumpten wir Mirjam mit den erworbenen Medikamenten voll und machten uns nach dem Frühstück (es gab die dicksten Schokoladenpancakes, die ich je gegessen hatte) auf den Weg nach Ledar. Doch bereits nach ca. 30-40 Minuten brach Mirjam in Tränen aus. Sie fühlte sich so mies, dass ein Weiterkommen für sie fast unmöglich erschien, obwohl sie eigentlich unbedingt weiterwollte, was sie wiederum zusätzlich belastete. Wir machten also eine Pause und ich nahm ihr den Rucksack ab, den sie bei sich trug. Glücklicherweise balancierte der am Bauch getragene, zweite Rucksack den am Rücken getragen, erste Rucksack erstaunlich gut aus, so dass es mir nicht sehr schwer viel, beide zu tragen.
Wir nahmen die letzte "Talabzweigung" nach rechts und befanden uns nun auf dem unausweichlichen Weg Richtung Thorang la. Hätten wir den Weg des linken Tales gewählt wären wir in Richtung des Tilicho Sees, am Fusse des 7134 MüM hohen Tilicho peaks gelegenen Gletschersees gekommen. Eine beinahe Sackgasse, die nur mit der Besteigung des Peaks zu durchbrechen war. Dies würde aber eine ganz andere Ausrüstung und Kletterfähigkeiten in der Todeszone über 7000MüM erfordern, also nichts für uns. Und so schleppten wir uns über Stunden mehr schlecht als recht den schmalen Wanderweg hinauf in Richtung Ledar.
Aufgrund der Kopfschmerzen, die Mirjam hatte, dachte unser Guide Bharat erst an die Höhenkrankheit. Da Mirjam aber "glücklicherweise" bereits am Kilimanjaro stark unter der Höhenkrankheit litt, konnte sie sehr gut zwischen grippaler Erkältung und Höhenkrankheit differenzieren und die Höhenkrankheit ausschliessen. 
Wir liessen auf unsere Wanderung die Baumgrenze hinter uns und nur Buschwerk schaffte es hier Wurzeln zu treiben, abgesehen von braunen Gräser Arten, an welchen sie grössere Yakherden labten. So schlängelte sich der Weg an steilen Hängen entlang bis es ca. eine Stunde vor Ledar krankheitsbedingt nicht mehr weiter ging und wir bereits im Dorf davor, Yak Kharka, eine Unterkunft für die Nacht aufsuchten. Das Personal war sehr freundlich und gab uns zwei Decken pro Person und stellte uns einen Eimer warmen Wassers zur Körperpflege zur Verfügung. Ich begab mich frühzeitig in den Speisesaal um einen guten Platz beim Ofen für Mirjam zu reservieren. Da sass sie dann auch den ganzen Abend, ein wenig lethargisch, während wir Dumbal spielten. Ich konnte meine Siegesserie vor Vorabend leider nicht fortsetzen sondern musste den Thron für die neue Meisterin, Nadja, räumen. Einen Tag zum vergessen also.

 

- Tag 8 -
Die Nacht war um vieles besser als die zwei Nächte davor. Die zwei Decken und die Wärmeflaschen (welche wir fortan immer hatten) sowie die Medikamente gaben uns die nötige Wärme und pharmazeutische Unterstützung, um dem Krankheitsverlauf von Mirjam eine neue Wende zu geben. Sie hatte gut und lang geschlafen, fühlte sich aber noch immer ziemlich mies und entkräftet. Auch den Grossteil ihres Frühstückes liess sie stehen, sehr zur meiner Freude. Auch Kevin ass nicht all zu viel, was er aber nie tat, ganz zur Freude von Nadja. Unser heutiges Ziel war das High Camp auf 4900MüM, der letzten Unterkunft vor dem eigentlichen Höhepunkt des Trecks, der Überquerung des 5416 MüM hohen Thorang la Passes, obwohl es sich beim Wort "Pass" um einen Pleonasmus handelt, den "la" ist nepalesisch und heisst bereits "Pass". Aber dies nur so am Rande. Wir starteten und liessen Gangapurna, Anapurna II, IV und III (ja, in dieser Reihenfolge, denn die Nummern stehen für die Höhe und nicht die Reihenfolge. I ist höher als II, II höher als III, ect.) und Tilicho peak hinter uns immer weiter das zunehmend enge Tal hinauf in Richtung des Passes. Auch die letzten buschartigen Gewächse, welche angezündet ziemlich gut riechen (die Einheimischen zünden diese Zweige jeden Morgen an für den wohligen Geruch), begannen zu verschwinden und es dominierte alpine Steinwüste. Lediglich von Zeit zu Zeit sah man noch einzelne Felder von brauner Graslandschaft, auf denen wilde Bergziehen oder Yaks grasten. Mirjam hielt lange gut mit bis der noch geschwächte Körper wieder zunehmend zu streiken begann. Also übernahm ich nach der Mittagspause, welche wir im angeblich höchstgelegenen Kiosk bei Yakwurst und -Käse mit Ginger Lemon Honey Tee verbrachten, wieder den Rucksack von ihr. Wir bewegten uns nur noch langsam vorwärts, was aber nicht nur krankheitsbedingt so war, sondern auch mit der nun zunehmenden dünner werdenden Luft hier oben. Dies viel besonders mir schwer, da ich gerne viel quasle und mir dazu immer mehr die Luft fehlte. Welch Schande. Kevin hatte am Morgen eine Tablette zur Prävention der Höhenkrankheit eingenommen, weswegen er sich super fühlte. Nur die Nase begann wieder zu laufen, weswegen unsere letzten Taschentuchreserven zunehmend dahinschmolzen. Wer immer sich entscheidet, mal nach Nepal zum Trekken zu gehen, soll genügend von den weissen Blättchen mitnehmen, denn die sind hier sehr hilfreich und die lokal gekauften taugen von der Qualität her nichts, und Qualität taugt mehr als Quantität. Nadja verspürte mit zunehmender Höhe leichte Kopfschmerzen, ansonsten war bei ihr aber alles gut. Nach ca. vier Stunden erreichten wir Thorang Phedi, das letzte Dorf vor dem High Camp, auf 4440MüM gelegen. Von hier aus ginge es noch eine Stunde auf zickzack Wegen 500 Höhenmeter den Berg hinauf zum High Camp. Diese Strapaze wollten wir nicht mehr auf uns nehmen und buchten uns im Hotel ein. Wir ergatterten uns den Platz am Fenster. Hier wärmte einen die Sonne noch so lange, bis der Ofen eingeheizt wurde. Langsam waren wir eben Kenner der Körperwärmebeschaffung geworden. Duschen gab es ja seit Manang keine mehr und westliche WCs seit Yak Kharka nicht mehr. Speziell Kevin fand die Vorstellung, seine Notdurft in ein Loch im Boden verrichten zu müssen, unausstehlich. Zum Glück hatte er keinen Stuhldrang und plante, nicht vor übermorgen auf s'Klo zu gehen. Ich selbst schaffte es vielleicht zum ersten Mal, eine nepalesische Klo`schüssel` zu begehen, ohne mich dabei festhalten zu müssen. Ein kleines Bravo für mich selbst;)
Wie jeden Abend nach dem Essen gesellte sich Bharat zu uns (die Guides und Porters essen jeweils in einem anderen Raum) um Karten- oder Würfelspiele zu spielen sowie uns über den nächsten Tag zu briefen. Eigentlich wäre es der Plan gewesen, um 4:30 Uhr aufzustehen und den Pass zu machen. Voraussichtliche 7-8 Stunden über den Pass zwischen Thorang Peak (6144MüM) und Yakawa Kang (6482MüM). Da Mirjam sich aber noch nicht bei vollen Kräften befand und die Wetterprognose für übermorgen noch ein wenig besser aussah (nicht nur schönes Wetter, sondern auch keinen Wind), entschieden wir uns, lediglich den Aufstieg ins High Camp zu machen und dort nochmals eine Nacht zu verbringen. Zeit hatten wir genug eingeplant und auch Bharat hielt es für keine schlechte Idee, noch einen Tag mit der Bewältigung des Passes zuzuwarten. Bis dahin würden auch bereits genug Menschen über den Pass gegangen sein, um den in der Nacht gefallenen Neuschnee niedergetrampelt zu haben. Dies wiederum freute mich sehr, da meine Mountainrunningshoes nicht Wasserdicht waren und mich als Schönwetterhiker outeten.

Der Plan war also entschieden und wir gingen zu Bett im Wissen, dass wir das erste Mal ausschlafen durften, denn die Stunde bis ins High Camp kann man bei guter Wetterlage auch am Mittag/ Nachmittag bewältigen. Ich schlief gut, merkte aber die Schwerfälligkeit beim Atmen.

 

- Tag 9 -
Ahhh, Ausschlafen! Zumindest so gut es geht auf über 4000MüM. Das erste Mal wach waren wir so um 07:00 Uhr, konnten aber nochmals weg dösen, so dass wir schliesslich kurz nach 09:00 Uhr aufstanden. Die Sonne war bereits über die Bergspitzen aufgestiegen und ihre Strahlen wärmten unsere Körper. Nadja war ebenfalls wach und bereit, den Tag zu erobern, während Kevin noch die Wärme seines gediegenen Schlafsackes genoss. Wach war aber auch er bereits. So trafen wir uns kurze Zeit später alle in der Essenshalle. Der Ofen war bereits ausgekühlt. Ausnahmsweise war uns das egal, denn der Saal hatte eine grosse Fensterfront, ausgerichtet gegen die Sonne, mit langen Sitzbänken direkt davor. Hier schlugen wir unser Lager auf und brunchten erst einmal ausgiebig. Da wir unseren Plan bereits am Vorabend dem Hüttenwart und seiner Familie mitteilten, brauchten wir das Frühstück auch nicht am Abend zuvor vorzubestellen, sondern konnten nun à la carte bestellen. Mirjam ging es im Vergleich zum Vortag deutlich besser, ob schon sie sich ein wenig kraftlos fühlte und froh war, dass der heutige Aufstieg nur bis ins High Camp ging. Während wir also unser leckeres Essen verdrückten wurde draussen eiligst die Zimmer für die neuankommenden Gäste wiederhergerichtet. Wir schauten ein wenig zu und verbrachten anschliessend unsere Zeit mit Würfel- und Kartenspielen.  Es war ein angenehmer Morgen, warm, ausgeschlafen, wohlgenährt und ohne lästigen Lärm/ doofer Kommentare von sich selbst findenden Treckern, die, anhand der Stories, die sie erzählen, ja schon alles erlebt haben, was es zu erleben gibt. Ist zwar bei einer 21-jährigen Theologiestudentin aus München schwer zu glauben aber bitte, wozu sich dann noch im hochalpinen Gebirge abmühen? Aber egal. Die und viele andere, ebenso illustre Persönlichkeiten waren jetzt ja bereits auf dem Weg über den Pass, zwar mit gutem Wetter, aber mit zunehmendem Wind.
Für unseren Aufstieg ins Camp brauchten wir 1.5 Stunden. Der Weg verlief im Zick-Zack 500 Höhenmeter den Berg hinauf. Der Weg war steinig und die Luft dünn. Wir bewegten uns entsprechend langsam, so dass uns die Höhe nicht noch zusätzlich forderte. Nah des Weges sahen wir auf einzelnen Grasflächen 2-3 Herden von Wildziegen, sowie in schattigen Lagen die ersten Schneefelder. Mirjam und ich legten unser Kili-Tempo ein und alle kamen schliesslich ohne ernste Mühe im High Camp an. Die Unterkunft macht einen soliden Eindruck. Die Glasfront war auch hier gegen die Sonne ausgerichtet und wir nahmen schon mal die besten Plätze in Gewahrsam. Das Hauptgebäude hatte zwei Türen, so dass die Wärme möglichst drinnen blieb. Leider kapieren nicht alle Menschen dieses Zwei-Türen-System, weswegen es im Tagesverlauf immer wieder zu Durchzug kam, was besonders Nadja missfiel. Leicht gereizt bekamen die durchzugverursachenden Personen eine kurze, laut gesprochene aber präzise Bedienungsanleitung für den Gebrauch der zwei Türen von ihr. Und das auch noch gratis. 
Der Hauptsaal selbst war in zwei Teile unterteilt. Der erste Teil mit der Fensterfront und der zweite, im 90° Winkel dazu, mit den Essbänken und dem Ofen. Zusammen bildeten sie gespiegeltes L, wobei das Ende das L's die Fensterfront bildete. Die Schlafzimmer waren in einem separaten Haus, alle in einer Linie aneinandergereiht und entsprachen dem Standard. Das Toilettenloch befand sich ausserhalb, direkt um die Ecke des letzten Zimmers, welches von Nadja und Kevin beherbergt wurde. Es war nicht gerade annehmlich, stinkte aber wegen der Kälte auch nicht. Ich fragte Bharat wie immer nach einer zweiten Decke für Mirjam und mich, bekam dieses Mal aber die Antwort, er müsse sehen, was sich machen lässt. Die Decken hier seien begrenzt und er wisse nicht, wie viele Leute heute noch kommen werden. Kurz schockiert und schon den Erfrierungstod ausmahlend fand ich schnell meine Ruhe wieder. Ich wiederholte unser Weltreisemotto wie ein Mantra. Ist ja alles kein Problem. Wird schon schiefgehen. Ich ziehe sonst einfach mehr an. Alles kein Problem.
Um Punkt fünf wechselten wir von unserem Sonnenplatz an den Ofen, welcher um diese Zeit eigentlich eingeheizt werden sollte. Der Hüttenwart war wie üblich in Verzug, so dass wir zwar nicht die ersten waren, dafür die besten Plätze hatten. Und so gestaltete sich das Abendessen und die anschliessenden Dumbal-Partien als sehr angenehm. Ich sprach Bharat nochmals auf die Decken an. Im versteckten trugen wir, ohne Licht, zwei weitere Decken aus dem Lager in unsere Zimmer. Er hatte wohl ein wenig Angst, dass wenn man uns sehen würde, die anderen Gäste auch mehrere Decken haben möchten. Und hierfür hatte es eindeutig zu wenige. 
Zum Schluss füllten wir unsere improvisierten Bettflaschen mit heissem Wasser, machten Teebeutel rein und gingen früh zu Bett. Morgen würde es früh losgehen und wir wollten fit sein.

 

- Tag 10 -
Und dann war es so weit. Der Tag der Passbesteigung. Um 04:30 Uhr klingelte der Wecker, draussen war es noch dunkel und im Bett schön warm. Obwohl wir zeitig in die Heia gingen war ich noch müde und hätte gut und gerne noch ein paar Stunden schlafen können. Aber jammern und Träumereien halfen jetzt auch nichts mehr und so schwang ich mich aus dem Bett und sofort in alle meine Kleider-Schichten, so dass nur ein Minimum an Wärme verloren ging. Mirjam ging gleich vor, waschte sich aber noch das Gesicht mit (eiskaltem) Wasser. Brrrrrrrr. Wir packten den Rest unserer sieben Sachen zusammen und wollten gerade los in Richtung Haupthalle, als es an der Türe klopfte. Draussen stand Nadja, ebenfalls dick eingepackt und mit gepacktem Rucksack. Kevin gesellte sich kurz darauf hinzu und so machten wir uns auf um unser Frühstück zu geniessen. Auf dem Weg von unserem "Schlaftrakt" zur Haupthalle sahen wir bereits die ersten Trecker, welche ca. 2 Stunden zuvor im Thorang Pedi gestartet waren und nun das High Camp in Richtung Thorang La passierten. Es war eine Gruppe älterer, deutscher Herren, die wir bereits am Vortag bei ihrem Akklimatisierungslauf gesehen hatten. Wir erinnerten uns gut an sie, denn sie nahmen Bharat bei ihrer Kaffeepause im High Camp als Servicepersonal wahr, da er ja Nepali war. Dementsprechend waren wir froh, dass wir nicht zur gleichen Zeit unterwegs waren wie die Kollegen aus dem grossen Kanton. Am Eingang der Haupthalle hatten sich ebenfalls bereits die meisten Gruppen gesammelt und standen kurz vor dem Abmarsch. Wir konnten also gemütlich und ohne viel Trubel frühstücken und waren eine der letzten, wenn nicht die letzte Gruppe, die in Richtung Pass startete. Es war fast Vollmond und der Schnee erhellte zudem den Weg, so dass nur Mirjam und ich eine Stirnlampe trugen, um den Weg zu leuchten. Der Schnee war bereits niedergetrampelt, durch die Kälte der Nacht aber gefroren, so dass die in Manang gekauften Steigeisen Gold wert waren. Wir bewegten uns langsam aber stetig. Ich hatte ziemlich schnell kalte Füsse. Dies nervte mich ziemlich, da ich ja bereits auf dem Kili sehr kalte Füsse hatte und die, von Nadja mitgebrachten, beheizbaren Socken die Situation nicht verbesserten. Ich fluchte ein, zweimal innerlich und nahm mir vor beim nächsten Mal feste, warme Schuhe mitzunehmen, wenn es denn ein nächstes Mal geben würde. Mirjam hatte ziemlich schnell kalte Finger. Ich empfahl ihr, die Hände in die Hosentasche zu stecken. Dies half mir bereits auf dem Kili sehr gut. Mirjam entgegnete mir leicht gereizt, dass ihre Hosen keine Hosentaschen hätten. Und so gab ich ihr meine dünnen Handschuhe als zusätzliche Schicht und steckte halt meine Hände in meine Hosentaschen. Das half. Nadja bemerkte nach ca. 1 Stunde, dass beide ihrer Hände kribbelten, als ob sie eingeschlafen wären. Dies beunruhigte sie, da wir keinen offensichtlichen Grund hierfür fanden (z.B. der Rucksack, der auf den Plexus drücken würde, ect.). Wir schoben es auf die Höhe ab, was Nadja nur noch mehr beunruhigte. Zum Glück dauerte das Kribbeln zur ca. 30 Minuten und kam im Verlauf auch nur einmal wieder. Kevin schlug sich solide und kämpfte nur etwas mit der dünnen Luft.
Nach ca. 1.5 Stunden ging dann die Sonne auf und mit ihr kam auch die Wärme. Meine Füsse waren zwar immer noch unangenehm kalt, wurden aber nun nicht noch kälter. Die ersten, tollen Fotos entstanden, welche ihr in der Fotorubrik anschauen könnt. Bald darauf waren wir auch nicht mehr die letzte Gruppe, sondern liessen eine Gruppe Malayen hinter uns sowie ein Pärchen, bei welchen sie ziemlich mit der Höhe kämpfte und bereits Tränen in den Augen hatte. Als nächstes überholten wir ein uns bekanntes, Österreichisches Pärchen, welches noch frohen Mutes war, jedoch schwor, so ein Unterfangen nicht so schnell wieder zu bewältigen. Kurz vor der Passhöhe begann auch Mirjam langsam in eine ihr vom Kili her bekannt Rauschwelt abzudriften. Wir gingen also noch etwas langsam und tranken noch etwas mehr Wasser und Tee, so dass wir schliesslich ohne grössere Zwischenfälle nach ca. 4 Stunden die Passhöhe auf 5416 MüM erreichten. Es war ein gutes Gefühl, bei strahlendem Sonnenschein, ohne den Hauch eines Windes, vor dem Schild zu posieren, dass den höchsten Punkt signalisierte. Selbst die Gruppe Deutscher, welche wir nun eingeholt hatten, vermochte dieses Gefühl nicht zu trüben. Wir verbrachten fast eine Stunde auf der Passhöhe mit fotografieren, rumalbern und schnäppseln (ich hatte den Flachmann vorher extra noch mit Whiskey aufgefüllt) bis wir uns auf den langen und steilen Abstieg begaben. Hier kamen die Steigeisen nochmals voll zum Zug. Leider barsten die von Nadja nach etwa 2/3 des vereisten Weges, wodurch das restliche Drittel für sie zur Rutschpartie wurde, welche sie jedoch mit Bravur meisterte. Der Abstieg war lang und steil. 4-5 Stunden Geröllwege im Zick Zack. Das ging ordentlich in die Waden und den Po. Wir waren heilfroh, als wir endlich Ranipauwa, besser bekannt unter dem Namen des lokalen Tempels, Muktinath, erblickten. Wir befanden uns nun wieder auf 3790 MüM und die Landschaft unterschied sich in diesem Tal deutlich vom Tal auf der anderen Seite des Thorang La. Es war hier viel trockener und Bäume oder Weiden gab es fast keine, es sei denn, sie waren durch Menschenhand erschaffen. Es glich hier mehr den kargen, tibetischen Hochebenen. Würde man von Muktinath das nächste Tal rechts wieder aufsteigen käme man in die Mustang conservation Area, einem kleinen, ehemaligen Königreich an der Grenze zur autonomen Provinz Tibet. Der Eintritt allein in diese CA kostet den Touristen bereits 500 USD, weswegen unser weiterer Weg nach links in Richtung talabwärts führen würde.
Muktinath beherbergte zwei buddhistische und den einzigen Hindutempel der Region, weswegen hier die Häuser auch alle aus Beton waren (nicht aus Naturstein wie auf der anderen Seite). Die Hotels hatten alle heisse Duschen und westliche Toiletten, sehr zur Freude von Kevin. Bevor wir jedoch zum Hotel gingen besuchten wir noch den Hindutempel. Bharat war ein Hindu und konnte uns einen kurzen Einblick in die religiösen Praktiken der Gläubigen verschaffen.
Im Hotel angekommen bekamen wir endlich unsere verdiente Erholung bei Bier und gutem Essen. Auch hier konnte uns die deutsche Reisegruppe, welche ebenfalls hier logierte, die gute Laune nach der frischen Dusche nicht mehr verderben. Servus.

 

- Tag 11 -
Am nächsten Tag erwachten wir alle mit Muskelkater in den Waden, was das Treppab steigen zur Comedy werden liess. Dies war jedoch alles kein Problem. Wir hatten solche Probleme bereits am Vortag antizipiert und uns eine Mitfahrtgelegenheit in ein Jeep bis nach Tatopani gebucht. Tatopani ist nepalesisch und bedeutet "heisses Wasser", eine Anspielung auf die im Dorf vorhandenen, heissen Quellen. Dies war der Ort, für den wir uns entschieden, um unsere geschundenen Körper zu regenerieren.
Das Frühstück war so wie immer und wir schauten ein wenig neidisch auf den Tisch der Deutschen. Die hatten eine Fixreise gebucht und bekamen ein richtig "geiles" Frühstück. Tja, man kann nicht alles haben im Leben. Leider war auch die Jeep-fahrt suboptimal. Keiner von uns durfte vorne sitzen (obwohl wir mit Abstand die längsten Beine hatten). So ein alter Sack sass vorne mit der Begründung, dass es ihm hinten schlecht würde. Später (leider zu spät) stellte sich heraus, dass ihm das Auto gehörte. Er hatte aber bereits neue Namen wie "Spast", "Gnom" oder einfach "das Arsch(-loch)“, welche wir Gebetsmühlenartig wiederholten, wenn wir von ihm sprachen. Drei von uns sassen also auf der Rückbank und einer musste noch eine Reihe weiter nach hinten. Dort waren je zwei Dreierbänke vis à vis voneinander. Also keine Beinfreiheit. Wir zahlten für die Fahrt 15 USD pro Person, weswegen wir annahmen, dass die mitfahrenden Nepalesi die Gelegenheit nutzen um mitzufahren, wenn drei Westler die Kosten tragen. Entsprechend pissed waren wir. Man versicherte uns, nachdem wir unserem Unmut bei Bharat kundtaten, dass auch die anderen Gäste soviel zahlten. Eigentlich sogar noch mehr, denn die würden direkt nach Pokhara fahren. Irgendwie glaubten wir das Ganze nicht so recht, zu ändern war die Situation aber nicht mehr. Die Lehre daraus, im Vorfeld den genauen Platz im Fahrzeug erfragen. Tja, beim nächsten Mal dann. Tatopani war ein in die Länge gezogenes Dorf in einem engen Tal. Es lag an einem Fluss, an welchem die heissen Quellen Lagen. Wir freuten uns sehr darauf. Die letzten heissen Quellen in Chame wurden, wie ihr ja bereits wisst, aufgrund von Holi in einen Waschsalon umfunktioniert. Unser Hotel lag direkt oberhalb der Quellen, war sauber mit eigenem Bad, und hatte einen Organgenbaumgarten. Es war richtig gemütlich. Auch die Quelle war nett, warm bis heiss und war genau das, was wir brauchten. Wir verbrachten also unseren Nachmittag an der Quelle mit Bier, nepalesischen Badereisegruppen und lokalen Jungsters. Zwischendurch gewitterte es kurzzeitig, was aber im warmen Wasser eher erfrischend als störend wirkte. Zum Abendbrot gab es neben WiFi, was wir lange nicht mehr hatten, Chickenschnitzel und Pasta, was echt lecker schmeckte. Den Rest des Abends verbrachten wir, wie mittlerweile fast standartmässig, mit Würfelspielen und Dumbal.

 

- Tag 12 -
Tag 12 ist schnell erzählt. Das heisst jetzt nicht, dass ich schreibfaul geworden bin, aber es gibt für den zwölften Tag wirklich nicht viel zu berichten. Ich könnte jetzt schreiben über Hühner, die Nadja sah und behalten wollte, oder junge Zicken, die an der Bushaltestelle das wenige, karge Grün abgrasten, dass es da gab. Aber prinzipiell sassen wir den ganzen 12. Tag in einem Bus. Die Fahrt glich der ersten Fahrt und war ebenso abenteuerlich wie zeitweise nervend. Der einzige Unterschied war, dass wir es dieses Mal ohne geplatzten Reifen bis ans Ziel schafften. Etwas mehr als 6 Stunden dauerte die Fahrt nach Pokhara, unserer Endstation des Trecks. Pokhara ist das Herzstück der Region. Alle Trecker enden oder starten hier ihre Trecks im Annapurna conservation Area (ACA) und den umliegenden Bergen der Entwicklungsregion West. Es ist deutlich sauberer als Kathmandu und die Leute freundlicher.  
Im Hotel angekommen verabschiedeten wir uns schweren Herzens von Bharat unserem Führer. Er hatte seine Arbeit toll gemacht und wir hatten eine gute Zeit mit ihm. Wer will kann die Facebook-site seiner Mountain-Gruppe auschecken (mount vision treks and expedition). 
Das Hotel selbst war sauber und gemütlich mit aufgestelltem Personal. Hier planten wir die nächsten 3 Nächte zu verbringen, bevor es wieder zurück nach Kathmandu gehen würde.


- Abreise -

Sooo, unsere Tage in Nepal sind gezählt. Es geht weiter via Kuala Lumpur nach Manila in die Philippinen. Ankunft am 26.03.2018 und der Beginn eines neuen Kapitels. Wir verlassen Nepal teils schwermütig, teils ein wenig froh. Froh, denn ganzen Dreck hinter uns lassen zu können. Nepal hat eindeutig ein grosses Abfall- und Umweltproblem, dass ich so nur noch in China gesehen und von Indien gehört habe. Überall liegt Müll. ÜBERALL! Sogar auf über 4500 MüM. Man darf auch da nicht ohne Aufbereitungstablette das Wasser aus dem Bach trinken, weil er garantiert weiter oben bereits mit irgendwelchen Fäkalien verschmutzt wurde. Und die Lokalbevölkerung kümmert die Verschmutzung nur wenig. Selbst Kleinkinder werfen leere Plastikflaschen achtlos auf den Boden und da bleiben sie dann auch liegen. Wenige Dörfer haben eine Abfallsammlung. Die Laden den Müll dann abseits des Dorfes in einem Loch ab und stecken es in Flammen. Hier braucht Nepal nicht viel Aufklärungsarbeit, wollen sie nicht eines Tages in ihrem eigenen Müll ersticken, und ersticken ist Wörtlich gemeint. Man kann den Feinstaub und die Russpartikel in Kathmandu durch die Strassen wehen sehen und sich die Ablagerungen am Abend aus der Nase puhlen. Dies alles hinter uns zu lassen, darauf freuen wir uns jetzt.
Schwermütig sind wir, da speziell unsere letzten Tage in Sauraha, im nepalesischen Tiefland, nochmals die Freundlichkeit der einheimischen Bevölkerung und die Vielfalt, die dieses Land den Touristen zu bieten hat, betonte. Wir waren im Chitwan Nationalpark, dem ältesten UNESCO Weltkulturerbe in Nepal, auf Tigersafari. Obwohl wir, sonst so verwöhnt auf Safaris, den bengalischen Tiger leider nicht vor die Linse bekamen, so haben wir doch vieles erleben dürfen. Auf unseren Walks durch den Dschungel begegneten wir mehrfach dem indischen Nashorn (hat im Vergleich zum Afrikanischen nur ein Horn), Schlangen (ganz zur Freude von Mirjam) diversen Echsen und Vögeln, Bären (einer stellte sich vor uns auf zwei Beine und überragte mich locker um einen Kopf), Krokodile (darunter das vom Aussterben bedrohte Gangesgavial), Wildschweine, asiatische Elefanten, diverse Reharten, ect., ect.. Wir bewegten uns dabei wie gesagt zu Fuss, mit dem Jeep oder dem Kanu vorwärts.  Von den Elefantensafaris nahmen wir, wie zum Glück die meisten Westler, abstand. Die Tiere werden meist schlecht behandelt und geschlagen mit Elefantenhacken. Man kann dann ihre aufgebrachten Schreie durch die Nacht hallen hören.  
Nepal wird uns auch in Erinnerung bleiben als das Land, in welchem wir das erste Mal krank wurden. Nachdem Mirjam bereits auf dem Treck mit einer grippeähnlichen Erkältung kämpfte, fing sie sich in Kathmandu noch ihren ersten Reisedurchfall ein. Ich ass in Pokhara einen schlechten Fisch aus China, welcher nicht in meinem Magen bleiben wollte und noch in derselben Nacht das Weite in der Toilete suchte.
Wenn wir an Nepal denken, denken wir jedoch auch automatisch an die tolle Zeit, die wir mit Nadja und Kevin erleben durften. Der Treck mit euch war super und wir hätten uns keine bessere Gesellschaft wünschen können. Umso trauriger war der Moment, als ihr ins Taxi in Richtung Flughafen gestiegen seid. Wir wären gerne auch noch mit euch auf Safari gegangen. Wir hoffen, Kevin hatte Spass an der Uni und geniesst nun seine (noch nicht ganz) letzten Tage, die er im Dienste des Vaterlandes zu erfüllen hat. Nadja wünschen wir noch eine gute Zeit für ihre letzten paar Wochen an der Hirslandenklinik Birshof. Mögen die letzten Tage nicht mehr allzu viel Stress mit sich bringen und du anschliessend einen guten Start an deinem neuen Arbeitsplatz haben. Du wirst diese neue Aufgabe sicher mit Bravur meistern.
Aber nun geht es zum Flughafen. Der Shuttlebus wartet bereits. Das Check-in haben wir bereits online erledigt. Wir sollten also nicht allzu viele Probleme mehr haben. Der nächste Eintrag erfolgt dann aus den Philippinen. Gruss an alle zu Hause und ade Nepal. Wir sind raus.