Die Schweiz und Australien

«dene wos guet geit
giengs besser
giengs dene besser
wos weniger guet geit
was aber nid geit
ohni dass's dene
weniger guet geit
wos guet geit»

-Mani Matter-

Australien/Mirjam

 

Da war ich nun, das heisst wir, Carl und ich, in Perth, Westaustralien (Michi war gleichzeitig auf dem Nachhauseweg für die Prüfung). Schon am Flughafen sind wir in eine komplett andere Welt eingetaucht. Ein Land der Bevormundung. Wo sie einem erklären, wie man den Pass versorgen und überhaupt sich verhalten soll. Naja, Kulturschock nach dem lockeren Asien. Auch der Regen und die Kälte des australischen Winters schauerten uns. Jedoch sind wir von Melina, der Nichte von Carl, abgeholt worden, die uns herzlichst in Empfang genommen hat. Gebracht hat sie uns in das wunderschöne Haus am Meer in Mullaloo, nördlich von Perth, das Haus von Carl`s Schwester Cecilia. Hier haben wir`s uns erst einmal die nächsten drei Tage gemütlich gemacht. Ausgeschlafen, gechillt, das Haus genossen, Kino, eingekauft und endlich wieder einmal selber gekocht. Zudem die nähere Umgebung ausgekundschaftet und ich war seit langem wieder joggen. Wunderbar. Auch haben wir einen kurzen Roadtrip in den Norden geplant. Am Montag in der Früh ging es dann los. Das Auto vollbepackt mit Campingausrüstung, Kühltruhe und alles was wir sonst noch so gefunden haben, was man im Outback gebrauchen könnte. Erster Stopp waren die Pinnacles, verwitterte Kalksteinsäulen, welche im Morgenlicht und ohne Menschen besonders für meine Fotos genial wirkten. Die Fahrt führte uns weiter durch unglaubliche Weiten in den Kalbarri National Park wo wir übernachteten. Am nächsten Morgen waren wir im Park und genossen die wahnsinnig beeindruckenden Creeks. Am Nachmittag nahmen wir die Fahrt nach Monkey Mia auf. Da angekommen, sahen wir schon die ersten Delphine am Jagen. In unserer wunderschönen «Cabin» direkt am Wasser, genossen wir diesen Anblick mit einem unglaublichen Sonnenuntergang und einem feinen Grillabend. Am Morgen ging unser Programm schon früh los. Ab 7.45h wurden die Delphine vor unserer Veranda gefüttert (Es sind trotzdem noch wilde Tiere. Sie können sich einen solchen Snack abholen oder auch nicht. Irgendwann fingen Menschen mit dem Füttern von Trashfood wie z. B. Burger an, so dass die Tiere domestiziert wurden. Erst mit zunehmenden Restriktionen der Fütterung vor ungefähr 40 Jahren erlernten die Tiere das selbstständige Jagen wieder). Ein tolles Erlebnis diesen Tieren so nach zu kommen. Am Mittag ging`s weiter über das Hamelin Pool Marine Nature Reserve (Kolonie von Stromatolithen und dem Shellbeach, der wie der Name schon sagt, voller Muscheln ist) nach Coral Bay. Da, und auf der ganzen Strecke dahin, war die Natur wieder so was von Beeindruckend. Aber mehr war da nicht. Wir hatten noch einen gemütlichen Yazziabend. 

Voller Vorfreude ging`s am nächsten Tag vorwärts nach Exmouth. Eigentlich wollten wir durch den Cape Range National Park direkt hochfahren. Aber dazu wurde uns wegen schlechten Strassenbedingungen abgeraten. Aussenrum war die einzige Möglichkeit, die wir auch nutzten. Dann würden wir eben von oben herab in den Nationalpark fahren. Wunderschöne weisse Strände und türkisblaues Wasser wohin das Auge reichte. Trotz der Schnorchelausrüstung, die wir mit dabei hatten, konnten wir leider nicht ins Wasser. Die Strömung war zu stark und die Sicht nicht wirklich gut. Also gingen wir direkt weiter bis zum Yardie Creek trail, den wir dann total gemütlich gelaufen sind. Dies hat sich gelohnt, denn wir haben wieder diverse wilde Tiere wie Kakadoos, Wallabys und Adler gespottet. Und dann auf dem Rückweg endlich….. die Kangaroos!! Und zwar in Scharen. So schön! Nach einem Sonnenuntergangbierchen beim Leuchtturm gingen wir zu unserer Unterkunft, von wo wir noch in einen Amischuppen zum Nachtessen gingen und anschliessend uns für unser Highlight am nächsten Tag ready machten. In aller Früh wurden wir vom Camping von Davie abgeholt. Wir planten einen Walhaischnorcheltag zu verbringen. Die anderen Schnorchler abgeholt ging’s auf das Boot. Alle waren noch ziemlich verpennt als das Material und die Informationen für den späteren Ernstfall von der fast zu gut gelaunten Schiffscrew verteilt wurden.  Und dann ging plötzlich alles Schlag auf Schlag. Direkt nach unserem Probelauf hat das Spotterflugzeug den Ersten Walhai gesichtet. Alles läuft hier über dieses Flugzeug und Funk. `Groupe one get ready`! Dann geht zuerst ein Crewmitglied ins Wasser. Sobald der Walhai gesichtet ist, streckt das Mitglied die Faust nach oben. Das heisst, dass die bereite Gruppe schnell ins Wasser soll. Und dann, unter Wasser, nach der ganzen Hektik, der grosse WOW-Effekt. Das riesige Tier schwimmt mit einer Ruhe auf uns zu und alles ist vergessen. Unglaublich beeindruckend. Insgesamt sechs Mal durften wir dieses Prozedere erleben. Dazwischen kam der Funk, dass Buckelwale gesichtet wurden. Linksundkehrt fuhren wir in einem Affenzahn durch das unruhige Wasser, als plötzlich von allen Seiten her die Humpbacks aus dem Wasser sprangen. Überwältigend! Gesichtet haben wir auch Delphine, Mantarochen und Dugongs. 

Also dieser Tag ist unmöglich in Worte zu fassen, ich habe es hier ein Stück weit versucht. Und das Beste kam zum Schluss; Carl verkündete mir, dass ich zu diesem Erlebnis eingeladen wurde! Wir waren noch Einkaufen, haben uns was Feines gekocht und versucht so viele schöne Eindrücke zu verdauen. 

Am Samstag hatten wir vor, die ganzen 1200km von Exmouth zurück nach Perth zu düsen. Gesagt getan! Das Einzige spannende zum Erzählen ist hier, dass ich mit Blaulicht verfolgt wurde, weil ich zu schnell gefahren bin. Mehr sage ich hier nicht dazu, sonst steigt mein Blutdruck;-). 

Ausgeschlafen am Sonntag hat uns Dave, der Schwager von Carl, zu einem Segelturn eingeladen. Mir wurde kurzzeitig ein bisschen unwohl. Nichts desto trotz war es wunderschön da draussen. Am Abend haben wir lecker gekocht (Dave ist ein begnadeter Hobbykoch), in Carl`s Geburtstag reingefeiert und gewartet bis wir Michi abholen konnten. Um Ein Uhr morgens war es endlich soweit. Wir fuhren an den Flughafen und konnten mein allerliebsten Michi mit einer Stunde Verspätung in die Arme schliessen. Todmüde kamen wir zu Hause an und haben dann doch noch das Schweiz-spiel angeschaut. Endlich ist er wieder da und unsere gemeinsame Reise kann weitergehen.

 

Fotos:

https://www.icloud.com/sharedalbum/#B0c5CmvASIuHXC 

Link zum Video:

https://vimeo.com/278105810

(PW: 4000km)


Schweiz/Michi

 

Da stand ich nun. Alleine. Am Flughafen Denpasar. Carl und Mirjam waren bereits durch die Passkontrolle. Ich musste für mein Check-in noch ein bis zwei Stunden warten. Während sie nach Australien weiterzogen, musste ich zurück in die Schweiz. Ok, war ja meine eigene Schuld. Hätte ich bloss diese #%@#& Prüfung letztes Jahr bestanden. Aber jammern half nichts. Das Meiste hatte ich zum Glück ja bereits während des letzten Monats gelernt. Ich habe mich zwar schon mal in Indonesien befunden und danach um einen Punkt die Bestehensgrenze verfehlt. Aber das war Vergangenheit. Dieses Mal soll es anders werden. Deswegen war ich bereits gut vorbereitet und wollte zu Hause nur noch Prüfungsfragen durchgehen. Von älteren Kollegen hatte ich eine grosse Ansammlung erhalten, die ich danach an die nächste Generation weitergeben solle.
Der Flug war kurzweilig und pünktlich auf die Minute. 9 Tage vor der Prüfung erreichte ich morgens den Flughafen Zürich. Es war ein komisches und zugleich ein wohliges Gefühl. Gestern noch in der Hitze und dem Getrubel in Bali, heute im sommerlich warmen aber nicht zu feuchten Zürich. Irgendwie freute ich mich auf meinen Kurzaufenthalt in der Schweiz. Anita kämpfte sich im Morgenverkehr durch den Gubrist und überraschte mich mit einem Abholdienst. Ausgesprochenes Dankeschön an dich an dieser Stelle, Grazie! Die Fahrt nach Hause war super gemütlich. Wie gesagt, die Schweiz im Sommer ist ein toller Ort. Nicht zu heiss, nicht zu kalt, und allem voran; hell. Vom frühen Morgen bis spät abends, hell. Klasse. Und Grün. Vom hellen laubfroschgrün bis zum dunklen nadelwaldgrün sind alle Zwischenstufen vorhanden. Einfach so richtig toll grün. Die Felder von Mais und Weizen waren bereits gesprossen und würden einen Teil des Grüns bald durch gold ersetzen. Diesen Teil werde ich dieses Jahr wahrscheinlich nur am Rande miterleben. Ich freue mich dann aber auf die intensiven Orange-, Gelb-, und Rottöne des Herbstes. So weit ist es ja noch nicht. Aber wem erzähl ich das alles. Die Meisten, die diesen Text lesen, wissen ja, wie sich Sommer und Herbst in der Schweiz anfühlen. Manchmal muss man halt auf Reisen gehen, um sich die unverfälschte Schönheit der Schweizer Jahreszeiten wieder ins Gedächtnis zu rufen.
So fuhren wir erst einmal in Richtung Innerschweiz. Auf der Gegenfahrbahn herrschte am Gubrist immer noch schleppender Verkehr. Wie eine Kuhherde auf einem viel zu schmalen Weg in Richtung Maiensäss. Wir kamen auf unserer Bahn gut voran und so dauerte es nicht lange, bis wir Udligenswil erreichten. Die Sicht war gut und so hatte man eine schöne Aussicht auf das Seitenprofil der Rigi. Mir persönlich gefällt die Frontansicht vom Flachland kommend besser, aber von der Seite her sieht die Dame auch nicht schlecht aus. Ich erinnere mich, wie unser ehemaliger Primarlehrer (Herr R. Benz) uns weiss machen wollte, die Rigi sein ein Berg aus Sandgestein und muss ein wenig lachen. Aber egal. Ich nahm Carls Sachen (aus den mir mitgegebenen 46 Kg Gepäck) und wir machten uns auf den Weg zu seinen Eltern an den Zugersee. Neben Kleider, einem Holzgeschirr und einer Holzkugel, die einen Globus darstellt, brachte ich noch eines seiner Surfbretter mit. Carls Mam war herzlich und nahm die Waren ohne Murren entgegen. Schnell war alles im Dachboden verstaut und wir auf dem Weg zu meinen Eltern. Der Empfang war ebenfalls herzlich und es fühlte sich gut an, zu Hause zu sein. Während den nächsten Tagen des Lernens, welche ich abwechselnd bei Anita oder meinen Eltern verbrachte, wurde ich regelrecht verwöhnt. Ich traf auch Freunde. Sandro, einen Freund aus Gymnasiumzeiten (Bonobos 4-ever!), Diem, ebenso Gymnasiumzeiten und drauf und dran, mit meiner Schwester Anita zusammen in eine Wohnung zu ziehen (dies ist aber eine andere Geschichte, welche hier zu erzählen nichts mit unserer Reise zu tun hat und zudem den Rahmen sprengen würde), Lüthy, ein Nachbarsjunge aus alten Zeiten, welcher sich unglücklicherweise gerad in beziehungsfragen in einer sehr misslichen Lage befand, Dantz, ein Freund aus Primarschulzeiten, leider ebenfalls gerade in Beziehungsproblemen, Ola, mit dem ich sonst nur Poker spiele und an Partys treffe, und alle meine Cou-cousinen, Andrea, Patrizia, Martina und Beata (wir trafen uns alle zusammen mit meinem Bruder und meiner Schwester auf ein BBQ). So zogen sich die Tage dahin und ich kam gut voran mit Lernen. 4 Tage vor Abflug fuhr ich dann weiter nach Basel und traf das Casa del Loco mit seinen überaus unkomplizierten und tollen Bewohnern (siehe Rubrik Danksagungen), Mirjams Eltern (danke für das tolle Nachtessen in toller Gesellschaft), ihre Schwester Nadja und Kevin, ihrem Freund (kennt ihr ja aus den Nepal-Berichten). Des Abends schauten wir jeweils zur Erholung, nach getaner Tagesarbeit, die Spiele der gerade begonnen Fussball Weltmeisterschaft in Russland. Diese gewannen das Eröffnungsspiel gegen die Saudis mit 5 zu irgendetwas. Ich verfolgte die Schlussminuten live im Hinterhof beim Publicviewing, einer netten, Openroof-Kneipe in Basel an der Stadtgrenze. Dantz war auch da und ich wunderte mich ein wenig, wie gross der Hype bezüglich der WM war. Gab es doch im Vorfeld mehr als zahlreiche Stimmen des Unmutes über Austragungsort und -Bedingung in der hiesigen Bevölkerung. Nicht, dass ich diese nicht teile, aber gleich alle seine moralischen Überzeugungen über Bord zu werfen, sobald das runde Leder rollt, finde ich dann schon ein wenig bedenklich. Aber was soll`s, war ja schon vor 2000 Jahren so. Brot und Spiele für das Volk. Mir wären Gladiatorenkämpfe ja lieber, aber Fussball ist auch ganz OK.
Und dann war es so weit. Ein wenig nervös fuhr ich am Samstag dem 16.06. nach Bern um mein Examen abzulegen. Mit den Formalitäten war ich ja vertraut und ich erstaunte mich nur darüber, wie wenige dieses Jahr die Prüfung ablegen. Ich erkannte den Einen oder Anderen, konzentrierte mich aber ganz auf mich. Die Prüfung empfand ich als einfacher als die Letzte. Lag wahrscheinlich daran, dass ich diese mal viele Fragen von den Fragensammlungen her kannte. Entsprechend war ich vor Auslaufen der zeitlichen Frist fertig und befand mich bereits mit all meinem Gepäck wieder auf dem Weg nach Hünenberg, um meinen Liebsten für weitere 2 Monate adieu zu sagen. Von da ging es weiter über Zug an den Flughafen. Unterwegs kaufte ich einen Graufilter für Mirjam und schaute noch schnell im «Chaos» vorbei um mir meinen Flug ein wenig angenehmer zu gestalten. Am Flughafen dauerte alles ein wenig länger. Die Kontrollen, welche durch die mittelalterlichen Damen und Herren der Polizei mit einer schier unendlicher, und bürokratischer Gewissheit durchgeführt wurde, hat eben ihren Preis. Ich erfuhr, dass meine kleine Metalleule im Gepäckscanner aussehen würde, wie eine kleine Handgranate, und deswegen an Flughäfen immer Ärger machen würde. Doch schliesslich gelangte ich dann doch noch ins Flugzeug. Keine Minute zu spät, denn hinter mir wurde bald darauf das Gate verriegelt. Im Flugzeug warteten wir dann aber noch eine halbe Stunde, bis es endlich losging, über Doha und Bali nach Perth. Viva Svizzera.. äähhhh, Australia;D!

Link zum Video:

https://vimeo.com/276992182

(PW: heidi)