Südsee

Neukaledonien

 

 

Hier ein paar Infos zu Neukaledonien. Die Haupt- sowie die dazugehörigen Nebeninseln gehören zum französischen Überseegebiet. Die Bevölkerung wird in nächster Zeit dreimal über eine Unabhängigkeit abstimmen. Aber die Grundstimmung lautet eher zum Verbleib bei Frankreich. In Neukaledonien leben etwa 280'000 Menschen, davon 100'000 in der Hauptstadt Nouméa. 44% der Bevölkerung sind Melanesen oder Kanaks, alle mit französischem Pass, aber nicht im Schengen-Raum. Es gibt unzählige Stammessprachen, aber jeder spricht auch Französisch, was Amtssprache ist. Somit geraten die lokalen Sprachen zunehmend unter Druck und sind im Verschwinden begriffen. Der Hauptindustriezweig ist der Bergbau. Etwa 10% der weltweiten Nickelvorkommen befinden sich auf Neukaledonien, sowie Chrom und Kobalt. Zudem besitzt Neukaledonien über enorme maritime Schätze, die auch zum Weltnaturerbe gehören. Tourismus spielt jedoch nur eine untergeordnete Rolle.
Leben auf Neukaledonien ist sehr französisch. Im Leclerc gibt es alle Produkte, die es in Frankreich auch gibt (auch den Wein;)). Die Strassen und deren Beschilderung können nicht vom Rest Frankreichs unterschieden werden. Man fühlt sich schnell sehr wohl hier und die Leute sind fröhlich, nett und relaxed. Ein tolles Fleckchen Erde auf unserer Erde.

 

 

Ich erzähle euch noch eine Geschichte aus Neu Kaledonien, die wir vor Ort gehört haben. Genauer gesagt in Bourail, was soviel wie Eidechse heisst. Der zugehörige Strand beherbergt die zweitgrösste Grosskopfschildkrötenkolonie nach Australien mit etwa (nur) noch 100 Tieren, die hier jedes Jahr ihre Eier ablegen. Speziell hier, da der Sand des Strandes nicht aus Meereskorallen oder Meeresgestein besteht, sondern aus Gebirgssedimenten, die der mündende Fluss hier liegen lässt. Das heisst konkret, der Strand ist dunkler und somit herrschen im inneren höhere Temperaturen. Dies hat zur Folge, dass die meisten neugeborenen Schildkröten Weibchen sind, was zur Arterhaltung wesentlich ist. Aber nun zur Geschichte. Die Lokalbevölkerung (sofern noch nicht verwestlicht) glaubt, dass der Ursprung des Lebens auf unserem Planeten durch eine Eidechse zustande kam. Diese Entdeckte unsere blauen Planeten in den Weiten des Weltalls. Er gefiel ihr so gut, dass sie Schildkröten, Delphine und Affen erschuf und Wasser und Land mit Leben zu erfüllen. Zur Schildkröte sagte sie: "Erfülle die Ozeane und das Land mit Leben". Danach verschwand die Eidechse und überliess den Planeten den erschaffenen Tieren. Jahrtausende später kam die Echse wieder und die Schildkröte übertraf die Erwartungen bei weitem. Die Eidechse war so erfreut, dass sie Blut der Schildkröte nahm und diese mit dem der Affen vermischte und so den Menschen erschuf. Zu diesem sagte sie: "Erfülle auch du diesen Planeten mit Leben. Aber Vorsicht. Es gibt einen guten und einen schlechten Weg. Die Schildkröte soll dir hier als Wegweiser dienen. Sie ist das Zeichen des Lebens. Sollte sie verschwinden, werden Eidechsen und Drachen aus den Bergen steigen und euch vernichten." Und so verschwand die Eidechse und überliess die Erde dem Menschen. 
Entsprechend ist die Lokalbevölkerung äusserst nervös über den Rückgang der Schildkröten (über 99% im letzten Jahrhundert von 10'000 auf 100) an ihrem Strand. Dass da der Berg im Hintergrund von der Form her noch aussieht wie eine Echse, stimmt die Leute nicht gerade glücklicher.
Natürlich kann man so eine Geschichte nicht als bare Münze nehmen. Aber auf unserer Reise haben wir die Schildkröte nun schon in ein paar Kulturen als Lebensbringer entdecken können (Khmer, Axumiter, Hindus, ect.). Und der Schutz der Schildkröten und der Meere generell sollte uns allen am Herzen liegen, damit unsere blauer Planet auch in Zukunft voller Wunder bleiben wird.

 

 

Wir fuhren am frühen Morgen auf das Meer hinaus. Die ersten Sonnenstrahlen erhellten die obersten Äste der umliegenden Bäume, so dass sie wie Flammen einer Kerze wirkten. Es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis sie uns auf unserem Boot erreichen würden. Der Winter hier ist kein Vergleich zum Winter in der Schweiz. Die Kälte längst nicht so beissend, nicht bis ins Mark reichend. Trotzdem...Auch hier stellen sich einem die kleinen Körperhäärchen auf, wenn man die erste durch die Sonne verursachte Wärme auf der Haut spürt. Der Himmel war mehrheitlich klar, durchzogen mit Schleierwolken, die vom bereits aufgezogenen Wind über den ganzen Himmel gezogen wurden. Wir trugen seit langem wieder Kappe, lange Hosen und unsere Windjacken. Die Surfbretter waren bereits im Boot und irgendwie wirkte alles ein bisschen sureal, waren wir doch in Melanesien, einer Region, die sonst als tropisches Paradies gilt.
So fuhren wir die Flussmündung hinunter und raus aufs offene Meer. Der Wellengang war bereits beachtlich, leider aus der falschen Richtung kommen. So war bereits im Vorfeld zu befürchten, dass unsere Riffwellen nicht richtig laufen würde. Unsere Vorahnung bestätigte sich schliesslich vor Ort und wir verloren keine Zeit und steuerten unser Boot weiter Richtung offenes Meer. Dorthin, wo das äussere Riff sich aus den Tiefen des Meeres erhebt und mit seiner abrupten Änderung des Wasserspiegels für eine natürliche Bremsung der vom Meer heranrollenden, vom Wind tausende Kilometer weit entfernt verursachte, kinetische Energie bietet. Eine Welle entsteht. Leider spielt auch hier die Ausrichtung des Riffes eine grosse Rolle. Und heute passte sie auch hier nicht. Statt eine spiegelglatte Welle zeigte sich ein heilloses Durcheinander von weissen Schaumkrönchen, die sich ihre Wege vom und über das Riff suchten. Manche einzeln, manche sich vereinend und zu einem grösseren Schaumkrönchen werdend, und wieder andere, die ihre Energie verloren und wieder zu tiefblauem Ozean wurden. Ans Surfen war nicht zu denken. Während wir noch die unergründlichen Wege der Krönchen betrachteten, führte uns Manu, unser Kapitän, zielgerichtet weiter das Riff entlang. Von Zeit zu Zeit stiess er einen schrillen, sehr hohen Pfiff aus, der unsere Gedanken aus der Abwesenheit zurück ins hier holte. Nach einer gewissen Zeit drehte er das Boot und zog einen langen Kreis, immer noch ab und zu einen Pfiff ausstossend. Sein Blick wanderte dabei suchend über die Wasseroberfläche, die vom Wind in unzählige kleine Berge und Täler zerfurcht war, wie eine grosse, unendliche Miniaturberglandschaft. Anfangs konnten wir uns keinen Reim daraus machen. Doch plötzlich zeigte er in die Ferne und sagte: "Là-bas". Seinem rechten Zeigefinger folgend schauten wir in die Weite der Miniberglandschaft und entdeckten dann mehrere, zeitweise auftauchende, grössere, schwarzgraue Berge, die das Wasser durchschnitten. Es waren die Rückenfinnen einer grossen Delphinschule! Geschickt manövrierte Manu sein Boot mit einem erneuten Kreis von hinten auf die Schule zu und Pfiff weiter. Durch ihre natürliche Neugierde und die Pfiffe begannen die Tiere sich zu sammeln und neben sowie vor dem Boot herzuschwimmen und sich uns zu präsentieren, nur um dann wieder abzutauchen um an einem anderen Ort wieder zu erscheinen. Dabei stiessen sie aus ihrem Kopfloch kleine Fontänen zerstäubtes Meerwasser. Es waren zwei verschieden Arten von Delphinen, die zusammen auf Futtersuche waren. Dass sich zwei Arten mischen und gemeinsam jagen ist eine seltene Angelegenheit, wie uns Manu informierte. Aber wir hörten ihn kaum. Unsere Faszination galt ganz diesen wunderschönen, aalglatten Tieren der Meere. Wir zogen mehrere solcher Kreise und jedes Mal erschienen mehr Tiere, die uns ebenso interessiert zu betrachten schienen, wie wir sie anschauten. Es entstand sowas wie ein kurzer Austausch zweier Spezien, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Zauberhaft. Dies ging eine gute halbe Stunde so weiter, bis der Hunger die Tiere schliesslich wieder übermannte (oder ihr Interesse an uns nachliess) und sie sich wieder auf die morgendliche Jagt konzentrierten. Wir blieben zurück auf unserem kleinen Boot, wieder um ein tolles Erlebnis reicher auf unserer grossen, weiten Reise.

 

 

Und dann war da noch der Sonnenuntergangssurf. Am Anfang hatte ich nicht gezögert. Ich hatte gerade 30min gepennt und ich war nicht gerade gierig auf Surfen. Die zwei Sessions am Morgen fühlte ich noch deutlich in meinem Pectoralis major und Trapezoideus. Aber Carl und Loïc waren schon im Wasser und Mirjam drauf und dran, sich dazu zu gesellen. Also schnell aufgestanden, angezogen, Brett ins Wasser und ich hinterher. Schock! Irgendwie war das Wasser dem Gefrierpunkt sehr nahegekommen. Zum Glück mussten wir nicht weit paddeln. Einer von vielen Vorteilen, wenn man mit einem Boot unterwegs ist. Im Lineup angekommen hatte ich zwar noch immer kalt, aber irgendwie war sofort eine super Atmosphäre in der Luft. Das Wasser war praktisch glatt, obwohl eindeutig Wind vorhanden war. Zum Glück jedoch ein Mix aus off- und side-shore, was half, die Welle noch schöner zu formen und diese auch aufzustellen. Mirjam erwischte mit ihrem neuen Brett, wie bereits am Morgen, die erste angepaddelte Welle. Ich freute mich und erwischte bald auch meine Erste. Und die Landschaft wurde von Moment zu Moment besser. Hinter uns erstrahlte die Insel (Neukaledonien) in hellen Gelbtönen der untergehenden Sonne und der zunehmende Mond war bereits deutlich am Himmel zu sehen. Neukaledonien ist auf seine Südseite geprägt von Savannen- und Mangrovenlandschaft. Das Wetter kommt von Norden her und die Wolken lassen ihre nasse Fracht meistens auf der Nordseite, wenn sie über die Berge der Insel steigen müssen. Die Sonne spiegelte sich auch im Wasser. Und aufgrund der Annäherung zum Horizont erschien das Meer in silberfarbenen Tönen. Diese wurden durch unzählige, kleine Wasserperlen ergänzt, welche durch Gist der Wellen entstand und durch den Wind hinter die Welle getragen wurden. Diese Perlen tanzten noch ca. 10-20 Sekunden auf dem Wasser, bis sie wieder ein Teil des Meeres wurden. Generell wurde man jedes Mal ein wenig geduscht, wenn man sich durch oder über die Wellen kämpfte. Die Welle brach sehr nahe dem Riff und man konnte um kristallklaren Wasser die Korallen in der Tiefe sehen. Obwohl......tief war das Wasser nicht. Teilweise war das Wasser nicht mehr als knietief! Ich sah einige Clownfische und dann, plötzlich, rief Loïc: "Delphine!" Und tatsächlich, nicht mal 10 Meter von uns entfernt zog eine Schule von Flippers, wie sie im englischen Sprachgebrauch genannt werden, zwischen uns und dem Boot durch. Es waren etwa 5-7 Tiere und machten ihren Namen alle Ehre. Sie sprangen sich in alle Richtungen drehen aus dem Wasser wie die wilden. Wir johlten und applaudiertem mit jeder neuen Drehung. Es war einfach super und die Delphine waren die Krönung. Ich fühlte keine Kälte mehr nur noch Freude und Überwältigung. Auch Dankbarkeit, dass wir so unvergleichliche Momente auf unserer Reise erleben dürfen. Echt cool!

Fotos Neukaledonien:

https://www.icloud.com/sharedalbum/#B0cGdPblXGQGFF4

Video Neukaledonien:

https://vimeo.com/277623253

(PW: schildkröte)


Fidschi/Auckland

 

Und so kamen wir in das lange verhoffte Paradies. Fidschi. Eine Insel mitten in der Südsee mit korallweissen Stränden, von Palmen gesäumt, mit türkisfarbenem Meer. Nur sollten wir in unserer ersten Woche diese Insel in einem anderen, jedoch ebenso schönem Lichte zur Betrachtung dargeboten bekommen. Wie es eben meistens so ist, wenn man mit Erwartungen an eine Sache herangeht.
Bereits die Ankunft am Flughafen verlief nicht ganz nach Ferienkatalog. Die sonst einem mit tropischen Klängen erwartende Band hatte gerade Pause und die sonst so freundlichen Zöllner waren eher trocken und nicht in bester Stimmung. Erst unser Taxifahrer zeigte uns seine Zähne in Form eines Lächelns und empfing uns mit exotischen Klängen aus seinem Autoradio. So fuhren wir zu unserem Hotel direkt am Strand. Von hier aus sollten wir uns am nächsten Tag auf unser Schiff begeben, auf welchem wir die kommende Woche die nahegelegenen Inseln und Surfspots besuchen wollten. Voller Vorfreude genossen wir also den Abend zu Bier (Fiji Gold) und samoanischen Feuertänzen, bevor wir zu Bett gingen. Das Hotel war sehr hellhörig und die Bässe der benachbarten Strandbar begleiteten uns noch tief in die Nacht hinein.
Am nächsten Morgen wurden wir pünktlich mit dem Beiboot (Dingi) von Luc, unserem Touroperator, und unserem Koch auf dem Schiff, Rony, in Empfang genommen. Luc, ein eher logorrhoeischer Franzose, begrüsste uns, schien aber mit seinen Gedanken jeweils bereits bei einer anderen Sache zu sein. Wir hatten im Vorfeld mehrfachst mit ihm Telefonkontakt bezüglich unserer Verpflegungswünsche. Diese Telefonkontakte intensivierten sich ein bis zwei Tage vor der Abreise noch zusätzlich. Zum Glück war er auf Carl fixiert, so dass Mirjam und ich uns aus diesen Gesprächen weitgehend raushalten konnten. Luc besass zwei Boote, welche er vermietete. Zudem arbeitete er als Helikopterpilot für Oceanpacificair, einer Firma, die Menschen und Güter von Insel zu Insel, oder von einem Ort der Insel an einen anderen Befördert. Er war liiert mit einer jungen, hübschen, fidschianischen Studentin, welche ein grosses Tattoo auf ihrem rechten Oberschenkel besass. Er selbst war wohl um die vierzig Jahre alt, kahlgeschoren und von mittlerer Grösse. 
Als endlich alle Worte ausgetauscht waren, fuhren wir mit Rony zu unserem Boot, welches in der Bucht ankerte. Rony war ein aus dem Norden der Insel stammender, 25 Jahre alter Fidschianer. Unverheiratet, aber in einer Fernbeziehung mit einer Neuseeländerin gleichen Alters, welche in den nächsten Wochen zu Besuch erwartet wurde. Er arbeitet seit über 2 Jahren als Koch bei Luc, genau wie sein jüngerer Bruder, welcher ihm diesen Job verschafft hatte. Davor war Rony Feldarbeiter in der Nähe seines Dorfes. Wie die meisten Fidschianer, die wir kennen lernten und noch kennen lernen sollten, rauchte er starken Tabak und Marjhuana, trank Spirituosen und Grog und war stets gut drauf und immer für ein Spässchen zu haben. Zudem hatte er eine panische Angst vor Fröschen, von welchen es auf Fidschi drei Arten gab, wovon zwei von Europäern eingeschleppt wurden.
Wie bereits erwähnt fuhren wir nun mit unserem zweigetacktetem Dingi zu unserem Schiff, der "Chipsea". Eigentlich hätten wir auf dem neueren Partnerschiff, der "Fantasea" reisen sollen. Leider hatte diese bis vor kurzen aber Motorprobleme, weswegen wir nun mit der Chipsea, einem klassischen Segelschiff, verlieb nehmen durften. Im Gegensatz zum Katamaran auf Neukaledonien war sie ein richtiges Biest. Bereits etwas in die Jahre gekommen aber gemäss Luc stets zuverlässig. Gänzlich aus Metall schien sie schier unzerstörbar. Rony erzählte uns, dass der letzte Kapitän den Kahn bereits ein bis zweimal ausversehen auf einem Riff auflaufen liess, ohne, dass das Schiff irgendwelche Schäden davongetragen hätte, was man bei einem Karbonrumpf nicht behaupten könne. Zudem betonte auch er die Zuverlässigkeit des Motors und der Chipsea generell. Beim Schiff angekommen wurden wir von den restlichen beiden Crewmitgliedern in Empfang genommen. Da war zum einen Pony, der Kapitän. Ein 34-jähriger Fidschianer. Er stammt aus einer der westlich vorgelagerten, kleineren Inseln Fidschis. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Mit seiner Familie lebt er nun in Nadi, der dritt- oder viertgrössten Stadt Fidschis und die Stadt, in welcher der internationale Flughafen liegt und wir nun das Schiff bestiegen. Pony war ein ruhiger und sehr ausgeglichener Charakter. Im Vergleich zu Rony und dem dritten Crewmitglied rauchte er weder noch trank er. Er war einen halben Kopf grösser als die beiden Anderen und wog auch deutlich mehr, wirkte aber nicht "dick". Unser Gepäck wurde vom dritten und letzten Mitglied, Junior, entgegengenommen. Mit 20 Jahren war er der jüngste an Deck und Ronys Cousin. Wie dieser stammte er aus dem gleichen Dorf im Norden der Insel, spielte Rugby (wohl DER Volkssport auf Fidschi) war unverheiratet, hatte aber eine Versprochene zu Hause im Dorf, von der er aber eigentlich nichts wissen wollte, obwohl sie gemäss Rony gut aussah und auch sonst gut zu ihm passen würde. Trotzdem schien es Junior nicht zu stören, aufgrund der Arbeit auf dem Schiff nicht zurück ins Dorf und zu ihr gehen zu können. Er hatte einen Bachelor-Abschluss in einem, so war mir, wirtschaftlichen Fach. Für weitere Studien fehlte jedoch das Geld, weswegen er auf dem Schiff zu arbeiten begann mit der Aussicht, die Skipper-Ausbildung zu absolvieren. Aktuell war er deswegen Mädchen für alles auf dem Schiff. Ausser kochen musste er nicht, dass war Ronys Aufgabe. Surfen konnte keiner von ihnen. Rony und Jr. hatten zwar alte Boards dabei benutzen sie aber auf der ganzen Reise nicht. Und da sie alle nicht sonderlich Ahnung vom Surfen und von Wellen hatten, fuhren sie uns direkt zur Cloudbreak. 
Für alle nicht Surfer unter den Lesern, Cloudbreak ist wohl eine der krassesten Riffwellen, die es auf unserem Planeten gibt. Eine Riffwelle zeichnet sich dadurch aus, dass die anrollende Wassermasse praktisch an einem Punkt abgebremst wird und dadurch eine enorm steile, konische Welle hervorbringt. Zudem wird das wenige Wasser auf dem Riff noch in die Welle hereingezogen, so dass die Korallenformationen blank vor einem liegen, wenn man in die Welle einsteigt. Kurz: Nichts für Anfänger. Und Cloudbreak ist wie gesagt, ein der krassesten Riffwellen, auf der die Weltelite surft. Wer sich die Welle mal anschauen will, hier einen Link von diesem Jahr: 
https://m.youtube.com/watch?v=qfCV3E-2rFk
Wir haben auf dieser Reise zwar Fortschritte gemacht, ein solche Welle zu surfen liegt aber noch in der Ferne. Diese kommunizierten wir auch Pony, und so fuhren wir mehr oder weniger ziellos zu ein paar anderen, kleineren Wellen, die aber aufgrund der Richtung des Wellenganges und des Windes nicht liefen. Mit anderen Worten, unsere Crew hatte keine Ahnung von Swell und Wellenkonditionen, so dass ziemlich schnell klar wurde, dass wir sagen mussten, wohin das Boot zu steuern hat. Dies war natürlich alles andere als einfach, da wir hier weder die Wellen noch die Riffe kannten. Wir dachten, es würde so ähnlich wie auf Neukaledonien laufen, bei der die Crew selbst Surfer waren und sich entsprechend gut auskannten. So verstrich der erste Tag ungesurft. Am folgenden Tag versuchten Mirjam und ich unser Glück auf der Welle "Wilkinson's Path" (ja, fast jede Welle hat einen Namen;)). Leider war bereits früh morgens viel Wind und die Gezeiten passten nicht, so dass eine enorme Strömung im Wasser herrschte. Jr., der uns in der Nähe der Welle mit dem Dingi absetzten sollte, bemerkte zwar die Strömung, konnte sich daraus beim Surfen aber keinen Reim machen, und liess uns an einer völlig falschen Stelle ins Wasser. Innert kürzester Zeit waren wir im offenen Meer und er konnte uns wieder zusammenlesen. Wir versuchtem ihm klar zu machen, wo er uns ins Wasser lassen sollte. Da getraute er sich aber aufgrund der Wellen nicht hin, weswegen wir einen zweiten, erfolglosen Versuch starteten, der wieder im Einsammeln im offenen Meer endete. Da die Welle kurz vor dem abflachen war, unterliessen wir einen dritten Versuch und gingen zurück zum Schiff. Ärgerlich.
Wir machten uns anschliessend selber schlau bezüglich Wellen, Gezeiten, Wind, ect. für die kommenden Tage und mussten feststellen, dass es ums Surfen nicht gerade günstig Stand. So entschieden wir uns für ein Alternativprogram. Wir gingen Segeln, Fischen, Schnorcheln, Lesen, Trinken, auf einsamen Inseln spazieren und solche Sachen, die man eben so auf einem Boot im Pazifik machen kann. Eine Woche zu sechst auf einem Boot eingepfercht. Da lernt man sich ziemlich gut kennen, und so hatten wir dank unserer illustren, miteinander Verwandten Crew, den seltenen Einblick in die Gepflogenheiten der lokalen Bevölkerung. Überall unterwegs trafen wir auf neue Verwandte von Rony und Jr. sowie auf deren Freund und Bekannte. So eine Insel wie Fidschi ist halt nichts weiter als ein auf mehrere Inseln verteiltes Dorf. 

Wir amüsierten und ärgerten uns teilweise an der unorganisierten Spontanität des Team "Chaos" (Rony und Jr.), wie wir sie zu nennen begannen. Rony z.B. kochte sehr gut, seine Küche, welche sich im Bauch des Schiffes zusammen mit dem Esszimmer und unseren Schlafkojen zusammen in ein und demselben, grossen Raum befand, war ein einziges Chaos. Mirjam und Carl hielten es keine drei Tage aus, ohne ein wenig aufzuräumen. Und bei Jr. musste man, sollte eine Aufgabe gelingen, einen korrekten Drei-Punkte-Befehl erteilen. In der Art; Ziel, Weg zum Ziel, und wann mit wieviel Zeitaufwand die Aufgabe zu erledigen war. Ansonsten konnte man sich über das vorprogrammierte Scheitern amüsieren oder aufregen. Pony, der Kapitän, war die Ruhe selbst und hatte unendliche Geduld mit den Beiden. Da Carl oft unter Ponys Aufsicht das Ruder übernehmen durfte, knüpften die zwei eine unausgesprochene, gute Bande untereinander und sie verstanden sich sehr gut, auch nur über Gesten, einem Augenzwinkern oder über Bewegungen der Mundwinkel. Abends suchten wir jeweils in ruhigeren Gewässern und Buchten Unterschlupf, da ein einrumpfiges Segelschiff viel mehr schwankt als ein Katamaran, was Mirjam teilweise Unbehagen und eine Schlaflose Nacht brachte. Am letzten Tag unserer Reise konnten wir dann tatsächlich sogar nochmals surfen gehen, was ziemlich guttat, nach einer Woche faulenzen. Zudem nahm es Jr. mit dem Putzen des Schiffes nicht ganz so genau, so dass wir schliesslich froh waren, nicht noch eine Woche auf See verbringen zu müssen. Am letzten Abend besuchte uns auch noch Luc, bevor die Crew Landurlaub erhielt. In der Mitte der Woche trafen wir bereits einmal aus der Ferne auf ihn. Der Weinvorrat neigte sich vorzeitig dem Ende zu, weswegen Luc uns via Helikopter mit neuem versorgte. Jedenfalls brachte er dieses Mal seine Freundin mit, die aber viel lieber in die Stadt mit ihm wäre und ständig quengelte, er möge doch die Konversation mit uns nun beenden und mit ihr wieder zurück an Land gehen. Eine sehr unangenehme Person, auf deren Bekanntschaft wir auch hätten verzichten können. Als er dann endlich mit ihr Abzog kehrte wieder Ruhe auf dem Schiff ein, welches wir nun für uns alleine hatten. Pony verbrachte den Abend bei seiner Familie und war am nächsten Morgen pünktlich um 6:00 Uhr zurück auf dem Schiff (auch sonst war er immer auf die Minute pünktlich, wie ein Schweizer Uhrwerk). Die anderen Beiden verbrachten ihren Abend, wie man es von Erzählungen über Seefahrer gehört hat, in der erst besten Kneipe und liessen sich mit dem eben erhaltenen Sold zulaufen. Sie zechten bis früh morgens und wir sahen sie nicht wieder. Lediglich des Nachts kamen sie leider nicht gerade leise (besser gesagt grölend und johlend und mit Freunden im Schlepptau) zurück aufs Schiff um sich zu verpflegen. Die Spagetti-spuren fand man am nächsten Morgen über dem ganzen Deck verteilt. Um das ganze Schiff zu putzen würde man sicher 2-3 Stunden dauern. Wann sie das anstellen wollten, war uns schleierhaft, denn das Schiff war bereit gleichentags wieder voll ausgebucht, eine Stunde, nachdem wir das Boot verlassen hatten. Das war aber auch nicht mehr unser Problem, denn wir waren froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Nach einem Kaffee wurden wir nämlich bereits wieder abgeholt und traten eine zwei stündige Fahrt in den Süden der Insel an. Für die nächste Woche hatten wir Unterkunft in einem Surfresort eines Neuseeländischen Pärchens gefunden. Mantanavusi nannte sich dieser Ort. Und glücklicherweise sah die Wellenvorhersage dieses Mal deutlich besser aus und auch die Leute vor Ort waren alles Surfer, die wussten, worauf es ankam. Das Klientel bestand vornehmlich aus Neuseeländischen Familien, die ihre Kindern zum Surfen hierherbrachten. Teilweise surften auch die Eltern. Es war ein Stücken Paradies, wie wir es bereits auf den Mentawai Inseln in Indonesien erleben durften. Zweimal täglich fuhren wir mit Booten an Spots, die Wellen auf dem Niveau der jeweiligen Surfer boten. Zudem durften wir am Spots "Fregates" Zeuge einer perfekt laufenden, double-head-high Welle werden. Die gesamte Wasserbewegung war berauschend und zur Komplettierung schwammen noch ein paar Wale an uns vorbei und streckten ihre Hinterflossen in die Höhe. Die Bewegung, die gleichzeitige Ruhe im Resort sowie die hygienischen Standards taten nach der Woche auf dem Schiff gut. Alles war sehr familiär und auf den Komfort der Gäste ausgerichtet. Wäre man aber "nur" hier gewesen, ich glaube, wir hätten einen wichtigen Teil des "wahren" Fidschis der Fidschianer verpasst. So oder so ging unsere Zeit auf dieser wunderbaren Insel viel zu schnell vorbei. Ehe wir es recht bemerkten und verarbeiten konnten, sassen wir bereits wieder im Flugzeug in Richtung Auckland, Neuseeland. Es war dies unser letzter gemeinsamer Stopp mit 'Carl, der nach etwas mehr als 3 Monaten zusammen Reisen den Heimweg antrat. Für ihn war die Zeit gekommen, nach Hause zu gehen, denn er wurde des Reisens langsam müde. So genossen wir zusammen noch die wenigen paar Tage, die uns blieben, währen Mirjam und ich uns bereits für das nächste Abenteuer rüsteten. Südamerika! 

 

 

Fotos Fidschi:

https://www.icloud.com/sharedalbum/#B0cGJDfWGo5u26

Fotos Auckland:

https://www.icloud.com/sharedalbum/#B0cGIcgc2GwvL7f

Video:

https://vimeo.com/280034090

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